Kapitel 19

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PoV Eren
Die Stimmung war angespannt, aber okay. Wir stritten nicht, es war nicht so, als würden wir uns gezwungenermaßen aus dem Weg gehen. Während meiner Panikattacken nachts saß er noch immer neben mir am Bett, hielt meine Hand und wartete, bis ich ruhiger wurde. Wenn das alleine nicht half, machten wir die Zählübung. Er kümmerte sich um mich. Ertrug meine Stimmungsschwankungen, weil er mich nicht raus ließ um Shore zu besorgen.

Er war da. Ich half ihm ein bisschen im Haushalt, jedenfalls so viel, wie er es zuließ. Und am nächsten Montag, der Tag, an dem er wieder arbeiten musste, war alles wie immer. Es war, als hätte es diese eine Nacht nicht gegeben.

Mir ging es soweit gut, dass er unbesorgt los konnte. Ich sollte mich zwischendurch melden, aber das wars. Er würde mich nicht kontrollieren. Er vertraute mir, wie er gesagt hatte.

Und dieses Vertrauen, das er in mich hatte, wollte ich nicht verspielen. Also blieb ich in der Wohnung, telefonierte mit Mikasa, nahm ein Bad, spielte Gitarre, langweilte mich.
Hörte Musik, langweilte mich. Fragte Armin, was sie heute in der Gruppe machten, langweilte mich. Schaute die Serie weiter, langweilte mich.

Machte mir etwas Kleines zum Essen, langweilte mich. Ohne ihn war es einfach langweilig. Ich vermisste ihn.

Deshalb ging ich in sein Zimmer, ließ die Tür offen, damit ich ihn rechtzeitig hören würde, falls er früher nach Hause kommen würde. Setze mich auf sein Bett, er hatte es erst gestern frisch bezogen. Und trotzdem roch die Decke schon nach ihm. Ich sah mich im Zimmer um. Von Farben hatte er wirklich noch nie etwas gehört.

Ich ging zu seinem Kleiderschrank, strich vorher die Decke wieder glatt.

Der Kleiderschrank war hauptsächlich mit schwarzen Stücken besehen. Ich nahm mir einen Kleiderbügel, ein einfaches T-Shirt hing dran. Schnell schnappte ich mir das Shirt, hing den Kleiderbügel zurück, schloss die Tür wieder und verließ das Zimmer so schnell wie ich reingelaufen war.

Mit dem Shirt verschwand ich im Gästezimmer, legte mich ins Bett, hielt es fest im Arm, presste mein Gesicht in das Stück Stoff und inhalierte beinahe schon seinen betörenden Duft. Wie schaffte er das? Wie konnte er so gut riechen?

Rhea, die auf dem Fußende meines Bettes lag sprang plötzlich auf und lief zur Wohnungstür. Er kam wohl wieder. Schnell versteckte ich das Shirt unter meinem Kopfkissen und folgte der Katze in den Flur. Levi kam rein lächelte mich an und zog seine Schuhe aus. „Hast du Hunger?", fragte er und ich nickte. „Willst du kochen oder was bestellen?"

„Mir egal." Und so bestellten wir beim selben Italiener, wie an meinem ersten Tag hier, setzten uns wieder im Wohnzimmer auf die Couch und unterhielten uns über die Gruppe, was ich den Tag so gemacht hatte und wie es mir ging.

Er hatte erzählt, das Jean nach mir gefragt hatte. „Der mag dich wohl.", hatte Levi gesagt. Ymir fühlte sich schlecht für das, was beim Klettern passiert war. Hanji hatte Levi vor Beginn der Gruppe nach mir ausgefragt.

„Übrigens", fing der Schwarzhaarige an und schluckte sein Stück Pizza runter. „Du siehst schon viel besser aus. Bist zwar immer noch weiß wie 'ne Wand, aber die Augenringe sind weg." - „Ich hab auch zugenommen.", erklärte ich stolz und hob mein Shirt ein bisschen an. Es war zwar nicht viel, aber man konnte meine Rippen nicht mehr einfach so sehen. Nur wenn ich einatmete. „Siehst du, es wird besser."

„Und wird es bei dir auch besser?", fragte ich dann und Levi zuckte mit den Schultern. „Das ist im Moment nicht wichtig. Wir kümmern uns erst um dich." Aber wenn es jetzt nicht wichtig war und vorher scheinbar auch nicht, wann wäre es ihm dann endlich wichtig genug? Wann könnte ich ihm helfen?

Let me save your life [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt