Kapitel 25

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Marthas Sicht:

Auch am nächsten Morgen war ich immernoch sauer auf Till. Wie konnte er mich so unfair behandeln? Ich wollte ihm wirklich nur helfen und er reagierte so. Und die Tatsache, dass das mit Leo immer noch nicht geklärt war, verbesserte meine Laune auch nicht gerade.
Als ich dann in der Schule eintraf, stürzte sich Viktor quasi auf mich und hielt mich so davon ab weiter zu laufen. 'Toll. Der Trottel jetzt auch noch oder was?', dachte ich genervt und verschränkte demonstrativ die Arme vor meiner Brust. "Martha. Ich muss mit dir reden." "Kein Bedarf.", sagte ich schroff. "Man es ist wichtig. Es geht um Till." Till? Direkt wurde ich hellhörig. Aber Moment. Das Wort wichtig zusammen mit Till aus seinem Mund, war doch ziemlich komisch. War das etwa jetzt schon wieder nur ein Trick?
"Man Viktor. Lass Till doch einfach in Ruhe. Er hat dir nichts getan und es macht dich nicht cooler wenn du andere Leute fertig machst. Außerdem, hör auf mich da mit reinzuziehen.", sagte ich jetzt sauer. Für so einen Scheiß hatte ich jetzt echt keinen Nerv. Also drehte ich mich um und wollte ins Gebäude gehen.
"Till ist im Krankenhaus und es sieht nicht gut aus!", rief Viktor mir hinterher. Direkt blieb ich stehen, drehte mich wieder um und lief die paar Schritte zu ihm zurück. Dann funkelte ich ihn böse an. "Was hast du ihm schon wieder angetan?" "Nichts. Ehrlich." Ich lachte auf. "Ja klar. Weil du ja hier der Engel bist. Du bist so erbärmlich. Musst jetzt auch noch lügen, weil du mit der Schuld nicht umgehen kannst. Aber weißt du was? Ich hoffe du erstickst an deinen Schuldgefühlen." Die letzten Worte flüsterte ich nur noch, sah ihn ein letztes Mal verächtlich an und entfernte mich schnellstmöglich von diesem Troll.

Ich konnte mich den ganzen Tag nicht auf den Unterricht konzentrieren, da meine Gedanken immer zwischen Till und Leo hin und her sprangen. Wie ging es Till? Wieso war Leo so ein Arsch? Was war mit Till nur passiert? Sollte ich das wirklich mit Leo beenden? Ich war einfach nur froh, als endlich die Schulglocke läutete und ich endlich nach Hause konnte.
"Hallo, bin wieder da!", rief ich in den Flur, hang meine Jacke auf und zog mir die Schuhe aus. "Hallo Schatz, wir sind im Esszimmer!", rief meine Mutter und an ihrem Ton wusste ich schon, dass sie irgendwas hatte. Und diese Vermutung bestätigte sich auch, als ich dann den Raum betrat und zum Tisch ging. Ich erstarrte, als ich sah wer da mit meinen Eltern am Tisch saß, so als wäre das völlig normal. Leo?! Was machte er hier?

Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass Leo gestern einfach so hier aufgetaucht war. Was dachte sich dieser Kerl?! Erst wie ein Arsch benehmen und dann da am Tisch sitzen als wäre alles okay. Und meine Eltern? Alleine, dass sie ihn rein gelassen hatten, war ja wohl das Letzte. Ich war so sauer. Aber auch unendlich enttäuscht, denn was ich dann herausgefunden habe, hat mir mein kleines Herz zerbrochen.

Flashback Martha Gestern Mittag:

"Was machst du hier?!", warf ich ihm direkt wütend an den Kopf, nachdem ich mich wieder gefasst hatte. Wie konnte er es wagen, da einfach zu sitzen und so tun, als wären wir ein Happy Couple. Ich hatte solche Wut auf ihn und, dass er mir jetzt so nah war, machte es nur noch schlimmer. "Martha jetzt beruhig dich doch. So begrüßt man doch nicht seinen Freund, den man so lange nicht gesehen hat.", schaltete sich meine Mutter ein. "Was weißt du schon?!", schrie ich sie an und stapfte wütend die Treppe hinauf in mein Zimmer. Ich ging raus auf dem Balkon und schaute in die Ferne. Irgendwie musste ich mich beruhigen.
Keine 5 Minuten später, hörte ich die Schiebetür hinter mir und ich wusste wer es war. Ich spürte es. Es war Leo. "Martha, können wir bitte reden?" "Worüber?", antwortete ich hart und wendete meinen Blick nicht von dem Dom ab, der in der Sonne so schön leuchtet.
Leo trat neben mich, aber mit ein bisschen Abstand zwischen uns. "Über uns", sagte er leise. "Ach. Ich spiele also noch eine Rolle in deinem Leben?", fragte ich sarkastisch und sah ihn dann an. "Natürlich. Ich hatte nur in den letzten Wochen sehr viel Stress. Mit der Schule. Und zu Hause. Du weißt ja was da immer abgeht." Ich nickte. Klar wusste ich das, aber trotzdem hätte er mir zwischendurch eine klitzekleine Nachricht schreiben können. "Wieso hast du nicht eher was gesagt? Ich hätte dir doch irgendwie helfen können." "Ich wollte dich nicht beunruhigen und belasten. Du hattest ja selbst genug um die Ohren mit der neuen Umgebung, neue Schule und dann auch noch das mit deinen Eltern. Naja Adoptiveltern.", sagte er und ich musste automatisch lächeln. Ich wusste nicht wieso, aber ich verzieh ihm alles. Er schaffte es einfach immer wieder mich mit seinem Charme einzuwickeln und löste damit all die Wut und Zweifel in Luft auf. Wie bei einer Spinne, die das Opfer in ihr Netz lockt und es dann umgarnt, bis es nicht mehr weg kann. "Ist alles wieder gut?", fragte er dann und lächelte mich verschmitzt an. Ich nickte und dann zog er mich in seine Arme und ich merkte wie sehr ich seine Nähe vermisst hatte. "Ich liebe dich.", flüsterte er und drückte mir dann einen Kuss aufs Haar. "Ich dich auch.", flüsterte ich an seine Schulter.
Den Nachmittag zeigte ich ihm Erfurt und auch er war begeistert von der Stadt.
Leo musste mich echt lieben, sonst hätte er nie den langen Weg nach Erfurt auf sich genommen, nur um mich für die paar Stunden zu sehen. Ich hatte Morgen ja wieder Schule, weswegen wir jetzt nur noch den Abend vor uns hatten. Nach dem Abendessen wollten wir uns einen Film anschauen und machten es uns in meinem Bett gemütlich. Er wollte auch bei mir schlafen und dann morgen früh wieder zurück. Es war einfach nur schön wieder neben ihm einzuschlafen und auch am nächsten Morgen wieder neben ihm aufzuwachen. Doch dann kam die böse Überraschung. Er war im Bad und plötzlich leuchtete sein Handy auf. Eine neue Nachricht. Per Zufall schaute ich aufs Display und sah, dass sie von Lena war. Moment. Von meiner besten Freundin Lena?!  Ich musste sie einfach lesen. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei. Also klickte ich auf den Chat und las ihre Nachricht. "Hast du schon mit ihr Schluss gemacht?", murmelte ich vor mich hin. Dann scrollte ich weiter nach oben und die Zeilen, die ich da las brachten meine Welt ins Wanken. 'Gut, dass Martha endlich weg ist.' 'Endlich müssen wir  es nicht mehr verheimlichen und können tun und lassen was wir wollen.' 'Kommst du rüber?' 'Es war so schön gestern mit dir.'
Ich wollte noch weiter lesen, aber Tränen verschleierten mir die Sicht. Ich legte sein Handy wieder zurück. Was waren die beiden nur für verlogene Miststücke?! Gestern hatte er mir noch gesagt er würde mich lieben. Das ich nicht lache! Er wollte mich nur warmhalten, falls das mit Lena doch nichts Ernstes sein würde.
"Hey Martha was ist los?", kam Leo ins Zimmer. "Geh.", sagte ich mit bebender Stimme. "Was?" "Du sollst verschwinden!", sagte ich jetzt lauter. Verwirrt kam er auf mich zu, aber ich sprang vom Bett und brachte so, Abstand zwischen uns. "Du bist so ein Arschloch. Hast seit Monaten was mit Lena und ihr lügt mir beide dreist ins Gesicht. Verpiss dich und lass dich nie wieder blicken.", sagte ich mit Tränen in den Augen. "Es tut mir Leid.", sagte er. Ich lachte auf. "Spar dir das. Ihr seid doch froh, dass ich weggezogen bin. Deshalb habt ihr euch so wenig gemeldet, deshalb habt ihr mich nicht verabschiedet.", sagte ich und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das hätte mir viel früher auffallen müssen. Aber ich war einfach zu blind. Zu blind vor Liebe.
"Machs gut Martha.", sagte er noch und verschwand dann endlich aus der Tür und somit auch aus meinem Leben.
Erst nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, sackte ich in mich zusammen und heulte.

Flashback Ende.

Bad LiarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt