Kapitel 14

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PoV Levi
Am nächsten Tag schlief Eren bis 16 Uhr. Ich nutzte die Zeit und putze ein wenig. Schrieb mit Erwin und bestellte ein paar Sachen.

Irgendwie die Zeit vertreiben.

Als Eren aus dem Badezimmer zu mir ins Wohnzimmer kam, konnte ich deutlich sehen, dass der Schlaf ihm gut getan hatte. „Wie spät ist es?", fragte er verschlafen und legte seinen Kopf auf die angewinkelten Knie. „Kurz nach 4." - „Fuck.", er rieb sich durchs Gesicht, sah noch immer müde aus.

„War's besser?", fragte ich und er nickte. „Danke." - „Hör auf dich immer zu bedanken." Wieder nickte er. Rhea sprang auf Erens Schoß und ließ sich von ihm streicheln. „Wie viel isst du so?", fragte ich dann schließlich heraus und verwundert hob der Jüngere eine Braue. „Du bist echt dünn. Isst du zu wenig oder zu selten?" Er zuckte mit den Schultern.

„Ich hab halt nie wirklich Hunger. Und wenn war ich meistens zu müde um mir was zu machen." Diesmal war ich es, der stumm nickte. Noch immer streichelte er die schwarze Katze, hatte die Beine inzwischen zum Schneidersitz. „Hast du jetzt Hunger?" - „Ein bisschen."

„Worauf?" Er zuckte mit den Schultern. In diesem Moment klingelte mein Handy. Entschuldigend sah ich Eren an, ging ran und verschwand im Flur, lehnte die Tür an. „Was?" - „Mike will feiern gehen. Willst du mit?", Erwin. „Ich hab dir doch erzählt, dass ich nicht kann."

Durch den Türspalt beobachtete ich Eren, er hatte die Katze noch immer im Arm, Rhea schmiegte sich an ihn und genoss sichtlich die Aufmerksamkeit, der Brünette lächelte leicht und fing an mit der Katze zu spielen. Er hatte immer noch dieses Kindliche. Natürlich war er erwachsen und verhielt sich auch größtenteils so, aber die Art und Weise, wie kleinste Dinge ihn begeisterten - Thema Müllschlucker - erinnerte mich an die Neugierde eines Kindes.

Auch, wenn ich nicht viel älter als Eren war, bewunderte ich das. Ich konnte mir nie erlauben ein richtiges Kind zu sein, ich hatte dieses Kindliche, dieses Unschuldige niemals. „Erwin nerv mich nicht. Ich bin wirklich beschäftigt."

Der Blonde ließ nur wieder einen unlustigen Kommentar ab und ich legte auf. Warum genau hatte ich nochmal soziale Kontakte?

Nachdem ich Eren endlich überreden konnte wenigstens ein bisschen was zu essen, saßen wir mit einer Portion Nudeln auf dem Sofa, schauten irgendeine Serie, die Eren gut fand.

Doch in der Nacht passierte es wieder. Eren schrie, übergab sich. Schrie, übergab sich. Immer wieder. Immer wieder entschuldigte er sich. Immer wieder schluchzte er, weinte. Er zitterte und krallte sich an mich. Immer weiter, vielleicht waren es nur ein paar Minuten, vielleicht Stunden. Ich verlor das Zeitgefühl.

Irgendwann war er eingeschlafen, während er geweint hatte, ist er einfach eingepennt. An meiner Schulter. Das Bett war von Kotze, Schweiß und Pisse komplett durchnässt, Erens Klamotten sahen nicht besser aus. Auch, wenn ich das absolut nicht wollte, weckte ich ihn wieder. Er musste sich wenigstens was anderes anziehen.

Noch immer glühte sein Körper, ihn nochmal unter die Dusche zu jagen hielt ich für unnötig, es würde ihn nur noch wacher machen. „Zieh dir ne andere Hose an und leg dich in mein Bett, ich mach hier sauber.", hatte ich gesagt und ohne Widerworte tat er es.

Ich räumte auf, zog das Bett mit samt Unterlage ab, startete die Waschmaschine, öffnete das Fenster, und streute Natron auf die Matratze. Die hatte nichts außer den Gestank abgekommen. Und dagegen half das.

Danach zog ich mein Shirt aus, welches ebenfalls voll mit Kotze war, schmiss es in die Wäsche, machte den Eimer sauber und ging in mein Zimmer, wo Eren zitternd auf dem Bett lag. Ich zog mir schnell ein sauberes Shirt an, deckte den bebenden Körper zu und wollte gerade auf die Couch verschwinden, da merkte ich seine kalte Hand an meinem Bein. „Lass mich bitte nicht alleine.", schluchzte er leise und versteckte sein verweintes Gesicht in den Kissen. Ich setzte mich neben ihn aufs Bett, begann durch seine Haare zu streicheln und beruhigend auf ihn einzureden. Erzählte von meiner Zeit im Entzug, wie oft ich meinen Freunden eine gescheuert hatte, weil sie mich nervten. Wie hilflos ich mir vorkam und, dass er das gut machen würde.

Und das sagte ich nicht um ihn aufzumuntern, ich sagte es, weil es wahr war. Er machte das gut. Und im Gegensatz zu mir damals wollte er das auch. Er hatte selber verstanden, was er sich damit antat. Und er wollte selber einen Schlussstrich ziehen. „Danke.", murmelte er schon wieder und starrte vor sich her.

Meine Hand war noch immer in seinen Haaren, der Schweiß störte mich nicht. Klar es war nicht unbedingt schön, aber es war okay. Alles mit ihm war irgendwie okay.

Let me save your life [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt