Kapitel 20

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PoV Eren
Levi war einkaufen, hatte den Kühlschrank, den ich bei einer Fressattacke leer gemacht hatte, wieder aufgefüllt und stand nun am Herd.

Es war Dienstag. Ich war schon über eine Woche bei ihm. Fühlte mich besser, schwitze nicht mehr so viel, hatte die letzte Nacht durchgeschlafen.

Ich stand im Türrahmen, musterte den Schwarzhaarigen und lehnte meinen, vom Duschen noch nassen - Kopf gegen das weiße Holz, musterte ihn. Er war wirklich hübsch. Seine Haare fielen über seine Augen, verdeckten sie leicht. Doch das war nicht schlimm. Irgendwie stand ihm das. Nicht so gestriegelt wie sonst mit perfektem Scheitel und gekämmt. Irgendwie waren sie heute mehr verwuschelt. Eine richtige Bettfrisur.

„Ich muss gleich los. Hast du jetzt schon Hunger?", fragte Levi ohne seinen Blick von der Pfanne abzuwenden. Wie lange wusste er schon, dass ich da stand? „Äh ne."

Er nickte, drehte sich zu mir um und kreuzte die Arme vor der Brust. „Sieht gut aus.", er nickte zu meinen Füßen. Aus Faulheit hatte ich zwei verschiedene Socken an. Eine schwarze und eine rote. „Mach dir später was warm, aber setz die Wohnung nicht in Brand, ja?", damit machte er die Platte aus, schob die Pfanne weg und drückte sich an mir vorbei.

„Levi?", fragte ich, als er gerade die Wohnungstür öffnete. Er drehte sich um, sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. „Geht's dir gut?"

Auch, wenn ich das mit seinen Haaren irgendwie heiß fand, machte es mir Sorgen. Er war sonst nicht so. Es war ihm nicht egal. Seit zwei Tagen redete er weniger als sonst. War auf Abstand. „Ja, mach dir keine Sorgen.", ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen und schon war er weg.

Doch ich machte mir Sorgen. Es war bestimmt meine Schuld.

Später bekam ich wieder tierischen Hunger - Levi meinte, dass Leute die aufhören zu rauchen auch so viel essen, um ein anderes Laster zu finden. Das war mit Drogen nicht anders.
Der Körper musste sich umstellen, musste mit den neuen Gewohnheiten klar kommen und suchte einen Ausweg aus dem Stress, der sich dadurch bildete.

Ich hatte angefangen mehr zu rauchen, mehr zu essen, weniger zu schlafen. Ich war wacher. Konnte nicht mehr den ganzen Tag schlafen.

Ich aß die ganze Pfanne leer, die Levi gemacht hatte, dachte dabei nicht wirklich nach. Schrieb mit Armin. Er meinte Levi würde sich komisch verhalten, wäre reizbar. Ymir hätte sich fast mit ihm geprügelt.
Es war garantiert meine Schuld.
Ich wollte ihm helfen, wusste nicht wie. Wie sollte ich jemandem helfen, für den es am Besten wäre, wenn ich nicht da wäre? Wie konnte ich ihm nah sein und gleichzeitig fern bleiben?

Hanji hatte Levi - laut Armin - länger da behalten, wollte mit ihm reden. Ich nutzte die Zeit, spülte das Geschirr, räumte es weg, machte das Katzenklo sauber, benutzte den wunderbaren Müllschlucker. War deutlich angenehmer als es 8 Stockwerke runter zu tragen.

Gerade als ich neues Katzenstreu eingefüllt hatte, hörte ich die Wohnungstür und lief sofort in den Flur. Levi sah fertig aus. Was auch immer Hanji zu ihm gesagt hatte, hatte ihn scheinbar getroffen.

„Sorry, Hanji und ich mussten noch was besprechen wegen- wegen", ich unterbrach ihn. „Wegen mir? Weil es dir wegen mir schlecht geht? Und du dich deshalb fast mit Ymir geschlagen hast?" Er stockte in seinen Bewegungen, sein Gesicht erstarrte für eine Sekunde, bis er sich schließlich wieder fing.

„Wäre es besser für dich, wenn ich wieder zu meiner Mutter gehe?", fragte ich und Levi seufzte leise. „Ich könnte sofort meine Sachen packen und wir würden uns nur noch in der Gruppe sehen. N- nicht mal mehr das, wenn du- wenn du das nicht willst."

„Ich will nicht, dass du gehst, Eren. Und es liegt nicht an dir, dass ich so bin. Ja, dass du mich zurück gewiesen hast, tat weh und es fällt mir zwischendurch schwer nicht daran zu denken. Aber ich hab eine Grenze überschritten. Und mit den Konsequenzen muss ich klar kommen.", erklärte er und schob mich ins Wohnzimmer, wo er sich auf die große Couch setzte und mich erwartungsvoll ansah.

Ich setzte mich neben ihn, sah ihn stumm an. Was sollte ich darauf erwidern? Wie sollte man die Situation hinbiegen? Was könnte ich dafür tun?

„Du hast mir gesagt, wie du dazu stehst und das akzeptiere ich. Es bleibt mir nichts anderes übrig. Aber lass mich dir sagen, dass du mich nicht kaputt machen könntest. Eher im Gegenteil. Seit du hier bist, geht es mir besser." - „So siehst du aber nicht aus.", murmelte ich nur und kratzte mich unbeholfen am Arm. Genau über die Stelle, die ich vor zwei Wochen noch krampfhaft zu verstecken versuchte.

Er lachte leise auf. Es klang nicht fröhlich, eher spöttisch und traurig. „Heute ist einfach ein schlechter Tag für mich. Aber der wäre auch schlecht gewesen, wenn du nicht hier wärst. Und er wird nächstes Jahr wieder so sein. Und das Jahr darauf. Immer weiter. Heute hat nichts mit dir zu tun. Dass ich mich mit Ymir angelegt hatte, hatte nichts mit unserer Situation zu tun."

„Ich bin dir dankbar, dass du mir hilfst. Ich hoffe das weißt du. Aber es ist nicht gut, wenn du deine Probleme in dich reinfrisst und sie verdrängst. Ich will dir helfen. Aber dafür musst du mit mir reden und mich dich verstehen lassen.", erklärte ich und sah ihn an. Er sah müde aus. Was auch immer diesen Tag so schlimm machte, fraß ihn wirklich auf.
Er sagte eine Weile nichts, versuchte wahrscheinlich sich zu sammeln.

Nach einer gefühlten Ewigkeit fing er jedoch wieder an zu sprechen: „Es ist nicht deine Aufgabe mir zu helfen. Es ist meine Aufgabe dir zu helfen, Eren." - „Die Aufgabe hast du dir selber ausgesucht. Also suche ich mir meine auch aus.", entgegnete ich trotzig.

Let me save your life [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt