Kapitel 18

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PoV Eren
Auf der Fahrt hatten wir nicht mehr wirklich gesprochen. Jeder behielt seine Hände bei sich, hörte nur der Musik zu.

Als wir in Levis Wohnung ankamen ging jeder in sein Zimmer, Levi sah mich nochmal niedergeschlagen an, verschwand aber auch im Schlafzimmer.
Kaum hatte ich die Tür des Gästezimmers geschlossen rutschte ich an ihr herunter, vergrub mein Gesicht in meinen Händen und fing an zu weinen. Warum war ich so dumm? Er mochte mich und ich stoße ihn weg. Er hatte es gesagt. Er hatte es gezeigt. Er hatte mich geküsst. Und ich stoße ihn weg.

Die Beine angezogen saß ich nun vor der Tür, fühlte mich elend. Wollte am liebsten einfach wegrennen. Ich hatte es kaputt gemacht. Ich hatte einfach alles kaputt gemacht. So wie ich immer alles kaputt machte.

Und in diesem Moment verspürte ich das erste Mal, seit ich hier war, das Verlangen nach dem Stoff. Ich brauchte das jetzt einfach. Ich musste es haben. Einfach alles vergessen, meine Dummheit vergessen, mich vergessen. Es wäre wie der Kuss mit Levi. Es hätte die Selbe Wirkung. Nur, dass ich ihn damit nicht ruinieren könnte. Ich könnte niemanden damit verletzten. Ich würde niemandem schaden. Nur mir. Doch das war mir egal. Ich war das einfach nicht wert. Ich war es nicht wert von ihm gerettet zu werden. Ich schaffte es ja nicht mal eine Woche, wie sollte ich es ein Leben lang ohne das Zeug aushalten?

Wie gerne würde ich aufstehen, raus gehen, etwas kaufen. Mir einen Schuss setzen und zurück kommen. Er würde es doch gar nicht merken. Er würde denken es wäre wegen dem Gespräch. Ich wäre so deswegen. Er würde es nicht merken. Also was hielt mich ab es zu tun? Ich wusste wo Levi den Schlüssel hatte, ich könnte es einfach tun.
Jetzt sofort.

Doch ich rührte mich nicht. Ich blieb einfach weiter sitzen, weinte weiter, ließ zu, dass meine Augen brannten, mein Gesicht heiß war, ich nicht richtig atmen konnte und die Gedanken bestehen blieben. Ich ließ es einfach zu. Verstand nicht warum.

War es, weil ich ihn nicht enttäuschen wollte oder weil ich mich nicht enttäuschen wollte? Ich wusste es nicht, aber eigentlich war es mir auch egal. Ich konnte mich nicht bewegen, blieb sitzen. Ignorierte die Rückenschmerzen, die aufkommenden Kopfschmerzen und das Zittern. Ich ignorierte alles. Ohne ihn würde es eh nicht aufhören. Warum sollte ich es versuchen?

Einige Stunden später wurde ich durch Geräusche im Flur wach, war wohl eingenickt. Es konnte nur Levi sein, der in die Küche oder ins Bad ging. Doch als das Geräusch an meine Tür kam, stockte ich.

Ich hörte ihn atmen. Doch er tat nichts. Stand er vor der Tür? Natürlich stand er vor der Tür. Was für eine bescheuerte Frage! Aber warum? Wollte er mich kontrollieren? Wollte er wissen, wie es mir ging? Wollte er nur sehen, ob ich schlief?

„Eren?", fragte er leise. „Mhm.", machte ich. „Geht's dir gut?" - „Nein.", lachte ich auf. Das Lachen klang nicht fröhlich. Eher spöttisch und traurig.

„Tut mir leid."

Ich merkte, dass er sich auf der anderen Seite der Tür runterließ. Vermutlich saß er jetzt genauso da wie ich. „Wie spät ist es?", fragte ich leise und wischte mir durchs Gesicht. „Kurz nach 5." - „Fuck."

„Können wir so tun, als wäre die letzte Nacht nicht passiert? Als wäre das Gespräch nicht passiert?" - „Als wäre der Kuss nicht passiert?", fragte ich und Levi brummte zustimmend.

Ich wusste nicht, ob ich das konnte. Ich wusste nicht, ob ich das überhaupt wollte. „Ja." - „Ja."

Niemand von und stand auf, wir blieben einfach sitzen. Und zum ersten Mal merkte ich, dass es Levi wirklich nicht gut ging. Der sonst so starke Levi wirkte plötzlich ganz klein und verletzlich. Und das war meine Schuld.

Let me save your life [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt