Kapitel 8

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Marthas Sicht:

Ich konnte die Nacht kaum schlafen, da mich meine Gedanken mal wieder wachhielten. Irgendwie ging mir das Gespräch mit Leo und auch mit Lena nicht aus dem Kopf. Ich hatte da so ein Gefühl was mir sagte da wäre was faul. Aber sicher war ich mir nicht. Und genau dieses Hin und Her, hielt mich wach. Dieses Chaos in meinem Kopf machte mir sehr zu schaffen. Und jetzt saß ich hier total übermüdet in der Klasse und wartete darauf den Tag endlich hinter mich bringen zukönnen. Ich starrte mit leerem Blick nach vorne und merkte erst, dass Till da war als ich das Kratzen des Stuhls hörte, den Till nach hinten schob, um sich auf ihn fallen zu lassen. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und sah ihn geschockt an. Sein Gesicht, sah aus wie ein verbeulter und verschrammter Unfallwagen. "Was ist denn mit dir passiert?!", fragte ich ihn erschrocken. Er schaute beschämt weg und murmelte dann nur "Bin gestern beim Training gestürzt und habe mit meinem Gesicht gebremst."  Ich wusste er lügt, aber ich wusste auch, dass Nachbohren jetzt so gar nichts bringen würde. Deshalb gab ich ein verständnisvolles "Oh nein. Dann mal gute Besserung." als Antwort und versuchte nicht bei den zwei Stunden Mathe, die uns bevor standen nicht einzuschlafen.

Dann auf dem Pausenhof saß ich auf einer Bank und checkte mein Handy ab. Doch dann sah ich Viktor und seine Leute, zielstrebig auf Till zu laufen, der am Eingang alleine an der Mauer gelehnt stand. Ich sah wie Till direkt den Kopf einzog und zusammenzuckte, als er Viktors Stimme zu vernehmen schien. Viktor lehnte sich ganz nah an sein Ohr und flüsterte ihm offensichtlich etwas hinein. Danach tätschelte er Tills Wange und ging hämisch grinsend davon. Till blieb verstört zurück und rieb sich über sein geschundenenes Gesicht. Was wurde da nur gespielt? Hatte etwa Viktor was mit den Verletzungen von Till zutun?! Auf einmal blickte ich in blaue Augen, die mich direkt fesselten. Es waren Tills blauen Augen. Auch wenn ich ein ganzes Stück von ihm entfernt saß, konnte ich trotzdem seinen Schmerz in seinen Augen erkennen. Direkt hatte ich Mitleid mit ihm und den drang ihm zu helfen. Nur wie? Das galt es jetzt herauszufinden.

Ach man eigentlich wollte ich doch zu Niemandem eine Beziehung aufbauen, aber so ganz ohne Freunde konnte man auch nicht überleben. Deshalb stand ich auf und ging zu Till rüber, der schon längst wieder den Blick von mir auf sein Handy gerichtet hatte. Doch auch das steckte er mit hängenden Schultern zurück in seine Hosentasche. "Hey Till. Ähm alles klar bei dir?" "Ja klar. Alles bestens. Wieso?" "Was war das gerade mit Viktor? Was wollte er von dir? Er schien wütend gewesen zu sein.", stellte ich fest. "Ach das. Das war gar nichts. Er war nur sauer, weil ich das Training gestern verpasst habe." "Okay.", sagte ich nur. Er log schon wieder. Vorhin hatte er mir doch erzählt er wäre gestern beim Training gestürzt, also wie konnte Viktor dann sauer sein, dass er nicht beim Training war? Das war alles sehr komisch. Aber auch dieses Mal harkte ich nicht weiter nach.
"Wir müssen wieder rein.", nuschelte er dann und ging direkt durch die Eingangstür und ließ mich stehen. Besorgt blickte ich ihm nach, bevor ich dann auch rein ging. "Hey Martha!", hörte ich plötzlich jemanden hinter mir rufen. Also drehte ich mich auf dem langen Flur um und versuchte die Person unter den ganzen Schülern ausfindig zu machen, die da gerufen hatte. Dann stand Viktor schon vor mir. Auch er hatte eine blaue Nase, fiel mir direkt auf. Sollten die beiden sich wirklich geprügelt haben? "Alles klar bei dir?", fragte er mich dann und lächelte mich schief an. "Ja, klar. Und bei dir?" "Ja auch bis auf meine Nase." "Was ist mit deiner Nase passiert?", wollte ich dann wissen. "Tja frag mal deinen Sitznachbarn. Er ist nämlich gar nicht so unschuldig, wie er tut. Ich würde an deiner Stelle aufpassen. Er hat in der Vergangenheit schon viele Leute verarscht. Was meinst du warum er jetzt alleine dasteht?" Viktors Worte verwirrten mich. Ich meine ich kannte weder Till, noch Viktor gut genug, um einschätzen zu können, was jetzt Fakt war und was nicht, aber Viktor schien es ernst zu meinen.
"Nett, dass du mich beschützen willst, aber ich würde mir gerne selbst ein Bild davon machen.", sagte ich dann ruhig. "Klar nur zu. Aber sag hinterher nicht ich hätte dich nicht gewarnt.", sagte er schulterzuckend und ging dann auch schon weiter zu seinem Schließfach. Ich schüttelte den Kopf. Was war das jetzt schon wieder für eine Aktion? Waren auf dieser Schule nur komische Menschen?
Zurück im Klassenzimmer setzte ich mich auf meinen Platz und musterte Till skeptisch von der Seite. Er sah wahrlich nicht so aus, als würde er Leute verarschen. Obwohl. Sowas sah man eigentlich niemanden direkt an. Ich meine solche Leute, hatten ja kein Schild um den Hals auf dem Stand: 'Vorsicht ich verarsche Menschen'. Und erfahrungsgemäß waren es doch eh immer die, bei denen man es am wenigsten erwartet.

Bad LiarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt