PoV Levi
Während der Autofahrt versuchte ich Eren anzurufen, doch es sprang nur auf die Mailbox.
Es durfte sich nicht wiederholen. Es durfte nicht nochmal passieren. Ich durfte nicht nochmal versagen. Durfte nicht nochmal jemanden verlieren, der mir wichtig war.Panisch drückte ich die Klingel. Immer und immer wieder, bis schließlich der Summer ertönte und ich mit Tränen in den Augen die Treppen hoch stürmte. Mikasa stand in der Tür, sah mich böse an, doch das interessierte mich nicht.
„Wo ist er?!", rief ich ihr entgegen und drückte mich ohne zu fragen in die Wohnung. „Dank dir kommt er seit Tagen nicht aus seinem Zimmer raus!", zischte sie wütend und versuchte mich von seiner Zimmertür fernzuhalten. Doch ich schubste sie nur weg, versuchte panisch die Tür aufzumachen. Von innen hörte ich nur seine Musik laufen. Das selbe Lied, als wir auf meinem Jeep saßen. „Eren?!", rief ich laut und hämmerte gegen die verschlossene Tür. Die Tränen in meinen Augen brannten, wurden immer mehr. Bilder des Brünetten schossen mir in den Kopf. Wie er vor ein paar Wochen noch auf der Couch lag. Die Spritze noch im Arm. "Bin ich endlich tot?" hatte er gesagt. Bilder, wie er über einen Witz in einem Film gelacht hatte. Bilder, wie er nachdenklich aus dem Fenster sah. Bilder, wie er Gitarre spielte. Bilder, die mir klar machten, wie wichtig Eren mir wirklich war.
Ohne noch groß drüber nachzudenken trat ich gehen den Türgriff. Zweimal und er war abgebrochen und die Tür gab nach. Ein fürchterlicher Gestank kam mir entgegen.
Doch das war nicht das Schlimmste.Im Dunkel konnte man es kaum erkennen, doch das Flurlicht bot mir die Möglichkeit Eren zu sehen. Er saß auf dem Boden, lehnte an seinem Bett, den Kopf auf der Matratze. In seinem Arm immer noch die Spritze. In seiner Hand eine Weitere. Sein Arm immer noch abgebunden. Sein Blick kalt und leer. „Eren?", Mikasas Stimme war leise, kaum ein Flüstern. „Ruf einen Krankenwagen!", fauchte ich sie an und hastete zu dem 19-Jährigen, ließ mich neben ihm auf die Knie fallen und legte meine Hände an seine Schultern. Keine Reaktion. Er starrte weiter in die Leere.
„Eren? Eren hörst du mich?", flehend rüttelte ich an ihm. Doch es brachte nichts. Langsam zog ich die Spritze aus seinem Arm und nahm ihm die Andere aus der Hand, wartete auf ein Zeichen. Nichts. Ich sah an ihm herunter, seine Hose war schon wieder vollgepisst und er stank. Doch das war mir egal. Alles war mir egal. Alles außer ihm.
„Eren?", flüsterte ich ratlos und nahm sein Gesicht in meine Hände. „Geh weg. Geh endlich weg.", lallte er nur und versuchte seinen Kopf von meinen Händen wegzubringen, doch ich hielt in fest, zwang ihn mich anzusehen.Die Tränen schossen über meine Wangen, etwas, was sonst nie geschah. Nie zeigte ich so viel Emotionen vor anderen Menschen. „Du bist nicht echt.", murmelte er schmerzerfüllt und begann ebenfalls zu weinen. „Du bist nicht echt. Du willst nicht hier sein.", er kniff die grünen Augen zusammen. Tat alles in seiner Macht stehende, um nicht ansehen zu müssen. „Du bist nicht echt!"- „Doch Eren ich bin echt. Schau mich an. Ich bin echt." Ein Nachteil an einem Herointrip waren Halluzinationen. Er könnte alles für eine Halluzination halten, nicht mehr zwischen Realem und Imaginärem unterscheiden. „Eren schau mich an.", flehte ich verzweifelt.
Doch er sah weg. „Du bist nicht echt.", wiederholte er sich. Immer und immer wieder. So lange bis ich von zwei Händen weggedrückt wurde. Die Sanitäter fragten, was passiert wäre, doch ich war unfähig zu antworten. Mein Sichtfeld verschwamm, ich verlor das Gleichgewicht. Stützte mich mühselig an Erens Schreibtisch. Sah dabei zu, wie sie ihn versorgen. Pupillenreaktion testeten. Blutdruck maßen.
Mit einem Mal schossen mir unendlich viele Bilder in den Kopf. Isabel. Farlan. Immer wieder sah ich ihre Gesichter. Immer wieder sah ich ihre Arme. Immer wieder sah ich die Sanitäter. Immer wieder sah ich die Polizisten. Immer wieder sah ich sie sterben. Immer und immer wieder.
Panisch schnappte ich nach Luft, doch es fühlte sich so an, als würde man mir die Kehle zudrücken. Als würde ich jeden Moment das Bewusstsein verlieren. Alles um mich herum verschwamm, ein schwarzer Schleier legte sich über meine Augen. Mein Sichtfeld wurde immer schwächer. Ich konnte nicht mehr atmen und das letzte, was ich hörte war Eren, welcher wieder diesen einen Satz sagte: „Du bist nicht echt."„Er ist wieder wach.", hörte ich und sah mich um. Noch immer war ich in Erens Zimmer, doch er war nicht hier. Ein Sanitäter saß neben mir, beäugte mich wie einen wertvollen Gegenstand. „Wo ist er?", fragte ich panisch und setzte mich auf. Sofort wurde mir schwindelig und ich stützte mich am Boden ab. „Er ist im Krankenwagen. Geht es Ihnen gut?" Unüberlegt nickte ich, wollte sofort aufstehen und zu Eren rennen, doch der Mann vor mir stoppte mich. „Sieht nicht so aus.", sagte er und ohne mich dagegen zu sträuben entschied er, dass ich mit in die Klinik solle. Mikasa saß bereits im Krankenwagen, hielt Erens Hand. Sie erzählte dem Sanitäter was passiert war, dass Eren vor ein paar Tagen seinen Entzug abbrechen musste.
Besprach die Daten mit ihm, welche Drogen es wären, ob sie wüsste wie lange er das schon wieder machte, wie viel es ungefähr sein könnte. Versuchte mit ihm Carla zu erreichen, hielt die ganze Zeit seine Hand, versuchte mit ihm zu reden. Versuchte ihn zu erreichen. Der Sanitäter wandte sich ebenfalls an den Brünetten. Er war wach, lag einfach nur da, sagte nichts. Bewegte sich nicht. „Eren, wie viel hast du genommen?", fragte Mikasa und streichelte seine Wange.
Es schien jedoch so, als hätte er nur Augen für mich. Die ganze Zeit über starrten wir uns an und kurz bevor der Rettungswagen das Krankenhaus erreichte, entzog Eren Mikasa seine Hand. Stattdessen hielt er sie in meine Richtung und griff in die Luft. Sofort nahm ich seine Hand, verschränkte unsere Finger ineinander und hielt ihn fest. Ich hielt ihn einfach nur fest, sah ihm noch immer in die Augen. Und mit einem Mal fing er an zu lächeln. „Du bist echt.", hauchte er dabei und drückte meine Hand ein wenig fester.
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Let me save your life [Ereri/Riren]
FanfictionEren (19) kam durch einen falschen Freundeskreis von Annie (19) Reiner (19) und Berthold (18) an Drogen. Als Erwin (23) der Nachbar von den Dreien an einem Abend genug von der Gruppe hat, beschließen er und sein bester Freund Levi (22) die Wohnung z...