Kapitel 7

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PoV Eren
Am Montagabend hatte ich Levi gefragt, ob ich Dienstag wieder dabei sein dürfte. Als er meinte, dass ich mich nicht anmelden müsste, sondern einfach kommen sollte, wenn mir danach war, ging es mir irgendwie besser. Ich kam mir gewollt und erwünscht vor.

Am Dienstag um 15:30 betrat ich den Gruppenraum. Zwischen 15 und 16 Uhr sollte man kommen. Es waren schon ein paar Leute da. Auch Levi, welcher an seinem Handy saß und vor sich hin tippte.

Der Erste, der mich bemerkte war Armin, welcher mit Jean und Connie auf dem großen Sofa saß und geredet hatte. „Eren setz dich zu uns!", rief er und plötzlich starrten mich alle an. Sofort stieg die Hitze in mein Gesicht und ich hielt meine Hand über meine Armbeuge. Ich trug zwar etwas Langärmeliges, dennoch hatte ich das Gefühl, dass jeder sehen konnte, was ich wieder getan hatte. Samstag hatte ich die Nadel wieder zu lange drin gelassen, ein neuer blauer Fleck.

Ich setzte mich zu den Anderen, hörte mir ihre Geschichten vom Wochenende an und vom gestrigen Sport. Schien gut gewesen zu sein. „Warum warst du nicht da?", fragte Marco und ich zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht so genau."

„Komm morgen, Hanji will mit uns klettern. Da werden auch nicht alle mit kommen. Christa und Armin zum Beispiel haben extreme Höhenangst." Empört öffnete Armin den Mund um etwas zu erwidern, ließ es dann aber.

„Ich denk drüber nach.", antwortete ich wahrheitsgemäß. Ich würde gerne mitkommen, aber ich wusste nicht, ob ich das schaffen würde. Mir fiel auf, dass Marco heute anders war als Freitag. Er war sehr viel freundlicher und lächelte mehr. Vielleicht hatte er Freitag nur schlechte Laune.

Obwohl ich öfter gehört hatte, wie Ymir sagte "Marco und seine schlechten Tage". Das hatte vermutlich nichts besonderes zu sagen.

Als um 16 Uhr noch Sasha dazu gekommen war, holten Levi und Hanji zwei Notizbücher hervor und setzten sich zu uns. „So.", fing Hanji an. „Wie war das Wochenende, ist seit gestern etwas Wichtiges passiert?"

Armin begann: „Hab ich zwar gestern schon erzählt, aber ich hab ein Mädchen kennengelernt. Zwar übers Internet, aber wir haben schon telefoniert. Ging ohne großes Stottern." Hanji notierte sich alles, gab aber keinen Kommentar.

Plötzlich lagen alle Blicke auf mir, wahrscheinlich weil ich neben Armin saß. „Ähm ich hab nach 'ner Ewigkeit mal mein Zimmer aufgeräumt und das war alles." Ich sah auf meine Knie, hielt wieder meinen Arm. „Alles?", fragte Levi und sah mir stechend in die Augen. „Naja, nichts Erwähnenswertes."

„Alles ist erwähnenswert.", lächelte Hanji und ich schluckte. Vermutlich war es besser darüber zu reden, doch über wie viel konnte ich reden? Levi sagte er sei kein Bulle und würde mich nicht verurteilen, aber was ist war mit den anderen? „Ich hatte ne Panikattacke.", murmelte ich dann leise. „Wie bist du damit umgegangen?", fragte Hanji.

Warum werden bei mir Fragen gestellt und bei Armin nicht? Vielleicht weil bei ihm alles gut war?

„Ich hab das gemacht, was Ymir gemacht hat, als sie wütend wurde." - „Gezählt?", fragte Marco und ich nickte. „Hat das funktioniert?" Wieder nickte ich. „Noch was?", fragte Levi und ich nickte kaum merklich, deutete dabei auf meinen Arm. Er schien zu verstehen, sagte nichts dazu und wand sich an Marco.

Auch sein Wochenende war nicht unbedingt das Beste und so langsam verstand ich, warum er hier war. „Samstagabend hat es Überhand gewonnen und erst Montag morgen war ich wieder ich. Ich kann mich nicht erinnern, was ich alles getan oder gesagt habe. Aber meine Schwester meinte ich hätte sie angeschrien. Keine Ahnung wie ich damit umgehen soll. Sie sieht mich nicht an."

„Hat sie gesagt was passiert war?", fragte Hanji. Marco schüttelte den Kopf. „Frag sie. Selbst wenn sie gerade nicht mit dir reden möchte, sollte sie dir wenigstens erklären was passiert ist. Oder frag deine Eltern.", sprach Levi.

Ich war mir nicht sicher, was Marcos Diagnose war, doch was mir klar wurde, er hatte zwei Gesichter. Sein normales, das was gerade zu sehen war, gut gelaunt, sensibel. Und dann das andere, das weniger sensibel war und auch mal einen unpassenden Spruch los ließ.
Aber, dass er sich nicht daran erinnern konnte wunderte mich.

Jean hatte nicht viel zu erzählen, keine Ahnung warum der eigentlich hier war. Sasha hingegen erzählte von den Bergen von Essen, die sie in sich hinein geschaufelt hatte und noch auf der Restauranttoilette wieder ausgespuckt hatte. Sie meinte es wäre der Druck der Verwandtschaft gewesen, die nichts von ihrer Essstörung wusste. Sie wollte sich nichts anmerken lassen, wusste, dass das was sie tat nicht gut war und schwört es nicht wieder zu machen. „Hör auf das zu versprechen, Sasha. Mach dir nicht selber so viel Druck.", hatte Levi gesagt.
Connie war auf einer öffentlichen Toilette - schien wie ein großer Fortschritt für ihn.

Alle hatten ihre Probleme für die sie nichts konnten. Und ich saß hier mit dem, was ich mir selber antat. Etwas, was ich einfach stoppen könnte, wenn ich wirklich wollte. Doch mein Unterbewusstsein wollte das nicht. Und ich verstand nicht warum.

Let me save your life [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt