Kapitel 6

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PoV Eren
Nachdem Levi mich wieder Zuhause abgesetzt und ich mich in meinem Zimmer verzogen hatte, ließ ich mich auf mein ungemachtes Bett fallen.

Ich war lange nicht mehr richtig draußen, habe lange nichts mehr mit Menschen gemacht, die mich nicht motiviert haben Drogen zu nehmen. Es war eine nette Abwechslung. Aber wollte ich das ab jetzt immer? Jeden Tag?
Armin, der schüchterne Blonde, hatte mir erzählt, dass die Gruppe 5 Tage die Woche zusammen ist. Wirkt vielleicht ein bisschen viel, aber keiner von ihnen hat einen Job wegen ihrer Probleme. Zeit hatten sie also genug. Außerdem meinte er noch, dass es den Alltag voran bringt.

Ich sah mich in meinem Zimmer um. Alles war voll mit dreckigen Klamotten, Müll, Taschentüchern und meine Gitarre flog auch irgendwo rum. Seit Wochen hatte ich die Jalousien nicht mehr hoch gemacht oder mein Fenster geöffnet.

Motiviert genau das zu tun, stand ich auf, kippte das Fenster und zog die Jalousien so weit hoch, dass ein wenig Sonne in mein Zimmer schien. Dadurch sah aber irgendwie alles noch viel schlimmer aus. Die Staubpartikel flogen durch den Raum.

Ich stellte meine Lieblingsplaylist an und begann aufzuräumen, erst all das dreckige Geschirr, dann die Klamotten, hing meine Gitarre an die Wand und bezog mein Bett.

Immer, wenn ich ins Bad ging um die Wäsche in den Korb zu werfen, sah Mikasa mich lächelnd an. Manchmal war sie ein bisschen zu anhänglich, aber sie machte sich nur Sorgen, was ich inzwischen auch mehr verstand. Nachdem was Levi mir über die Flecken an meinem Arm gesagt hatte, hatte ich meine Mutter drauf angesprochen. Sie hatte es natürlich auch gesehen, wusste aber nicht was sie sagen sollte. Mikasa hatte nur Angst, dass ich wütend werden würde, wenn sie was sagen würde.

Nach circa 2 Stunden stellte ich den Staubsauger zurück in die Putzkammer und legte mich in mein frisch bezogenes Bett.

Es mag für normale Menschen vielleicht nicht viel sein, doch dieser Tag war verdammt anstrengend für mich. Menschen, Öffentlichkeit, Konversation, Putzen.

Noch immer lief die Musik im Hintergrund, die Sonne war am untergehen und es war bereits 22:00 Uhr. Eigentlich nicht sehr spät, doch todmüde zog ich die Decke über mich und schloss die Augen.

Der erste Tag seit Monaten, den ich ohne jegliche Form von Drogen überstanden hatte.

Doch dies machte sich nicht lange gut. Mitten in der Nacht wachte ich schreiend und schweißgebadet auf. Panikattacke, schon wieder. Alles um mich herum begann sich zu bewegen, alles kam näher, engte mich ein. Der Atem blieb mir stehen. Panisch versuchte ich nach Hilfe zu schreien, doch plötzlich verließ kein Laut mehr meine Kehle. Es war als würde mich jemand würgen. Als würde jemand seine Hand um meinen Hals legen und so lange zudrücken, bis er sicher sein konnte, dass ich mich nicht mehr wehren könnte.
„Eren!", hörte ich es dumpf, doch ich konnte nichts erkennen, konnte die Stimme nicht zuordnen. „Eren!", wieder die Stimme. Doch mein Kopf war wie leer. Ich konnte nicht mal sagen, ob es eine männliche oder eine weibliche Stimme war. Ich konnte mich auf nichts anderes konzentrieren als die Hand, die sich um meinen Hals gelegt hatte. Auf nichts anderes als den Atem, der mir ausging.

Plötzlich kam mir Ymir in denn Sinn. Mit aller Kraft kämpfte ich gegen die Hand an und begann zu zählen: „30,29,28,29-" Verzählt. Nochmal. „30,29,28,27,26,25,24", mit jeder Zahl die kratzig meine Kehle verließ wurde ich ruhiger, die Konzentration wanderte von der Hand zu den Zahlen, darauf keinen Fehler zu machen.

Mein Sichtfeld wurde nach und nach klarer, die Luft wurde besser und der Raum wieder größer. Und als ich bei 0 angekommen war, konnte ich Mikasa erkennen, welche mich mit Tränen in den Augen ansah.

Kaum merkte sie, dass ich wieder bei Verstand war, fiel sie mir um den Hals und drückte mich fest an sich. „Gehts dir gut?", fragte sie panisch. Für die Frage hätte ich ihr auf der Stelle eine knallen können. Natürlich ging es mir nicht gut, sonst wäre diese Situation nicht passiert.
„Ja, alles wieder gut.", antwortete ich jedoch und hoffte ihr damit ein wenig die Angst nehmen zu können.

„Dann leg dich wieder schlafen, ich werde hier bleiben." Ich wusste, dass es nichts brachte dagegen anzureden, also ließ ich es einfach zu.

Als ich wieder aufwachte war es mittags und sofort merkte ich die Folgen von gestern. Ich brauchte was. Jetzt. Ich schloss die Tür ab, holte den Pappkarton unter meinem Bett hervor.

Ich nahm alles was ich brauchte heraus, band meinen Oberarm ab, pumpte bis die Vene zu sehen war, mischte das Wasser, die Zitronensäure und Shore zusammen, erhitzte es mit dem Feuerzeug, füllte es in eine der letzten sauberen Spritzen und setzte an.

Kaum hatte ich meinen Kick bekommen, lag ich auf meinem Boden und starrte an die Decke. Die ganze Nacht lief meine Playlist und auch noch jetzt hörte ich "Angles & Demons".

All die schlechten Gedanken, all die Schmerzen waren weg. Nichts Negatives mehr. Pure Gelassenheit.

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Btw die Playlist, die Eren in dieser Story hört, die ich beim Schreiben höre und extra für Erens Charakterzüge hier erstellt wurde, könnt ihr auf Spotify hören. Der Link ist in meiner Info :)
Erstellt vom syruplizzy 🦋💓

Let me save your life [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt