33. Slaten

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Aidens Stimme reist mich aus meinen Überlegungen und ich beginne sofort die Dokumente des Ordners wieder zu Ordnen. Bei meinen Hektischen Bewegungen fällt ein Blatt auf den Boden, ich lege die restlichen Blätter wieder auf den Ordner und greif nach dem auf dem Boden liegenden. Es ist irgendwie nicht so wie die anderen denn es scheint kein Blatt zu sein das zu einem 'Objekt' gehört und trotzdem sind dort Testergebnisse vermerkt.

Patient scheint im Traum auf Erinnerung zugreifen zu können. Team fordert Abbruch, L. Davis lehnt ab.

„Ardy Schatz, kommst du zum Essen?", ich höre wie Aiden langsam eine der Treppen hoch kommt. „Ja!", rufe ich. Hektisch  schlage ich den Ordner zu und stelle ihn wieder in das Regal. Mein Blick wandert zu dem Blatt in meiner Hand, ohne zu überlegen stecke ich das Blatt zusammen gefaltete in meine Hosentasche und trete aus dem Zimmer. Schnell schließe ich die große Tür und eile zur Treppe, gerade als ich diese herunter stürze kommt Aiden um die Ecke und ich renne fast in ihn rein. „Uch. Du hast es aber eilig Honey.", lacht er und nimmt mich an die Hand, „Na komm, wir gehen essen Love.". Sein Ärger über meine Fragerei scheint total vergessen, er ist wieder der ausgeglichene junge Man der er in meiner Gegenwart eigentlich immer ist, vorausgesetzt ich gehorche ihm. Zusammen begeben wir uns in ein großes Zimmer das eigentlich mehr einem Saal ähnelt. In der Mitte des Raumes steht eine lange Tafel aus dunklem Holz, auf der Tischplatte steht glänzendes Geschirr und flackernde Kerzen. Aiden grinst und zieht mich auf die zwei gedeckten Plätze zu. Ich lasse mich neben ihm auf einem der unglaublich Edel aussehenden Stühle nieder und bin überrascht wie gemütlich sie sind. Ein junger Man in Anzug und eine junge Frau in Schwarzem Kleid betreten den Raum und bringen uns das Essen. Aiden lächelt freundlich und winkt mit der Hand um sie wegzuschicken. Neugierig betrachte ich meinen Teller, ein Steak mit roter Sauce, Schwarzwurzeln und Kartoffeln. Ich Probiere etwas von der Sauce, für einen Augenblick kommt es mir so vor als würde ich den Geschmack kennen doch ich kann mich nicht daran erinnern woher ich ihn kennen sollte. Ein paar Minuten essen wir schweigend dann versuche ich ein Gespräch anzufangen, auch wenn ich das eigentlich nicht darf. „Daddy?", Aiden schaut kurz zu mir und Nickt freundlich lächelnd. „Ich hab einen Raum gefunden, einen mit vielen Ordnern und-", ich stocke und blicke zu Aiden dessen Blick zwar auf mir ruht, aber nicht den Eindruck macht als wäre er sauer. „In dem Raum ist mir ein Ordner aufgefallen. Das Etikett war irgendwie anders.", Aiden nickt, „Projekt Slated.",sagt er und sieht mich an, „Den meinst du doch, oder?", ich nicke leicht und bin mir nicht sicher wie ich weiter reden soll. „Was ist das?", frage ich vorsichtig, „Projekt Slated meine ich.". Aiden überlegt kurz dann sieht er mich eine Weile einfach nur schweigend an, „Hast du in den Ordner geschaut?", seine Stimmlage und Mimik sind so neutral das ich nicht weiß welche Antwort er gerne hören würde. Ich wäge die Risiken ab, entscheide mich jedoch dazu ihm die Wahrheit zu sagen, er würde es sowieso herausfinden. Zögerlich nicke ich also und beobachte jede seiner Bewegungen, er nickt langsam. „Hätte mich auch gewundert wenn du es nicht getan hättest.", murmelt er dann bevor sein Blick wieder meine Augen trifft. „Ardy, ich rede jetzt einmal mit dir über dieses Thema und danach nie wieder. Ich will dich danach nicht noch ein einziges Mal über dieses Thema sprechen hören verstanden?", sein Tonfall ist ernst und seine Augen sind kalt, er strahlt im Moment so viel Dominanz aus das ich am liebsten einfach gesagt hätte das ich eigentlich gar nichts darüber wissen will. Nach einigen Sekunden nicke ich vorsichtig, „Verstanden.", hauche ich und Aiden scheint zufrieden zu sein.
„Also, Projekt Slated...das war...nein, ist ein großes Wissenschaftliches Projekt. Ich habe viel Geld in verschiedene Labore gesteckt um sie bei der Hirnforschung zu unterstützen. Irgendwann ist einem der Professoren, Herr Davis, aufgefallen das es möglich ist bestimmte Stränge im Gehirn zu durchtrennen oder zu blockieren und somit Erinnerungen sozusagen, abzukapseln. Die Patienten haben einfach alles vergessen, so als hätte jemand auf  'Neustart' gedrückt.", ich lasse Aidens Worte einen Moment lang auf mich einwirken, „Ihr klaut ihnen ihre Erinnerungen.", hauche ich dann und schaue Aiden an. „Ardy, wir klauen nicht. Die Erinnerungen sind ja noch da, sie können nur nicht mehr auf sie zu greifen.", Aiden sagt das so als wäre es total normal das sowas gemacht wird. „Habt ihr das bei mir auch gemacht? Kann ich mich deswegen nicht an meine Familie erinnern?", Aiden scheint einen Moment lang überrascht zu sein, dann fängt er sich wieder und lächelt beruhigend. „Honey, du weißt doch wo du vorher gelebt hast und was passiert ist. Welche Umstände dich hierher gebracht haben.", etwas in seiner Stimme klingt seltsam vorsichtig, so als würde er jedes seiner Worte mit sehr viel bedacht wählen. „Aber den anderen Patienten habt ihr doch auch einfach nur irgendwas erzählt, woher soll ich wissen dass das was in meiner Akte steht stimmt?", ich beobachte Aiden genau als ich das sage und ich kann genau sehen wie für einige Sekunden etwas über sein Gesicht huscht. Angst? „Ardy wir sollten das Thema jetzt beenden.", sagt er schließlich und wendet seinen Blick ab. Diese Reaktion gibt mir recht, in mir bricht etwas zusammen und einen Moment lang vergesse ich zu Atmen. „Ihr habt mich geslated.", hauche ich und Aiden hebt den Blick, „Nein Ardy das haben wir nicht du-", ich unterbreche ihn. „IHR habt MEINE Erinnerungen geklaut! Dazu hattet ihr kein Recht! Das war MEIN Leben! MEINS!! Ihr habt es mir einfach weggenommen! Ihr habt es einfach gelöscht, mich einfach Neugestartet!", Aiden sieht mich geschockt an, „Ardy lass uns reden-". „Vergiss es! Warum habt ihr das gemacht? Warum?!? Ihr hattet kein Recht dazu!", Tränen steigen in meine Augen. „Ihr dürft sowas nicht! Ihr dürft nicht einfach die Erinnerungen von Menschen klauen! Ihr könnt nicht einfach ihr Leben löschen!", ob ich schreie oder weine weiß ich selbst nicht mehr. „Ardy, es war nur zu deinem Besten. Glaub mir du-", ich springe auf und stoße meinen Stuhl dabei um, er knallt auf den Boden. „SEI STILL!! Warum machst DU sowas?!? Weißt du eigentlich wie das ist wenn du dich an NICHTS erinnern kannst?!? Wenn du nicht weißt wo du herkommst, wenn du deine Familie nicht kennst, wenn du einfach nicht weißt WER DU BIST?!?", meine Sicht verschwimmt vor meinen Augen und heftige Schluchzer schütteln meinen Körper. Verzweifelt greife ich in meine Haare und zerre an ihnen, ich sehe Schemenhaft wie Aiden aufsteht und auf mich zu kommt. „Ardy bitte, beruhige dich doch.", er streckt eine Hand nach mir aus doch ich weiche zurück. „Fass mich nicht an!", zische ich und meine Augen blitzen wütend, „Habt ihr das mit Taddl auch gemacht?! Habt ihr ihn auch einfach gelöscht?!? Einfach Neugestartet.". „Ardy lass mich das doch wenigstens erklären bevor du hier weiter so rumschreist. Ich-", Aiden wirkt leicht verzweifelt, doch ich bin viel zu wütend um darauf zu achten. In mir dreht sich alles und innerlich schreie ich so laut dass das ganze Haus zusammen stürzt. Ein Feuer lodert in mir auf das ich nicht von mir kenne, Adrenalin schießt durch meine Venen und mein Puls steigt rasend an. In mir scheint sich eine aggressive Spannung aufzubauen, welche mit jedem meiner Worte wächst. Als Aiden mich an der Schulter berührt explodiere ich, „FASS. MICH. NICHT. AN!! LASS MICH EINFACH IN RUHE!  DU BIST EIN MONSTER!!", ich schlage nach Aiden und spüre wie ich durch die Energie die meinen Körper durchströmt immer rasender werde. „WER BIN ICH?! WER BIN ICH WIRKLICH VERDAMMT?!?". Aiden sieht mich an dann schüttelt er den Kopf. Plötzlich geschieht alles sehr schnell. Aiden kommt auf mich zu gesprungen, packt mich am Arm und rammt mir eine Spritze in diesen. Ich keuche auf als ich die kühle Flüssigkeit spüre die sich langsam in meinem Blut entfaltet. Mir wird schwindlig und Aiden muss mich auffangen damit ich nicht auf dem Boden aufschlage. Das Adrenalin in meinen Adern wird durch ein kühles Kribbeln ersetzt, mir kommt es so vor als würde die Welt in Zeitlupe ablaufen während sich das kühle Kribbeln in meinem ganzen Körper verbreitet. Aiden sinkt langsam mit mir zu Boden und streicht mir meine  verschwitzen Haare aus dem Gesicht. „Shhh. Gleich ist es vorbei mein Schatz.", flüstert er und streicht beruhigend über meinen Arm. Ich schwebe, mein Körper ist federleicht und überwindet die Schwerkraft, das Kribbeln verwandelt sich in ein angenehm warmes Gefühl und ich muss Augenblick lächeln. Mein Körper schüttet massenweise  Glückshormone aus und versetzt mich in einen Rausch artigen Zustand. „Gleich schläfst du Honey, gleich ist alles vorbei.", die Stimme von Aiden klingt seltsam gedämpft und weit weg, meine Augen werden schwer und ich spüre wie alles in meinem Körper sich nach Schlaf sehnt. „So ist es gut Schatz, schlaf ein.", ein Gedanke schwebt durch meinen Kopf, ich versuche nach ihm zu greifen bekomme ihn aber nicht zu fassen. Langsam wird meine Sicht noch unschärfer, und meine Augenlieder werden so schwer das ich sie fast nicht mehr offen halten kann, langsam schließe ich sie und mein Körper wird noch leichter. In meinem Kopf existiert nur noch der tiefe Wunsch nach Schlaf. Langsam driftet mein Bewusstsein ab und ich gleite in eine warme, alles umhüllende Dunkelheit.

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Ich bin durch mit den Prüfungen! Yeay😂 vielleicht schaff ich es ja jetzt auch mal aktiver zu werden. Viel Spaß mit diesen und den weiteren Kapiteln die hoffentlich regelmäßiger kommen.

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