Kapitel 16

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Tills Sicht :

Es war schrecklich hier, die Langeweile hatte mich eingeholt. Ich hatte viel zu viel Zeit um nachzudenken, zudem gab es keine einzige Ablenkung für mich. Die anderen Patienten würden sicherlich haufenweise Besuch empfangen und ich würde weiterhin einsam und alleine im Zimmer verweilen, wer würde mich denn auch besuchen wollen? Niemand, weil sich keiner für mein Wohlbefinden interessierte. Nicht mal meine Mutter hielt es für nötig, sich nach mir zu erkunden, bzw. sich überhaupt mal bei mir zu melden und ich war der festen Überzeugung, dass sie dies auch nicht mehr tun würde. Sicherlich waren meine Geschwister mal wieder wichtiger, als ich. Das war schon immer so. Meine Schwestern waren die Prinzessinnen zu Hause und egal was sie wollten, sie bekamen es. Ich bekam immer nur Ärger und Gemecker zu hören, selbst für Dinge, für die ich nichts konnte, aber das spielte keine Rolle. Durch ein zaghaftes Klopfen wurde ich aus meiner Gedankenwelt gerissen und ich drehte meinen Kopf zur Tür.
,,Ja, herein ", rief ich. Leicht verwirrt lag mein Blick auf der sich nun öffnenden Tür. Kurz darauf betrat ein blondes Mädchen mit einem scheuen Lächeln auf den Lippen den Raum. Martha ?! Was machte sie denn hier ? Woher wusste sie wo ich war und warum kam sie ausgerechnet zu mir ?
"Hey Till, ich habe gehört du bist im Krankenhaus und wollte sehen wie es dir so geht.", sagte sie und blieb unsicher einige Meter von mir entfernt stehen. "Warum bist du hier?", fragte ich total überrumpelt. Ich hätte nie damit gerechnet überhaupt Besuch zu bekommen und dann noch von jemanden den ich ja eigentlich gar nicht kannte. War ich ihr etwa wichtig? Oder gehörte sie zu einem weiteren Plan von Viktor? Konnte man ihr trauen? Zum Schutz setzte ich meine undurchdringliche Maske auf und entschied mich dazu sie erstmal auf Abstand zu halten. "Wie gesagt ich wollte sehen wie es dir geht." "Okay"  "Was ist passiert Till? Wieso musstest du ins Krankenhaus?"  "Das geht dich nichts an.", sagte ich schroff und funkelte sie wütend an. Verständnislos zog sie ihre Augenbrauen zusammen. "Wieso bist du jetzt sauer? Ich mach mir Sorgen um dich, aber okay dann geh ich halt wieder.", kam es von ihr und sie drehte sich um und ging Richtung Tür.
"Martha bitte warte. Ich. Also. Man. Es tut mir Leid okay?! Ich weiß einfach nicht wie das ist, wenn sich jemand um mich sorgt oder sich für mein Wohlbefinden interessiert.", sagte ich beschämt. Sie drehte sich langsam um und kam nun näher zum Bett. "Was ist los?", fragte sie. Ich seufzte. Okay ich musste es jetzt einfach los werden. Alles. Egal ob sie es für sich behalten würde oder nicht, aber würde ich es jetzt nicht machen, würde ich entgültig unter der Last zerbrechen. "Na gut. Also, du hast ja schon gemerkt, dass ich immer wieder blaue Flecken oder andere Verletzungen habe. Und naja. Du hattest recht mit deiner Vermutung, ja ich werde gemobbt und das schon seit Längerem, eigentlich, seitdem ich auf das Internat gekommen bin." Sie setzte sich auf meine Bettkante, so als wäre es das Normalste auf der Welt. Ich fuhr dann fort. "Und ja es war Viktor. Alles. Wegen ihm bin ich auch hier. Aber was er mir angetan hat, kann ich momentan einfach nicht laut aussprechen. Ich hoffe du kannst das akzeptieren. Ich bin wirklich so eine Wurst. Vielleicht habe ich das auch alles einfach verdient. Den ganzen Schmerz, die Demütigungen und diesen Terror jeden Tag.", sagte ich dann traurig und wandte meinen Blick von der Bettdecke zu ihrem hübschen Gesicht. So jetzt war es halbwegs raus und ich hatte mich endlich jemanden anvertraut. Aber ich würde verstehen, wenn sie jetzt fluchtartig den Raum verlassen würde. Wer wollte schon mit so einem Loser, wie mir befreundet sein?

Bad LiarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt