Kapitel 14

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⚠️TRIGGER WARNUNG ⚠️

Erleichtert warf ich das letzte Kissen aufs Bett und schaute mich zufrieden im Raum um. Endlich sah mein Zimmer wieder aus wie ein Zimmer und nicht wie eine Müllhalde. Drei ganze Stunden hatte das Aufräumen gedauert und die ganze Zeit war es wie eine Demütigung. Es war eine Niederlage. Es war total erniedrigend Müll aufzusammeln und seine Klamotten davon zu befreien. Die meisten Sachen würde ich erstmal waschen müssen, bevor sie zurück in den Schrank durften. Ich war einfach nur fix und fertig. Ich schmiss mich frustriert aufs Bett und schloss kurz meine Augen. Doch direkt tauchte wieder der Zettel mit seinem Inhalt vor meinem geistigen Auge auf und die Worte gingen nicht aus meinem Kopf. Ich riss panisch die Augen wieder auf und setzte mich auf. Dann rieb ich mir mein Gesicht. Das war der reinste Albtraum. Ich blickte auf die Uhr und sie zeigte 17:22 Uhr an. Also hatte ich noch ein bisschen Zeit. Ich brauchte jetzt unbedingt ein paar Endorphine und ich wusste wie ich sie bekommen würde. Also schmiss ich mich in meine Laufsachen und verließ das Internat. Ich rannte so schnell ich konnte und so weit mich meine Beine tragen wollten. Ich stand wieder kurz vorm Umkippen, aber ich spürte nur Glück. Es war ambivalent, aber so war es halt. Das Laufen machte mich glücklich. Das Laufen hielt mich am Leben. Ich brauchte es, wie die Luft zum Atmen. Befreit kam ich am Internat an und nahm eine Dusche. Ein weiterer Happy Place für mich. Ziemlich erbärmlich, aber so war es nun mal. Dann nach der Dusche zog ich mir ne Jogger und nen Pulli an und nahm dann meine dreckigen Sachen, um sie in die Waschmaschine zuschmeißen. Auf dem Rückweg aus dem Keller, ging ich in der Küche vorbei, schnappte mir wieder nur einen Apfel und verschwand auf meinem Zimmer. Nur noch eine halbe Stunde. Direkt war ich wieder angespannt und mein Magen zog sich zusammen. Shit. Man ich wollte Staffelkapitän bleiben, aber ich hatte auch viel zu viel Angst vor Viktors Rache. Ich war hin und her gerissen, aber egal wie sehr ich mich anstrengte, kam ich auf keine gute Lösung. In beiden Fällen würde ich leiden, das war klar. Aber welches war das kleinere Übel? Scheiße. Ich konnte nur verlieren. Mit rasendem Puls ging ich dann um viertel vor neun zum Waschraum. Nervös lief ich im Raum auf und ab und die Zeit schien still zustehen. Mit jedem Ticken der Uhr wurde ich nur noch nervöser. Dann blieb ich vor dem Fenster stehen, blickte hinaus und versuchte möglichst ruhig zu bleiben und nicht jetzt schon komplett durchzudrehen. Dann ging plötzlich das Licht aus, die Tür wurde zugeknallt und ein Schlüssel wurde umgedreht. Seit wann gab es für diesen Raum einen Schlüssel?! Ich drehte mich um und sofort blendete mich der Schein einer Taschenlampe. Ich kniff die Augen zusammen und hielt mir die Hand vors Gesicht. "Was zur Hölle soll das?", fragte ich verwirrt. Sie waren zu fünft und ich war alleine. "Und hat dir unser kleines Geschenk gefallen?", fragte Viktor mit gefaketem Interesse. "Was sollte der Scheiß man?", fragte ich gereizt und machte vor Wut einen Schritt auf ihn zu. Doch direkt stellten sich die 4 anderen neben ihn und ich blieb stehen. "Ach Till, du solltest wirklich mal lernen deine Aggressionen in den Griff zu bekommen, nicht, dass du dein Zimmer wieder so zurichtest." Sein ruhiger Ton machte mich noch wütender. Direkt balllte ich wieder meine Hände zu Fäusten. "Naja. Kommen wir zu wichtigen Dingen. Offensichtlich hast du meine kleine Nachricht erhalten. Also, wie lautet deine Antwort?" "Meine Antwort lautet: Nein.", sagte ich mit fester Stimme. "Oh das tut mir Leid. Das war leider die falsche Antwort.", sagte er, gab seinen Lakaien ein Zeichen und schon stürmten sie auf mich zu und packten mich. Sie zerrten mich zu den Duschen und hielten mich mit beiden Armen ausgebreitet fest. Siegessicher baute Viktor sich vor mir auf. "So. Versuchen wir es noch einmal. Was ist deine Antwort." "Nein." Ich ließ mir das nicht einfach so wegnehmen. Nicht kampflos. Schon wieder gab Viktor ein Zeichen und ich spürte plötzlich eiskaltes Wasser über mich laufen. Meine Kopfhaut zog sich zusammen und die nasse Kleidung klebte nur so an mir. Dann stellten sie das Wasser wieder ab. Ich schüttelte mir das Wasser aus den Haaren und dem Gesicht. Meine Arme waren immer noch fixiert. "Ich höre?" Wieder verneinte ich und jetzt war es heißes Wasser welches über mich prasselte. Dieses Spiel ging eine gefühlte Ewigkeit auch wenn es im Endeffekt 10 Minuten waren. Langsam bröckelte Viktors ruhiger Ton und wieder flammte diese Wut in seinen Augen auf. Als ich dann wieder verneinte, rechnete ich mit dem nächsten Wasserschwall, aber stattdessen drückte er mich nun an die Wand. Dabei drückte sich die Amatur schmerzhaft in meinen Rücken. "Mach dich auf was gefasst, Loser. Du wolltest es nicht anders. Ich werde dich noch umstimmen. Du wirst um Gnade winseln.", presste er hervor, zog mich dabei nochmal nah an sich ran und schubste mich mit voller Kraft zurück gegen die Wand. Wieder gegen die Amatur. Ich rutschte aus und viel hin. Direkt lachten sie laut. "Du bist so erbärmlich." Und gingen dann lachend davon. Nun saß ich hier alleine, im Dunkeln, völlig durchnässt auf dem kalten, nassen Boden. Ich wusste ich musste aufstehen und aus den nassen Klamotten raus, aber ich konnte mich nicht rühren. Keinen Millimeter mehr. Ich zitterte stark und wusste nicht mal, ob die Kälte oder die Angst der Auslöser dafür war. Ich wollte mich an der Wand anlehnen und meine Knie anziehen, aber mein Rücken schmerzte einfach zu sehr. Also rollte ich mich zusammen und schloss, mit zitterndem Körper, meine Augen. Es war genug. Ich konnte nicht mehr.

Ich wusste nicht wie lange ich hier lag und stumm weinte. Aber plötzlich ging das Licht an und ich kniff geblendet die halbgeöffneten Augen zusammen. Direkt dachte ich an die Taschenlampe zurück und die Angst überkam mich. Noch so eine Tortur würde ich nicht aushalten. Ich nahm nur wage Schatten wahr, konnte nicht genau erkennen um wen es sich handelte. Ich stand total neben mir und wusste gar nicht was hier passierte. Ich hörte jemanden weit entfernt meinen Namen sagen, aber es fühlte sich an als hätte man mich in Watte eingepackt. Erneute Stille. Dann nahm ich mehrere Schatten wahr und zuckte automatisch zusammen. Waren es wirklich wieder Viktor und seine Gang? Ich wurde wieder panisch, aber die Menschen hoben mich hoch. Ich wollte mich wehren hatte aber keine Kraft mehr. Ich ließ sie einfach machen. Sie brachten mich in einen blau blinkenden Wagen, der mitten auf dem Internatshof stand. Ein Krankenwagen? War es echt so schlimm? Ich mochte das taube Gefühl eigentlich ganz gerne. Sie wickelten mich in eine Rettungsdecke und jetzt merkte ich erst wie kalt mir wirklich war. Ich war total durchgefroren und nun taute ich langsam wieder auf. Meine Haut war blau und meine Lippen schon ganz Lila. Sie redeten mit mir, aber ich konnte ihnen nicht folgen. Meine Sinne waren immer noch benebelt. Ich musste wohl unter Schock stehen oder sowas.
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Panisch riss ich meine Augen auf.
Wo war ich? Was war passiert? Ich starrte an die Decke und es war auch hier fast komplett dunkel. Der einzige Unterschied war, dass ich trockene Klamotten an hatte und in einem warmen, weichen Bett lag. Aber wie war ich hierher gekommen? Wer hatte mich aus dem Waschraum geholt? Nur langsam realisierte ich, dass ich in meinem Zimmer und in meinem Bett im Internat lag. Sollte das alles etwa nur ein böser Traum gewesen sein? Verwirrt drehte ich mich auf die Seite, doch merkte einen stechenden Schmerz in meinem Rücken. Das war wohl der Beweis das die Qualen wirklich passiert waren. Mein Blick blieb an einem Monitor hängen, der meinen Herzschlag überwachte. Jetzt schaute ich mich genauer im Raum um, der nur vom Mond leicht beleuchtet wurde. Ich stellte fest, dass es doch nicht mein Internatszimmer war, sondern ein Krankenzimmer. Und dann viel es mir wieder ein, wie sie mich mit dem Krankenwagen abgeholt hatten.
Aber genau so schossen die Bilder von Viktor und seinen Jungs in meinen Kopf, wie sie mich gedemütigt und gequält hatten. Schnell setzte ich mich auf, machte das kleine Nachttischlicht links von mir an und rieb mir verzweifelt übers Gesicht. Er hatte es geschafft. Ich war offiziell am Ende meiner Kräfte. Er hatte gewonnen und ich verloren. Ich schloss meine Augen, aber die Bilder ließen mich einfach nicht los und ich hörte wie der Monitor unregelmäßige Pieptöne von sich gab. Meine Hände zitterten und ich hatte das Gefühl als würde ich das Ganze nochmal durchleben. Ich spürte sogar das Wasser in meinen Haaren, aber natürlich war da keins als ich mir mit den Händen hindurch fuhr. Plötzlich war mir wieder eiskalt und ich drohte zu ersticken. Das Piepen wurde lauter und dann war alles um mich herum wieder schwarz.

Bad LiarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt