Kapitel 27

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PoV Eren
Draußen wurde es langsam heller, Levi und ich waren noch immer wach. Er blieb die ganze Nacht. Hatte sich hinter mich gelegt, seinen Arm um meine Hüfte und seine Hand auf meinem Bauch. Er hauchte mir immer wieder leichte Küsse in den Nacken, verpasste mir eine Gänsehaut. Und seit langem war ich nicht mehr so glücklich, wie in diesem Moment.
Einfach alles andere war vergessen. Es gab nur mich und ihn. Jedenfalls solange, bis die Tür aufging, Levi von mir wegsprang und Mikasa auf mich zugestürmt kam.

Keine Ahnung wie lange sie weg war, die paar Stunden gingen vorbei wie nichts. Im Schlepptau hatte sie meine Mutter und den Arzt von heute Nacht. Und von nun an wusste ich, dass ich dem Gespräch über einen Entzug nicht entkommen könnte. Und schon ging's los.

Er fragte mich aus, ob ich bereits im Entzug war, wann ich für eine längere Zeit das letzte Mal nüchtern war, wandte sich an Levi. Fragte ihn, ob die Methoden nicht funktionierten, weil ich nicht bereit für Veränderung war. „Es gab eher persönliche Differenzen." - „Du hast ihn fallen gelassen.", zischte Mikasa ihn an. „Halt die Klappe Mika. Du hast keine Ahnung.", murrte ich und wandte mich an den Arzt. „Persönliche Differenzen.", wiederholte ich Levis Worte und er nickte verstehend, hatte uns natürlich vorhin gesehen.

Und so ging das Gerede weiter, darüber, dass er einen freien Platz in einer Klinik hätte, ich bereits morgen Abend dort sein könnte. Doch ich fühlte mich nicht, als würde ich das brauchen. Ich brauchte nur Levi. Seit er wieder hier war, hatte ich nicht einmal daran gedacht wieder etwas nehmen zu können. Hatte nicht drüber nachgedacht. Und auch jetzt, als das Thema angeschnitten wurde, hatte ich nicht mehr das Verlangen mir etwas zu holen. Ich wollte einfach nicht.

Mama versuchte mich zu bequatschen, wie gut die Idee doch wäre und auch Mikasa schien begeistert davon zu sein, dass ich von Levi wegkommen würde. Doch ich wollte seine Meinung dazu hören, sah ihn hilflos an und hoffte, dass er diesen Wink verstehen würde.

„Du solltest das machen.", seufzte er leise und erntete verwirrte Blicke von Mikasa. „Aber ich hab gar nicht das Verlangen was zu nehmen." - „Aber es wird wieder kommen.", mischte sich meine Mutter ein. „A- aber ich will nicht von dir weg.", murmelte kaum hörbar. Doch er hatte es gehört, hatte mich verstanden. „Wir schreiben und telefonieren. Sobald du raus darfst, bin ich sofort wieder bei dir.", er fuhr mir beim Reden durch die fettigen Haare, schien ihm nichts auszumachen. Ergeben nickte ich. Wenn es alle für richtig hielten, war es wohl vermutlich das Beste.

Meine Mutter übernahm alles Organisatorische. Auch wenn ich bereits volljährig war. Ich hab mich nie für sowas interessiert. Das letzte Jahr hatte ich mich für nichts anderes interessiert als mein beschissenes Leben, welches ich dadurch nur noch schlimmer wurde. Hatte nie angefangen das Richtige zu tun. Auf die richtige Spur zu kommen.

Mikasa und Levi warfen sich derweil giftige Blicke zu. „Es ist deine Schuld.", murrte sie. „Ist es nicht. Jetzt lass das.", mischte ich mich ein und entgeistert sah sie mich an. „Du hast mich richtig verstanden."

Sie war verletzt, doch das war mir egal. Vollkommen egal. Ich griff nach Levis Hand, zog ihn wieder an mich und lehnte mich gegen ihn. „Armin macht sich Sorgen um dich.", erklärte er und ich nickte verstehend. Ich musste mich bei ihm melden und entschuldigen. „Ich hab mein Handy nicht hier.", murmelte ich und im nächsten Moment hielt mir Levi sein Handy vor's Gesicht. Ich nahm es an mich, suchte Armins Kontakt und schrieb ihm, dass ich es wäre, es mir gut ginge und er sich keine Sorgen machen musste. Dass es mir leid täte und ich ihn anrufen würde, sobald ich mein Handy wieder hätte.

Dann gab ich Levi das weiße Iphone wieder und wartete. Wir drei standen beziehungsweise saßen einfach nur da und warteten. So lange, bis meine Mutter wieder kam, mir erklärte, dass ich gehen dürfte, ich saubere Klamotten in die Hand gedrückt bekam und nur wenig später mit Levi hinten im Auto saß.

Sein Jeep stand noch bei uns und Mama wollte, dass wir uns richtig verabschieden könnten, nicht gezwungen in einem Krankenhaus.

Und so standen wir an dem schwarzen Geländewagen, sagten nichts. Ich wusste genau, dass Mikasa am Küchenfenster stand und uns beobachtete. Ich sah zu Levi runter. „Wenn ich wieder komme, kann ich dann erstmal bei dir bleiben? Ich brauche dich.", beschämt sah ich zur Seite, merkte die aufkommende Hitze in meinen Wangen und Levi nickte. „Red am besten nochmal mit Carla darüber." Diesmal nickte ich.

„Ähm, als ich bei dir weg bin, hab ich dir ein Shirt geklaut. Ich glaub ich hab drauf gekotzt. Ich kauf dir ein Neues." Levi lachte leicht, öffnete die hintere Tür des Autos und drückte mir ein graues T-Shirt in dir Hand. Ohne etwas dazuzusagen beugte ich mich runter, verband unsere Lippen miteinander und wurde im nächsten Moment umgedreht und gegen Levis Auto hinter mir gedrückt. Geschickt schubste der Kleinere die Hintertür wieder zu und löste sich von mir. „Bau kein Scheiß, ja?" Wieder nickte ich nur, klammerte mich kläglich an das T-Shirt und sah ihn an. Er sah traurig aus und das tat mir weh.

Ich wollte ihn am Liebsten mitnehmen. Doch wir wussten beide, dass das nicht ging.
Doch es war unfair. Gerade waren wir uns nah gekommen, da musste ich gehen. Doch es war besser so. Levi hatte das gesagt. Also war es vermutlich auch so.

Let me save your life [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt