Kapitel 44

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Katlynn POV 

Voller Energie wache ich auf. Ich gebe Sam lächelnd einen Kuss auf die Wange und setze mich auf. Dann hole ich mein Handy vom Nachttisch um zu gucken, ob ich irgendwelche Nachrichten bekommen habe. Was ich dort sehe, ändert meine Laune jedoch komplett. Heute ist der 22. Juli. Heute ist der Todestag meiner Mutter, Tamara. 

Wie konnte ich das nur vergessen? Normalerweise bin ich an diesem Tag immer bei meiner Familie. Wir gehen eigentlich immer zusammen zum Friedhof. Doch heute werde ich dies nicht machen können. 

Es fühlt sich an als wäre alle Energie, die ich vorhin noch hatte, aus mir raus gesaugt worden. Ich fühle mich einfach nur ausgelaugt und erschöpft. Auf einmal fängt Sam an sich neben mir zu regen. Kurz darauf öffnet er seine Augen vorsichtig. 

"Guten Morgen Baby." begrüßt er mich lächelnd und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Dann steht er auf, sucht sich Klamotten raus und zieht sich dann schließlich um. Während er das tut, liege ich weiterhin im Bett und starre einfach an die Decke. 

Es sind jetzt schon zwei Jahre vergangen seit meine Mutter den Kampf gegen Krebs verloren hat.  Ich kann mich noch an den Tag erinnern als wäre es gestern gewesen. Es ging ihr eigentlich wieder besser, als sie einen plötzlichen Rückfall hatte. Auf der Fahrt zum Krankenhaus hat mein Vater bestimmt mindestens 100 Fahrregeln gebrochen, doch das war uns in dem Moment egal. 

Als wir dann angekommen waren, wurde sie sofort von uns weggenommen und in einen Operationssaal gebracht. Vier Stunden lang hatten wir gewartet. VIER STUNDEN! Dann hat der Arzt uns mitgeteilt, dass sie es nicht geschafft hat. Ich hatte mein Vater noch nie weinen gesehen, doch in dem Moment ist er komplett zusammen gebrochen. Wie in Zeitlupe war er auf den Boden gefallen. Ich hatte ihn noch nie so zerstört, so hoffnungslos gesehen. 

Der Tag war der schlimmste meines Lebens. Ich bin nie ganz über den Verlust meiner Mutter hinweggekommen. Damals musste ich stark sein für meine Familie. Summer war am Boden zerstört. Sie hatte tagelang weinend in ihrem Bett gelegen. Tom hatte seinen eigenen Weg mit dem Tod seiner Frau zurechtzukommen. Er schloss uns aus seinem Leben aus. Die meiste Zeit war er in seinem Arbeitszimmer und wir sahen ihn nur für die Mahlzeiten. Es wurde mein Job Summer mit allem zu helfen. Ich habe die Rollen meiner Mutter übernommen. Ich hatte einfach keine andere Wahl. Ich musste einfach okay sein... für meine Schwester und meine Vater. 

Dieser eine Tag ist der einzige an dem ich mir erlaube meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Ich kann nicht anders. Ich brauche einfach diesen einen Tag an dem ich nicht tuen muss als wäre alles okay. 

Sam hat inzwischen das Zimmer verlassen und mich mit meinen Gedanken alleine gelassen. Ich lasse mich erschöpft wieder auf das Bett fallen und wickele mich in die Bettdecke ein. Einige Zeit starre ich still an die Decke bis ich mich dann endlich dazu bringe aufzustehen und nach unten zu gehen. Dort unterhalten meine Freunde sich mal wieder laut, doch ignoriere sie einfach und mache mir leise Müsli. Dann setze ich mich auf einen der Sessel und starre auf die Müslischüssel während ich dieses still esse. 

"Hey. Ist alles okay mit dir, Katlynn?" fragt Mahogany besorgt und zwingt mich dazu aufzugucken. Ich nicke wortlos und schaue wieder weg. Ich spüre ihren skeptischen Blick auf mir, ignoriere ihn jedoch einfach. 

Sobald ich fertig gegessen habe, gehe ich wieder nach oben, wo ich mich direkt wieder auf das Bett liege und meinen Tränen endlich freien Lauf lasse. 

Auf einmal höre ich wie die Zimmertür sich leise öffnet. Ich wische meine Tränen sofort weg und drehe mich zur Tür um. 

Mit einem besorgten Blick hockt Sam sich sofort neben das Bett. 

"Was ist los?" 

"Nichts. Alles ist okay." lüge ich während ich Augenkontakt meide. 

"Ich sehe doch, dass nichts okay ist. Lüg mich nicht an. Erzähl mir doch einfach was los ist, damit ich dir helfen kann." fordert er. Doch ich bleibe still. Wenn ich es ihm jetzt erzählen würde, würde ich in Tränen ausbrechen. Außerdem wird er mich die ganze Zeit mit Mitleid angucken und vorsichtig mit mir umgehen. Das brauche ich gerade nicht, also drehe ich mich von ihm weg. 

"Hast du deine Tage?" fragt er dann. Ich werfe ihm einen empörten Blick zu und gucke dann wieder weg. 

"Du musst mir hier schon ein bisschen beistehen. Ich will dir ja helfen, aber dafür musst du mir auch sagen was falsch ist." sagt er frustriert. Es tut mir ja schon ein bisschen leid, dass ich ihn frustriere, doch heute geht es nicht um ihm. Es geht einzig und allein um meine Mutter. Ich weiß, dass er mein Freund ist, doch das muss ich jetzt einfach alleine machen. Das sage ich ihm dann auch. 

"Ich muss das alleine durchmachen, okay? Also lass mich bitte einfach in Ruhe." sage ich mit ruhiger Stimme. 

"Lass mich dir doch einfach helfen." schreit er schon fast, was mich zusammen zucken lässt. Als ich weiterhin nichts sage, haut er frustriert mit der Hand gegen den Schrank. 

"Ich glaube, dass du jetzt lieber gehen solltest." sage ich mit zitternder Stimme. Erschüttert guckt er mich an. 

"Ernsthaft? Das kann doch jetzt nicht dein Ernst sein. Ich versuche dir doch nur zu helfen." Als ich nichts weiters sage, stürmt er aus dem Zimmer raus. Na toll. Heute ist der Todestag meiner Mutter UND ich habe meinen ersten großen Streit mit Sam gehabt. 

Als die Anderen mir später mitteilen, dass wir jetzt langsam in die Halle müssen, lüge ich sie an und sage, dass es mir nicht gut geht. Kurz darauf bin ich also ganz alleine im Bus und kann meinen Gefühlen endlich freien Lauf lassen. 

Stundenlang liege ich auf meinem Bett während die Tränen meine Wangen runterfließen. Als meine Freunde dann wiederkommen, ist auch Sam bei ihnen. Er kommt direkt zu mir hoch. 

"Es tut mir so leid, Katlynn. Ich hatte genug Zeit um über meine Reaktion nachzudenken. Ich war so unfair. Es tut mir wirklich leid." Reuevoll beobachtet er mich. Daraufhin stehe ich auf, gehe zu ihm rüber und umarme ihn fest. 

"Es tut mir auch leid. Ich hätte einfach mit dir reden können, doch jetzt bin ich bereit dir zu erzählen was los ist." Ich atme tief ein und aus und erzähle ihm dann alles. 

Während ich ihm die ganze Story erzähle, hört er einfach nur zu und sagt nichts. Sobald ich fertig bin, umarmt er mich wortlos. 

"Du bist das stärkste Mädchen, das ich jemals kennen gelernt habe. Je mehr ich über dich erfahre, desto mehr bewundere ich dich." flüstert er leise. Dann gibt er mir einen Kuss auf den Kopf. 

Kurz darauf schlafe ich mit den getrockneten Tränen auf meinem Gesicht ein. 

Badgirl meets Magcon (Magcon FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt