Prolog

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Ich möchte für diese Story ganz offiziell eine Trigger Warning aussprechen! ⚠️

Es wird behandelt:
Diverse psychische Probleme wie bspw Depressionen, bipolare Störungen, Essstörungen oder auch Suchtverhalten.

Wer damit nicht umgehen kann, soll sich bitte zwei- oder auch dreimal überlegen, ob er oder sie diese Story wirklich lesen möchte.

Allen anderen wünsche ich viel Spaß :)

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Prolog

Pov Levi
Ein wenig amüsiert sah ich Erwin dabei zu, wie er sich erneut über seine Nachbarn aufregte. Ihre Musik war mal wieder bis in seine Wohnung zu hören und langsam hatte der 23-Jährige genug.

„Nur ein wenig Ruhe" hatte er gesagt. Er wollte nur ein wenig Ruhe. Doch das hatten seine Nachbarn nicht im Sinn. Ich wusste nicht viel über sie. Erwin sagte immer nur, dass es drei junge Erwachsene wären, die sich immer mal wieder eine Party erlaubten und irgendwelche Leute hier anschleppten. Nichts verwerfliches.

„Wenn es dich so aufregt, warum klopfst du nicht einfach mal und bittest sie die Musik leiser zu machen?", murrte ich. Sein rumgetiger machte mich wahnsinnig.

Der Blonde seufzte ergeben und machte sich schließlich auf den Weg zur Wohnungstür. Ich blieb auf dem Sofa sitzen, sah auf mein Handy.

02:47 - kein Wunder, dass Erwin genervt war. Die Musik seiner Nachbarn lief schon seit Stunden so laut, doch außer dieser hörte man keinen Mucks aus der Wohnung nebenan. Es wirkte fast so, als wäre niemand Zuhause gewesen, doch Erwin, welcher laut meinen Namen rief, überzeugte mich vom Gegenteil.

Aufgrund der Panik in seiner sonst so ruhigen Stimme, rannte ich schnell zu der Wohnung. Schon im Flur kam mir ein beißender Geruch entgegen, meine Augen fingen an zu tränen und um dem Gestank ein wenig zu entkommen hielt ich mir die Hand vor Mund und Nase.

Es war schwierig zu beschreiben. Es war nicht nur Gestank, nicht so als würde man an einem frischgedüngtem Feld oder einer Kläranlage vorbeigehen. Es war viel mehr als hätte man einen Sarg geöffnet. Ich war mir sicher, in diesem Gestank hätte niemand lange überleben können. Eine Mischung aus Schimmel, Urin, Schweiß und Erbrochenem - einfach nur widerlich.

Doch das war nicht mal das Schlimmste. Es kam nah ran, doch beinahe nichts konnte den Anblick übertreffen, der sich mir nur wenige Sekunden später bot. Kaum war ich in die stinkende Wohnung eingetreten, sah ich unzählige Pizzakartons und Asia-Nudelboxen. Burgerking Tüten und Verpackungen. In vielen von ihnen halb aufgegessenes Essen, völlig verschimmelt. Die Kartons angenagt - vermutlich von Ratten oder Mäusen - und einige völlig zerfetzt. Der Teppichboden war vermutlich mal hellgrau, nun glich er eher einem dunklen Grün, übersäht von unzähligen Flecken jeglicher Art.

Doch auch das war nicht das Schlimmste. Selbst für jemanden wie mich, der zugegebenermaßen einen übertrieben Putzfimmel hatte und auf Sauberkeit achtete, war der Anblick des verdreckten Heimes nicht das Schlimmste in der Wohnung.

Das, was mich so sehr schockte war der junge Mann auf dem Sofa. Nicht nur, dass er in seinen vollgepinkelten Klamotten auf einer Couch lag, die dieses Erlebnis wohl schon öfter durchlebt hatte, war er kaum bei Bewusstsein. Erwin, welcher sich um die anderen Drei kümmerte drehte sich zu mir um.

„Ruf einen Krankenwagen! Keine Ahnung was die alles genommen haben, aber die müssen ins Krankenhaus." Sofort kam ich dem Befehl nach, meine Augen nicht von dem Brünetten ablassend.

Noch mit dem Handy am Ohr ging ich langsam auf ihn zu, hockte mich vor ihn und strich ihm die schweißnassen Haare aus dem Gesicht. Seine Haut hatte eine ungesund bleiche Farbe angenommen, seine Lippen waren bläulich-lila und seine Augen nur halb geöffnet. Er schien völlig apathisch, als er langsam seinen Mund öffnete und die schwachen Wörter: „Bin ich endlich tot?" aus seinem Mund kamen.

Kaum hatte er diesen Satz beendet, schloss er seine grünen Augen komplett und ließ ungewollt seinen Arm auf mich plumpsen.

Endlich hatte ich jemandem beim Notruf. Schnell erklärte ich die Situation, musterte dabei die Jüngeren. Erwin kümmerte sich um eine blonde Frau, einen blonden und einen brünetten Mann. Der junge Mann, welcher vor mir auf der Couch lag hatte seinen entblößten Oberarm abgebunden. Sofort sah ich mich nach einer Spritze um, doch zu meinem Entsetzen fand ich nicht nur eine. In einer Ecke, auf ein wenig altem Zeitungspapier lagen circa 10 Spritzen und ich war mir sicher, dass nicht eine davon sauber von Heroin war.

Wer auch immer diese Leute waren, sie brauchten umgehend Hilfe.

Umso besser, dass nur wenige Minuten später die Rettungssanitäter eintrafen und die Situation übernahm. Ebenso erschien die Polizei. Bei dem Anblick und Geruch der Wohnung verschlug es einem jüngeren Beamten die Sprache und entsetzt sah er zu seinem Kollegen, welcher gerade Erwins Aussage aufnahm. Er konnte alle identifizieren - alle außer den schönen jungen Mann auf dem Sofa, wer auch immer er war, er gehörte absolut nicht her.

Let me save your life [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt