Wie man Elben besticht

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"Bitte! Ich flehe dich an! Du kriegst auch meinen Süßigkeitenvorrat!", flehte ich Mara an, damit sie mich endlich losließ.
"Den ganzen?", sie lockerte den Griff ein wenig.
Heftig nickte ich.
"Gut", sie ließ mich los.
"Ich glaube, wir müssen die anderen retten gehen", sagte ich, als ich wieder zu Atem gekommen war.
Sie nickte zustimmend.
Dann machten wir uns auf den Weg in die Küche.

Auf der Treppe begegneten wir allerdings Legolas. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und das Gesicht zu einer Grimasse verzogen.
"Dieser blöde Hobbit!", fluchte er.
"Was ist denn los?", hakte ich nach.
"Er hat das Toastbrot aufgegessen!", meckerte er weiter.
Wir ließen ihn einfach auf der Treppe stehen und liefen ins Wohnzimmer, wo die Zwerge auf der Couch lagen und irgendeine komische Fernsehsendung sahen.
Die hatten sich hier ja schon ganz gut eingelebt...
"Wo ist Bilbo?", fragte ich in die Runde.
Alle drei zuckten mit den Schultern.
Nur Thranduil, der ebenfalls im Wohnzimmer saß blieb stumm.
"Legolas sagt, er hat das ganze Toast aufgegessen", teilte Mara den Mittelerdlern mit.
"Oh!", sagte Kili abwesend und starrte weiterhin auf den Fernsehbildschirm.
"Sag Mal...", fing Thorin an.
"Da kam eben so eine Vorschau für eine...Serie...? Und das fand ich eigentlich ganz gut und..."
"Wie hieß die Serie denn?", hakte ich genauer nach.
"Schörluck... oder so ähnlich..."
"Er meint Sherlock", flüsterte Mara mir auf meinen verwirrten Gesichtsausdruck hin zu.
"Aha, ich habe alle vier Staffeln oben in meinem Zimmer. Wenn du willst leihe ich dir meinen Laptop.
"Was ist ein Läptop?"
Ich seufzte.
"Ein Gerät. So ähnlich wie ein Handy nur besser"
"Tolle Erklärung Lyra!"
"Klappe Mara, such lieber den Hobbit!"
"Wo ist der denn?"
"Was weiß ich!", fauchte ich genervt.
"Nichts!", grinste meine blonde, beste Freundin.
Ich knufte sie in die Seite.
"Das war nicht nett!"
"Warum darf sich der blöde Zwerg dieses Teil ausleihen und ich nicht!", beschwerte auch Thrandy.
"Du darfst auch...!"
"Ich will auch!" brüllten Fili und Kili gleichzeitig.
"Warum haben wir sie nochmal mitgenommen?", fragte ich verzweifelt.
Mara grinste.
"So schlimm sind sie nicht..."
"Solltest du nicht nach Bilbo suchen?", fragte ich.
Sie nickte.
"Komm Fili. Wir suchen Bilbo!"
Ich grinste sie an und zuckte mit den Augenbrauen.
"Lyra!"
"Was denn?"
Unschuldig blinzelte ich sie an.
"Komm jetzt Fili!"
Mit diesen Worten packte sie den Zwerg am Ärmel und zog ihn mit sich aus dem Wohnzimmer.
"Also... Wir stellen jetzt Mal Laptop Zeiten auf", befahl ich.
"Kili! Stift und Papier. Liegt auf dem Sofatisch"
Beides wurde mir gereicht.
"Also, als erstes Thorin..."
"Warum nicht ich?", meckerte der Elbenkönig.
"Weil er zuerst gefragt hat!", fauchte ich. Dann sagte ich noch.
"Jetzt sei Mal leise, du nervst!"
Eingeschnappt drehte er sich weg.
"Thorin von zehn bis elf, Thranduil von elf bis zwölf, dann Fili eine Stunde, dann Kili, dann Legolas wenn er will und dann Bilbo", murmelte ich vor mich hin und kritzelte das alles auf ein Blatt Papier.
"Warum kommt Fili zuerst dran?"
"Weil er älter ist..."
"Aber nur fünf Jahre!"
"Und?"
"Das ist fies?"
"Willst du noch nach Bilbo? Dann sei Mal lieber leise..."
Er wandte sich wieder dem Fernseher zu.
"Aber vorher muss ich euch noch einweisen! Was ihr dürft und was nicht", setzte ich noch nach.

Die Tür öffnete sich und ein wütender Legolas stapfte herein.
"Habt ihr Bilbo jetzt gefunden?", grummelte er.
Ich schüttelte den Kopf.
"Aber wir haben noch Toast..."
"Wo?"
Legolas bekam große Augen.
"Unten im Keller, ich hole es dir", sagte ich und stand auf.

Mir großen Schritten lief ich durch die Tür und Keller. Dort schnappte ich mir eine Packung Toast und brachte sie in die Küche, wo Legolas mich schon erwartete.
"Oh! Super! Hatst du noch Salat?"
"Im Kühlschrank. Sag Mal, essen alle Elben so viel?"
Er zog die Stirn kraus.
"Warum fragst du?"
Ich schüttelte verzweifelt den Kopf. Die waren alle so anders als im Buch...
Ich setzte mich wieder zu Thorin und Kili, um mit ihnen Fernsehen zu schauen.
Die Sendung lief auf RTL und war nicht sonderlich spannend.
Als Legolas sich wieder zu uns gestellt, hatte er ein Toast mit Salat, Guke, Tomaten und Knoblauchsauce.
Nicht sehr typisch elbisch...

Mit einem Mal ertönten Laute Schritte und jemand öffnete die Tür.
Es war Fili. Hinter ihm stand Mara, welche wie ein Walross keuchte.
"Sag uns sofort, wo der Hobbit ist!", kreischte sie und stürmte auf Thranduil zu.
In dessen Haut wollte ich jetzt lieber nicht stecken...
Das war alles wohl so interessant, dass Kili und Thorin sich vom Fernseher losgerissen hatten.
Thrandy zuckte derweil mit den Schultern.
"Sag es uns!", drohte Fili mit dunkler Stimme.
Das klang wirklich angsteinflößend!
Thrandy zuckte erneut mit den Schultern.
"Thranduil, wenn du es jetzt sagts, dann kriegst du zwei Stunden am Laptop!", versuchte ich den Elben zu erpressen.
Er schüttelte den Kopf.
"Das ist zu wenig!"
"Und was ist mit noch einer...zwei extra Packungen Kaugummi? Nur für dich!", versuchte ich es erneut.
Thrandy legte die Stirn in Falten.
"Mhm... Also gut. Draußen im Gartenschuppen. Er hat mir mein Kaugummi weggenommen!"
Ich griff unter das Sofa, wo wir die Kaugummis gebunkert hatten, damit sie niemand fand, und warf die König unter Buche und Eiche zwei zu.
Er grinste und...
Warte! Er grinste?!
Ach egal...

Ich sprang auf und lief zur Terassentür hinaus.
Thrandy hatte den armen Bilbo bestimmt eingeschlossen!
Mit einem Satz hüpfte ich über die Stufen vor der Tür und auf das Gras.
Die Sonne knallte vom Himmel. Wie ich den Sommer doch hasste...

Im Gartenhaus rumpelte es.
Mara rannte an mir vorbei und steckte den Schlüssel in das Schloss.
"Mist! Das ist der Falsche!", fluchte sie.
"Wo ist denn der Richtige?", fragte ich nach.
"Du wohnst doch hier?", regte sich sich auf.
"Müsste..."
Ich stockte und ging auf einen Stein zu, der neben dem Schuppen stand.
Mit einem grunzen hievte ich den Stein hoch und griff darunter.
Mit meiner Hand tastete ich nach dem Schlüssel, dann ließ ich den Stein wieder auf den Boden fallen.
Meine Arme zitterten.
Ich war halt ein Schwächling...

Ich warf meiner blonden Freundin den Schlüssel zu.
Sie schob Kili, der mittlerweile zusammen mit seinem Onkel nach draußen gekommen war, vor dem Schlüsselloch weg und steckte, diesmal den richtigen, Schlüssel hinein.
Es klickte als sie den Schlüssel drehte.
Dann öffnete sie die Tür.
Überraschung breitet sich auf ihrem Gesicht aus, dann Schrecken.
Was zur Hölle war da los?
Ich drängte mich an ihr vorbei und erstarrte.
Das durfte doch nicht wahr sein...!
Aus dem Schuppen starrten uns ein ängstlicher Bilbo und zwei riesige, leuchtenden Augen entgegen.
"Wer ist das? Mein Schatzzzzz..."

Kaugummi, das heilige Heilmittel gegen blonde ElbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt