Es gibt einen bedeutenden Unterschied zwischen Respekt und Angst. Ariana war es immer egal gewesen, ob Menschen sie aus Angst fürchteten oder angsterfüllten Respekt vor ihr hatten. Sie war sowieso ständig allein und wenn sie Gesellschaft hatte, war sie trotzdem einsam. Aber wer suchte sich schon aus, die Tochter Valentines zu sein oder genau wie ihr Zwillingsbruder, Jonathan, Dämonenblut in den Adern zu haben? Was war der Sinn in irgendwas, wenn man sich die Umstände gar nicht aussuchen durfte?
Ariana genoss die Stille in dem klinisch, weißen Haus. Manchmal regte sie die komplette Stille auf, da sie nicht wusste, wie sie nun ihre anstrengenden Gedanken beenden konnte oder was in der nächsten Sekunde passierte. Es war sehr wichtig, dass sie immer genau wusste, wie die nächste Vorgehensweise aussah.
Jace war vor einiger Zeit zu ihnen gestoßen und bildete sich ein, ihr Bruder zu sein. Ariana versuchte seine aufdringliche Art die meiste Zeit zu ignorieren. Vielleicht wurde er ebenfalls von Valentine aufgezogen und unterrichtet, aber er gehörte stets zu den Engeln und könnte es niemals gegen sie aufnehmen. Jetzt wollte er auch noch seine kleine Freundin in ihre Reihe aufnehmen. Ariana hatte die nervige Rothaarige noch nie wirklich gesehen, jedoch redete Jonathan ununterbrochen von ihr, als wäre das Fairchildkind die einzige Schwester, die er brauchte. Eifersucht war eine Emotion und Dämonen konnten so etwas nicht empfinden, jedenfalls redete sich Ariana das ständig ein. Sie beschützte schon immer ihren Bruder, obwohl dieser durch seine Fähigkeiten nie etwas wie Schutz benötigte. Stetig befand sie sich in einem Zwiespalt: sie wollte eigentlich nur ihren Bruder durch den bevorstehenden Krieg bringen, aber anderseits durfte oder wollte sie keine Gefühle zeigen und musste rational denken: ihr Bruder und sie waren die mächtigsten Shadowhunter auf der Welt, was könnte ihm also schon passieren?
Erleichtert, dass niemand ihre Gedanken lesen konnte, strich sie eine lose Strähne ihrer platinblond-glänzenden Haare zurück. Ein für die junge Shadowhunterin deutliches Geräusch ließ sie ihre mitternachtsschwarzen Augen verdrehen. Von der ganzen Welt genervt, legte sie ihr belangloses Buch zur Seite und blickte zu der halbgeöffneten Tür. >Netter Versuch, Fairchild<, zischte sie diesen Familiennamen voller Abscheu, da er sie unweigerlich an ihre leibliche Mutter erinnerte. Die Frau, die sie einfach zurückgelassen hatte, sie und ihren Bruder. Elegant erhob sie sich von dem hellgrauen Sofa und funkelte die Kleinere mit einem abstoßenden Blick an. >Pardon, du kennst mich wahrscheinlich nicht, schließlich versuchte Valentine uns stets geheim zu halten<, mit Zufriedenheit beobachtete Ariana wie Clary zusammenzuckte. >Ariana Quinn Morgenstern<, sie sprach langsam und voller Stolz. >Also... warte... du bist auch eine Morgenstern? <, fragte Fairchild mit riesigen grün-funkelnden Augen. Gefährlich trat Ariana näher zu ihrem Gegenüber. Mit einer leisen jedoch warnenden Stimme fuhr die Blonde fort, >falsch. Du bist keine Morgenstern. Du und deine verräterische Mutter gingen fort und somit auch die Ehre, den Namen Morgenstern zu tragen. Mein Bruder und ich sind die einzigen, wahren Morgensterns<, elegant bestieg sie die gläserne Wendeltreppe und es schien, als würde sie immer höher schweben. Sie zog sich ihre schwarze Kampfmontur über und schwang ihre einmaligen blonden Locken über ihre blassen Schultern.
Sie ignorierte die Frage ihres Bruders, wo sie um diese Zeit noch hinwollte, und verließ das Gebäude in die kühle Nachtluft. Ein langer schwarzer Mantel verdeckte die Sicht der Nachtgänger und sie ging planlos durch das Netz aus gläsernen Hochhäusern und riesigen Parkanlagen. Die Nacht mochte sie am liebsten, da ihr niemand hasserfüllte Blicke zuwarf und sie etwas normaler sein konnte. Natürlich genoss sie die angsterfüllte Macht über einen großen Teil dieser Bevölkerung, aber manchmal dachte sie darüber nach, wie ihr Leben ohne das Dämonenblut in ihrem Körper verlaufen wäre.
Anmutig wie eine Katze sprang sie auf eine Dachterrasse. Sie bewegte sich elegant in der kühlen Nacht über die verschiedenen Häuser und blieb abrupt stehen, als sie das strahlende Licht eines Engelschwertes wahrnahm. Sie verdeckte mit ihrem Mantel ihre platinblonden Haare und verschmolz mit der Dunkelheit. Neugierig lugte sie über die Dachkante und beobachtete den zierlichen Schatten, welcher mit mehreren Dämonen gleichzeitig kämpfte. Kurz war sie fasziniert von der wunderschönen Schwertführung und dem kontrollierten Ausweichen. Natürlich redete sie sich an, es würde daran liegen, dass Shadowhunter einfach ausgezeichnete Kämpfer waren, aber eine unterdrückte Stimme in ihrem Inneren wiederholte ständig, dass nur wenige Wesen in dieser Dimension ihre Faszination erhielten.
Irgendwann berührte der volle Mond das blasse Gesicht in dem völligen Schwarz. Trotz der einengenden Lage lächeln die dunklen Lippen und Ariana musste zugeben, dass die Person wirklich hübsche Züge und attraktive Wangenknochen besaß – für eine Frau.
Sie kannte die junge Nephilim nicht, schließlich kannte sie kaum irgendjemanden, da die meisten Schattenbewohner entweder Angst vor ihr hatten oder sie tot sehen wollten, oder beides.Schwarze Locken lösten sich aus dem losen Knoten und fielen der jungen Frau in weichen Wellen über die Schultern bis zur Taille. Langsam schien es, als würde dies der letzte Kampf der mutigen Kriegerin werden. Etwas in Ariana wollte einfach gehen, schließlich war dies nicht ihr Problem und vor allem Shadowhunter sterben ständig und viel zu früh. Sie wurde zu diesen Gedanken erzogen.
Aber ihr Körper besaß andere Pläne. In weniger als einer Sekunde zog sie ihren Bogen hervor und schickte einen Pfeil zwischen die Schulterblätter einer der echsenartigen Dämonen. Sie bevorzugte schon immer den Fernkampf, da sie dabei nie von einer Menschenseele gesehen werden musste.
Die Shadowhunterin wirkte so überrascht von dem plötzlichen Verschwinden ihres Gegners, dass Ariana sie mit einem zweiten Pfeil vor den anderen Dämonen retten musste. Hektisch blickte sich das hübsche Mädchen nach ihrem Retter um, Ariana war jedoch schon längst wieder verschwunden.Warum hatte sie das getan? Ihr Bruder würde sie umbringen, wenn er davon wüsste.
Kein Licht brannte noch in dem großen Haus. Ariana schlich sich in ihr Zimmer und atmete erst einmal tief durch. Sie durfte jetzt nicht schwach werden, dass durfte sie noch nie und wird es niemals dürfen.
Ohne diese junge Nephilim zu vergessen, versank sie in einen unruhigen Schlaf.
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ShadowBeauty
FanfictionDie Zwillinge Jonathan und Ariana Morgenstern wurden von der ganzen Welt geführchtet. Ariana zweifelte manchmal vielleicht an den ganzen Umständen, aber zugeben würde sie dies niemals. Sie möchte ihrem Familiennamen eine Ehre bereiten, aber was pass...