Kapitel 30

2.7K 158 16
                                    

PoV Eren
In Levis Wohnung angekommen führte mich der Kleinere sofort in sein Schlafzimmer, stellte meine Tasche und die Gitarre ab und lehnte sich an seinen Kleiderschrank. Es fühlte sich an, als sei eine Ewigkeit vergangen, seit ich das letzte Mal hier war. „Willst du was bestimmtes machen?", fragte er und sah mich noch immer so an. Ich konnte es nicht genau beschreiben. Oder gar verstehen. Es war eine Mischung aus seinem üblichen Kaltem und etwas komplett Neuem. Etwas Warmen. Etwas Liebevollem.

„Mama hatte gesagt, dass ich anrufen soll, wenn ich hier bin.", murmelte ich verlegen und Levi lachte leise auf. „Das hab ich nicht gemeint." Das wusste ich, doch ich wusste ebenfalls nicht, was ich hätte antworten sollen. Eigentlich wollte ich nur mit ihm auf dem Bett liegen und gar nichts tun. Einfach genießen, dass er da war, dass er für mich da war und ich für ihn.

Der 22-Jährige merkte mein Unbehagen, stieß sich vom Kleiderschrank ab und kam auf mich zu. „Ruf deine Mutter an, räum deine Sachen in den Schrank. Ich weiß schon was ich mit dir mache.", sagte er, strich mir dabei über die Schulter und verließ das Schlafzimmer. Rhea, die auf dem Bett lag und bis eben noch geschlafen hatte, sah Levi verwirrt hinterher, mich ignorierte sie.

Was hatte er denn bitte vor? Musste ich mir Sorgen machen? War er einer dieser Typen, die sofort mit dem anderen ins Bett wollten? Was war sein Ziel? Ich war einfach nur verdammt verwirrt, hoffte auf andere Gedanken und rief deshalb meine Mutter an. Stellte auf Lautsprecher und räumte nebenbei meine Klamotten in den Kleiderschrank. Levi hatte eine Seite für mich leer gemacht.

Während ich mit Mama über die Fahrt und die Klinik sprach, hörte ich Levi im Flur rumgehen, doch ich versuchte dem Ganzen - schon fast krampfhaft - keine Beachtung zu schenken.
Als ich in der Tasche etwas Plastikähnliches erfühlte, stockte ich und starrte auf die Packung in meiner Hand.

„Mama!", rief ich empört und hörte von ihr nur ein lautes Lachen durch den Handylautsprecher. „Wie ich sehe hast du sie gefunden." Sofort ließ ich die Kondome wieder in der Tasche verschwinden, schloss diese schnell wieder und hielt das Handy an mein Ohr. Wodurch der Lautsprecher ausgestellt wurde und ich nicht mehr die Befürchtung haben müsste, dass Levi etwas davon mitbekommen würde.

„Ach komm schon Eren. Als ich in deinem Alter war-" Sofort unterbrach ich sie: „Ich will das gar nicht wissen!", angewidert verzog ich das Gesicht und bekam eine Gänsehaut.

Meine Mutter hatte mich mit 20 bekommen. Ein Unfall hatte sie gesagt, der Beste ihres Lebens. „Ich hab euch doch zusammen gesehen, Eren. Levi ist auch nur ein Mann mit Bedürfnissen, so wie du. Und ich will, dass ihr euch schü-"

Erneut unterbrach ich sie. Das konnte sich doch keiner anhören. „Ja Mama. Ich muss jetzt auflegen. Hab dich lieb.", ohne auf eine Antwort ihrerseits zu warten legte ich auf, starrte ein wenig schockiert auf das Handydisplay und erschreckte mich beinahe zu Tode, als ich eine Hand an meiner Hüfte spüren konnte.

Levi gab einen amüsierten Laut von sich und legte seinen Kopf auf meine Schulter. „Alles gut bei euch?" - „Wie lange bist du schon wieder im Zimmer?", fragte ich unsicher und lehnte meinen Kopf gegen seinen. „Seit etwa 10 Sekunden." - „Dann ja, alles gut."

Levi drückte mir einen leichten Kuss in den Nacken, ehe er mich bat ihm zu folgen. „Deine Mutter hatte mir erzählt, wie sehr du eine Badewanne haben willst." Im Badezimmer war es abgedunkelt, nur schwaches Tageslicht fiel durch das kleine Fenster und bot mir Sicht auf die bis zum Rand mit Schaum bedeckten Badewanne.

Als ich das letzte Mal hier war, hatte ich einmal gebadet. Und Gott, es war mit das Beste an meinem ganzen Aufenthalt. „Lass dir Zeit, ich bin im Wohnzimmer, wenn du mich brauchst.", damit schloss Levi die Tür und ließ mich alleine.

Ich sah mich ein wenig im Badezimmer um. Auf dem Rand der Wanne standen ein paar Flaschen. Duschgel, Rasierschaum, Schaumbad. Sowas. Ich wusste, dass Levi sich die Beine rasierte. Und ich hoffte inständig, dass es nicht nur bei den Beinen blieb.

Und während ich mich so umsah viel mir eine kleine aber dennoch besondere Sache auf. Auf dem kleinen Regal über dem Waschbecken stand ein Becher, darin zwei Zahnbürsten. Eine Blaue und eine noch verpackte Grüne. War die für mich? Hatte er mir eine Zahnbürste für seine Wohnung besorgt? Oder war die da vorher schon? Ich erinnerte mich nicht daran. Tat es erstmal als unwichtig ab.

Schließlich zog ich mir meine Kleidung aus, ließ sie unachtsam auf dem Fliesenboden liegen und stieg langsam in die Wanne. Und meine Mutter hatte Recht, ich wollte eine verdammte Badewanne in unserer Wohnung. Doch mit solch einem Geschenk wurde ich nicht gesegnet.

Let me save your life [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt