Kapitel 34

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PoV Levi
In den letzten Tagen hatte Eren mit seinem Arzt telefoniert, ich ebenfalls. Er war über Erens Fortschritte zufrieden, wollte jedoch regelmäßig von uns hören. So auch heute. Eren war in der Küche, telefonierte mit ihm. Ich saß mit Mike und Erwin im Wohnzimmer.

„Und?", fragte Mike neugierig. „Was und?" - „Habt ihr schon-" Meine Antwort war ein Stoß in seinen Bauch, welches Erwin nur lachend kommentierte. „Ach komm schon Levi, wir dürfen doch wohl fragen." - „Oder ihr lasst es.", zischte ich den Blonden an und hoffte, dass Eren es nicht mitbekam. Die Wände der Zimmer waren doch dünner, als ich dachte.

Neulich Nacht hatte ich eine Panikattacke und wollte ihn nicht wecken. Er hatte mich jedoch aus dem Badezimmer heulen hören. War unangenehm, aber nicht so dramatisch. Immerhin war ich das von ihm inzwischen auch gewöhnt. Ich konnte mir gut vorstellen, dass Leute meinen könnten, es wäre nicht gut. Wäre nicht gut, dass zwei so instabile Menschen so nah zusammen wären. Dass es nicht lange halten würde. Aber wie konnten wir das wissen, wenn wir es nicht ausprobierten?

„Woran liegt's?", fragte Erwin und nahm noch einen Schluck Kaffee. Schielte dabei zu mir rüber. „Fick dich.", grinste ich nur schelmisch und lehnte mich gegen die Sofalehne. „Später vielleicht. Also?"

Manchmal hasste ich Erwin. Er ließ in solchen Themen einfach nie locker. An sich nichts Schlimmes, es half mir auch mit dem Thema unbekümmerter umzugehen. Aber manchmal nervte es mich. „Ach komm schon. Sei nicht so ein Spielverderber. Du hast immer drüber geredet." Aber mit Eren war das anders. Eren bedeutete mir mehr als die Typen von früher. Er war mir wichtig.

Vor zwei Tagen bin ich mit einer Morgenlatte aufgewacht. Er hatte es gesehen, hatte sichtlich überlegt, ob er etwas tun sollte, doch ich ließ es. Er sollte sich nicht zwingen. Und dass das passierte, wenn er mitbekäme, dass ich mich ein wenig beschweren würde, war sehr wahrscheinlich.

Obwohl ich es nicht beschweren nennen würde. Ich akzeptierte es ohne Widerworte - was sollte ich denn auch sagen? „Gib's auf.", seufzte Mike und Erwin gab nach. Dankend sah ich den blonden Riesen an.
Und genau in dem Moment kam Eren wieder ins Wohnzimmer, kletterte hinter Erwin zu mir auf die Couch und setzte sich neben mich, sah zwischen uns hin und her.

Er verstand sich gut mit den beiden. Sie hatten den selben Humor. Und es war schön Eren so zu sehen. So offen. Klar war er das auch in der Gruppe, aber da war es immer noch etwas anderes. Ich bekam dadurch, dass er über Erwins und Mikes Diskussion über die Haltung einer Qualle lachte, das Gefühl, als würde er sich wohl fühlen. Bei mir. Und das gefiel mir.

Während die beiden also weiter diskutierten, ob eine Qualle das wohl langweiligste Haustier der Welt war oder es etwas Außergewöhnliches war, streichelte ich Eren über den Oberschenkel und hauchte ihm einen leichten Kuss in den Nacken.

Schon öfters hatte ich gemerkt, dass er davon eine Gänsehaut bekam. Etwas, was ich mir für bestimmte Tage merken würde.

Als die beiden Riesen am Abend meine Wohnung verlassen hatten und Eren die benutzten Tassen in die Spülmaschine geräumt hatte, stand er am Küchenfenster, rauchte eine meiner Zigaretten und sah auf sein Handy.

Kaum hatte er mich bemerkt, hielt er mir das Handydisplay vor die Nase. Seine Schwester wollte, dass er nach Hause kommt. Fand den Umgang mit mir nicht gut. Ich würde ihn nur ausnutzen. Für meine eigenen Gelüste oder etwas ähnlichem. „Glaubst du das?", fragte ich unsicher und Eren schüttelte ungläubig den Kopf, blies den Rauch aus. „Sie übertreibt. Immer."

Schweigen. Ich wollte nichts Falsches sagen. Immerhin war es seine Schwester.

„Aber vielleicht sollte ich wirklich mal wieder hin.", sprach er dann und drückte den Stummel im Aschenbecher auf der Fensterbank aus. „Ist das okay?" - „Du fragst mich, ob du zu deiner Familie kannst? Wirklich?", ich hob eine Augenbraue, sah verwirrt zu ihm hoch. „Naja ich dachte, dass wir einen Tag da sind und Abends wieder her kommen. Du weißt schon zusammen. So offiziell.", unbeholfen kratzte er sich am Hinterkopf, vermied gekonnt Augenkontakt.

„Warum ist dir das so unangenehm?", fragte ich, kreuzte die Arme und lehnte mich gehen die Tischkante. „Weil meine Mutter davon ausgeht, dass wie miteinander schlafen. Und sie kann sehr aufdringlich sein." - „Wieso denkt sie das?"

Ohne ein Wort zu sagen, zog der 19-Jährige mich ins Schlafzimmer, holte seine Tasche unter dem Bett hervor und präsentierte mir den Inhalt. „Oh.", gab ich von mir und nahm die Kondompackung an mich. Immerhin die richtige Größe. „Ist für mich ok.", erklärte ich und Eren legte die Tasche zurück unter das Bett.

„Wirklich? Ich könnte verstehen, wenn das peinlich für dich wäre. Oder sowas. Es wäre nicht so, dass es nicht peinlich für mich wäre. Es ist ziemlich peinlich." Ich lachte leise auf, ging einen Schritt auf Eren zu, drückte ihm die Kondome in die Hand und antwortete: „Deine Mutter hat mir einiges erzählt, als du in der Klinik warst. Das hier sollte dir nicht peinlich sein."

„Warte, was?!"

Let me save your life [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt