Kapitel 33

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Der Morgen kommt schneller als erwartet. Leider. Wir wachen alle relativ früh auf, aber das ist nicht schlimm. So haben wir mehr Zeit alle perfekt vorbereitet zu sein. Wir frühstücken ganz in Ruhe, machen uns für den Tag fertig, als wäre es wie immer. Und wie wir es jeden Morgen machen, setzen wir uns alle noch einmal zusammen.

„Also wir haben alle 20 Kleider?"

„Ja."

„Den Schmuck?"

„Ja."

„Die Schuhe?" Bei jeder frage klinge ich etwas verzweifelter. Ich habe so angst etwas zu vergessen, dass ich wahrscheinlich noch fünf Mal nachschauen und nachfragen möchte.

„JA Clara wir haben wirklich alles. Wir können uns noch ausruhen und in einer Stunde machen wir dann ganz in Ruhe los." Violet schaut mich liebevoll an.

„Sorry. Ich mache euch alle wahrscheinlich ganz wuschig."

„Ist nicht schlimm Clara wir wissen ja wieso du so aufgeregt bist. Du hast Collin schließlich fast ein halbes Jahr nicht gesehen." Melanie kommt zu mir und umarmt mich. Alle anderen gesellen sich zu uns und umarmen mich mit. Ich fühle mich gleich so viel besser und vor allem ruhiger.

„Ich habe auch etwas mitgebracht, damit wir uns die Zeit vertreiben können." Sagt Leah, nachdem wir uns alle wieder voneinander lösen. Sie geht zu ihrer Tasche und holt eine Lautsprecherbox und ihr Handy raus.

„Oh mein Gott Leah du rettest jetzt mein Leben." Leah lacht und macht Musik an. So vertreiben wir uns wirklich eine ganze Stunde lang die Zeit.

Bevor wir los gehen hilft jedem Mädchen einer anderen ihre Kette anzulegen, damit wir sie nicht im Rucksack verlieren. Unsere Rucksäcke sehen inzwischen nämlich schon sehr lädiert aus, durch die tägliche Benutzung.

„Sie ist wirklich wunderschön geworden. Danke Emilia und an die, die sie mit gemacht haben." Ich lächle alle meine Freundinnen dankbar an. Egal wie es heute ausgeht. Ich werde diese Kette nicht mehr abnehmen. Es ist ein Zeichen der Freundschaft und zeigt wie sehr uns dieses halbe Jahr jetzt zusammengeschweißt hat. Es ist ein super Gefühl zu wissen, dass immer jemand für dich da ist und dir zuhört, dir Ratschläge gibt, aber dir auch mal die Meinung sagt, wenn etwas nicht ok ist.

Um Zwölf schauen wir alle noch mal in den Rucksack, ob wir alles haben und dann gehst los.

Ungefähr drei Stunden brauchen wir zum Schloss, da es nicht in der Innenstadt liegt, sondern etwas weiter Außerhalb. Während wir zum Schloss laufen, kommen wir auf dem riesen Marktplatz vorbei, wo schon fleißig alles Aufgebaut wird, für morgen. Wenn wir Collin nicht wach bekommen und er morgen noch der gleiche Geist ist, wird es mir das Herz brechen. Eigentlich möchte ich gar nicht morgen dabei sein, aber ich muss, dass weiß ich. Ich muss es live hören, sonst schafft mein Herz das gar nicht zu verarbeiten.

Als wir am Eingangstor ankommen Verbeugen sich die Wachen vor uns, als sie erkennen wer wir sind.

„Miss Clara wir haben so sehr gehofft das Sie heute kommen. Haydn hatte so etwas angedeutet das Sie kommen, aber sie hier jetzt in echt zu sehen, ist ein so wunderbares Gefühl." Er verbeugt sich noch einmal und öffnet uns das Tor. Als ich an ihm vorbei gehe flüstert er mir auch noch etwas ins Ohr.

„Wecken Sie König Collin bitte aus seinem Schlaf." Ich weiß nicht was ich darauf erwidern soll und gehe nach einem kleinen nicken einfach weiter.

Es ist echt ein komisches Gefühl. Wir gehen gerade über den Schlosshof, über den wir vor einem halben Jahr fast täglich gelaufen sind. Tausende Gedanken gehen mir durch den Kopf während wir ins Schloss gehen. Meine Mädels, die alle bei der Auswahl mitgemacht haben, haben sich den Anblick von dem Schloss inzwischen gewöhnt, aber Leonie und ihre Truppe sehen das Schloss zum ersten Mal von so nahe und man sieht ihnen ihr staunen wirklich an, auch wenn sie versuchen es zu verstecken. Es bringt mich etwas zum kichern, auch wenn mir momentan nicht zum kichern zumute ist.

Ungefähr noch fünf Leute stehen vor dem Thronsaal. Mehr werden nicht mehr kommen, denn nach uns wurden die Schloss Tore auch verschlossen. Haydn, der vor dem Thronsaal steht verlässt kurz seinen Posten und kommt auf uns zu. Er umarmt mich schnell als Begrüßung und Leah gibt er einen Kuss.

„Also, ich habe gleich Schichtwechsel, dann stehe ich im Thronsaal und rufe immer die Leute auf die als nächstes kommen. Ich werde euch wahrscheinlich einfach so aufrufen: Nun möchte sich eine Gruppe von Mädchen Ihr Gehör verschaffen. Damit verrate ich nicht zu viel wer ihr sein und hoffentlich wird Collin überrascht sein. Ich kann euch jetzt leider nicht bis zu eurer provisorischen Umkleide begleiten, aber alle wachen, die auf dem Weg dahin positioniert sind, wissen Bescheid und werden euch nicht aufhalten." Haydn drückt Leah einen Schlüssel in die Hand.

„Mit diesem Schlüssel kommt ihr in alle Räume der zweiten Etage." Dann dreht er sich schnell wieder um und geht auf seinen Posten. Nur ein paar Sekunden später kommt eine Wache mit einem Bürger heraus und Haydn huscht in den Thronsaal rein. Mehr bekommen wir nicht mit, denn jetzt gehen wir so schnell es geht in ein Zimmer. Das größte was und jetzt einfällt ist das von Violet und mir, also gehen wir dort hinein.

Es sieht noch genauso aus, wie wir es verlassen haben, selbst das Buch was ich zuletzt gelesen habe, liegt noch auf meinem Schreibtisch und auch auf dem Schreibtisch liegt noch das Blatt, wo eine Ecke fehlt.
Schnell ziehen wir uns um. Das Kleid von den Mädels ist dunkelblau. Es hat einen roten Gürtel und ab dem Gürtel geht es bis zu den Knien mit ein paar schichten Tüll. Mein Kleid ist hellblau. Es hat keine Ärmel und über der Brust verteilt sind Glitzersteine. Das Kleid geht auch bis zu den Knien mit ein paar schichten Tüll, wie bei dem Kleid der anderen Mädels. Leah macht uns allen noch die Frisur dann verschwindet sie auch, aber sie sagt nicht wieso. Bis dreiviertel vier sind wir alle fertig und gehen dann gemeinsam wieder runter. Die Rucksäcke lassen wir im Zimmer und den Schlüssel behält Violet. Es ist niemand mehr draußen vor der Tür des Thronsaales, das heißt wir sind die Nächsten. Wir machen einen Kreis.

„Also Mädels sind wir bereit?" Frage ich sie und sie antworten mir im Chor.

„JA!"

„Was wollen wir?"

„Den Collin wieder den wir kennen!"

„Was werden wir tun, um dieses Ziel zu erreichen?"

„Alles was in unserer Macht steht!"

„Genau! Wir schaffen das!" Wir nehmen uns noch einmal alle in den Arm, flüstern uns noch einmal Zusprüche zu und dann werden wir auch schon von Haydn aufgerufen.

Er hat die Tür schon leicht geöffnet, so dass wir ihn hören können...

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