Kapitel 30

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Um das Feuer herum liegen die Mädels, die inzwischen schon ruhig schlafen. Ich setze mich mit Emilia ans Feuer und gebe ihr zwei Schreiben Brot, die morgen eigentlich mein Frühstück wären. Ich werde es wohl überleben morgen früh nichts zu essen. Eilig verdrückt sie die zwei Scheiben, während ich noch zwei Decken hole.

„Die zwei Decken sind für dich, such dir einen Platz und dann geh schlafen." Ich lege noch einmal Feuerholz nach und gehe dann zu den zwei Decken, die schon neben Violet liegen. Ich breite die Decken aus und sobald ich liege schlafe ich auch sofort ein.

Der nächste Morgen kommt schnell, viel zu schnell. Die Sonnenstrahlen wecken mich und ich recke mich erst einmal. Es sitzen schon alle Mädels am Feuer. Alle außer Emilia, die liegt noch in der hintersten Ecke und schläft. Ich setze mich zu den Mädchen.

„Guten Morgen", sage ich noch etwas verschlafen. Violet gibt mir einen Becher mit Kaffee, den ich dankend annehme und einen Schluck davon trinke. Naja gut, Kaffe kann man dieses braune Wasser nicht nennen, aber es ist trotzdem etwas warmes zu trinken.

„Was machen wir jetzt mit Emilia?" Fragt Leonie nach kurzem schwiegen.

„Ich hatte gedacht, wir teilen unsere Gruppe heute in zwei. Die eine, wahrscheinlich etwas Größere, bleibt hier. Wir können versuchen Betten zu bauen und noch ein paar andere Möbel. Sophie, Sophia und können ja vielleicht einmal eine Skizze machen, wie sie die Kleider machen würden. Die andere Gruppe geht dann in die Stadt und holt Essen für heute und morgen.

„Und in welche Gruppe kommt die Hexe?", fragt Mira und ich schaue kurz in die Richtung, wo Emilia schläft.

„Ich würde sie gerne hierlassen. Sie soll sich einmal schön die Hände schmutzig machen."

So gesagt so getan. Schnell frühstücken alle,  zwischendurch wecke ich Emilia und erkläre ihr den Tagesablauf. Sie stimmt ohne Murren zu. Kurze Zeit später mache ich mich mit Violet, Leonie, Claire und Anny auf den Weg zur Stadt.

Mit vollen Rucksäcken kommen wir sieben Stunden später wieder in der Höhle an und es tut sich so langsam was. Sie haben drei Betten gebaut und einen weiteren Schrank. Ich bin echt stolz auf sie, langsam werden wir echt gut was sowas angeht.

„Das sieht hier ja schon fast aus wie eine richtige Wohnung." Sage ich lachend, als ich bei den Mädels ankomme.

„So wie wohnlich wie eine Höhle sein kann, meinst du wohl." Leonie lacht während sie den letzten Knoten an dem Bett festzieht.

„Wir wissen noch nicht ob die Betten so wirklich halten." Sagt auch Mira während sie sich aufrichtet und sich die Hose abklopft.

„Soll ich mich einmal draufsetzen?" Frage ich die Mädels, während ich meinen Rucksack absetze.

„Wenn du riskieren willst auf den Popo zu fallen gerne", lacht Mira und ich bin froh, dass hier eine so gute Stimmung herrscht. Ich lache auch ein wenig und setze ich guter Hoffnung auf das Bett.

„Ich muss sagen, es gibt etwas nach aber, man soll auf den Betten ja liegen und nicht sitzen nicht war?" Ich lege mich also aufs Bett und es hält glücklicher weise. Ich lege meine Hände unter meinen Kopf und grinse die Mädels an.

„Schön, dass wir das jetzt geklärt haben, ich würde jetzt gerne Mittagsschlaf halten." Ich lache und meine Mädels lachen auch mit. Violet die auch neben dem Bett steht grinst mich an und ganz plötzlich fängt sie an mich zu kitzeln. Irgendein anderes Mädchen macht auch noch mit und ich winde mich unter ihren Fingern so sehr, dass ich auch lachen muss. Bis es knack macht und das Bett unter mir zusammenbricht. Jetzt lachen alle Mädchen mit, während sie mir aufhelfen und versuchen mich aus dem Holz zu ziehen.

„Also den Härtetest hat es nicht bestanden." Violet lacht immer noch ein wenig, aber langsam kommt auch sie zur Ruhe. Ich schaue mir das zusammengebrochene Bett an.

„Mhh, ich denke das lag an dem Holz. Vielleicht war es noch zu frisch oder schon zu alt. Keine Ahnung, so viel kenn ich mit so etwas nicht aus." Während sich die anderen daran machen ein paar der Holzstämme aus dem zusammen gebrochenen Bett zu ziehen die man noch weiterverwenden könnte. Gehe ich zu Emilia die ganz alleine versucht ein kleineres Regal zu Bauen. Ich weiß auch inzwischen schon, dass es so gut wie unmöglich ist, so etwas alleine zusammen zu bauen. Denn man kann ja nicht die zwei Stämme zusammenhalten und gleichzeitig den Strick herumwickeln, dafür bräuchten wir größere Hände und die haben wir als Mädchen nun mal nicht wirklich.

„Warte, lass mich dir helfen", sage ich zu Emilia als ich bei ihr ankomme. Ich nehme ihr den Strick ab, während Emilia die zwei Stämme hält. Geschickt wickle ich den Strick um das Holz, bis es von alleine an dem anderen Stamm hält.

„Hast du die ganze Zeit alleine gearbeitet?" Frage ich Emilia, während wir den Schrank weiter zusammenbauen. Sie nickt nur stumm, scheinbar ist sie noch immer verängstigt.

„Du musst keine Angst vor mir haben Emilia. Ich war gestern einfach nur schlecht gelaunt. Wir haben uns abends ins Schloss geschlichen, um Infos zu finden, aber bis auf ein was haben wir nichts gefunden und oben drauf wären wir fast erwischt wurden." Emilia schaut mit großen Augen auf.

„Von wem denn?"

„Von Collin. Violet und ich waren gerade in seinem Büro und er kam viel zu früh vom Abendessen zurück. Wir konnten gerade so in das alte Büro seiner Mutter verschwinden, wir haben nicht einmal mehr die Tür richtig zu machen können. Zum Glück ist Collin momentan nicht so auf der Höhe, denn ich hatte mir ein Bild von mir und ihm bei einem unserer Dates angeschaut und nicht wieder so hingestellt, wie es vorher stand, dann noch die offene Tür..." Ich schüttel den Kopf. Emilia schaut mich traurig an und hält kurz mit ihrer Arbeit inne.

„Was meinst du mit nicht auf der Höhe?" Ich muss mich kurz schütteln, wenn ich an Collin gestern denken muss.

„Er sah aus wie ein Geist. Seine Haut war komplett farblos, so dunkle Augenringe die du dir gar nicht vorstellen kannst, seine Augen sprühten nicht wie früher das pure Leben aus. Ganz im Gegenteil, ich hatte das Gefühl sie haben ihre Farbe verloren."

„Bei dir haben Collins Augen vielleicht gestrahlt... Bei uns war es immer der gleiche gleichgültige Blick..." Sagt Emilia etwas niedergeschlagen und macht sich wieder ans Festbinden.

„Sorry Emilia. Ich weiß das Collin euch anders angeschaut hat als mich. Ich habe ihn manchmal beobachtet, wenn er mit euch geredet hat und sie haben tatsächlich nicht so gestrahlt wie bei mir, aber trotzdem waren sie nicht so trüb wie ich sie gestern gesehen habe..."

„Ist schon ok. Ich weiß inzwischen, dass du für dieses Leben viel mehr geschaffen bist als ich oder alle anderen hier. Ich freue mich ehrlich für dich, wenn das in drei Monaten klappt."

„Tja da bin ich ja froh, dass daran wenigsten einer glaubt." Sage ich erleichtert und Emilia stockt wieder kurz beim Festbinden, macht aber gleich weiter.

„Wir glauben alle an dein Glück Clara. Nur du selbst glaubst nicht an dich." Ich nicke nachdenklich und wir arbeiten schweigend weiter. Erst als die Mädels zum Abendessen rufen, hält Emilia mich noch einmal zurück.

„Clara. Du. Ich wollte dich Fragen wie es jetzt weiter geht mit mir." Sie hält den Kopf gesenkt und spielt mit dem Saum ihres T-Shirts.

„Ich rede heute noch mal mit den Mädels. Ich finde du hast eine zweite Chance verdient. Du hast dich wirklich ins positive verändert und du hast dir heute echt Mühe gegeben, obwohl dir niemand geholfen hat. Das finde ich auch wirklich nicht nett von den Mädels." Emilia nickt und zusammen setzen wir uns zu den Mädels ans Feuer.

Ich erkläre den Mädchen das Emilia jetzt erst einmal in der Gruppe aufgenommen ist, auch wenn das allen nicht gefällt. Ich erkläre ihnen, dass sie sich doch heute angestrengt hat und auf eigene Faust versucht hat einen Schrank zu bauen, ohne das ihr jemand erklärt hat wie das geht. Nach viel gut zureden, stimmen sie zu das Emilia zur Gruppe gehören darf und sie sie nicht mehr ausschließen werden. Das ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.

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