Kapitel 1

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Marthas Sicht:

Ich kam gerade auf dem Schulhof an, da sah ich ihn schon am Eingang stehen. Naja, er lehnte eher lässig an der Wand und wartete dort wie jeden Morgen auf mich. 'Er' war Leo mein Freund. Er sah aus wie der typische Badboy, weswegen ihn wohl die anderen Mädchen auch immer anschmachteten. Verübeln konnte ich es ihnen nicht, denn er sah auch verboten gut aus mit seinen kastanienbraunen Haaren in Kombination mit stechend grünen Augen. "Guten Morgen mein Liebster. Na gut geschlafen?", fragte ich ihn mit einem Strahlen im Gesicht. "Na Süße, klar und du?" "Ich auch. Neben dir wäre es natürlich noch besser gewesen.", fügte ich schmunzelt hinzu und gab ihm dann einen Kuss. Dann nahm er meine Hand und zog mich ins Innere des Schulgebäudes.
Im Flur sah ich wieder die vielen Mädchen, die Leo anstarrten, bis ihre Blicke auf mich fielen und sie anfingen zu tuscheln. "Was findet er nur an ihr?", hörte ich eines der Mädchen flüstern, versuchte es aber gekonnt zu ignorieren. Es war klar, dass sie über mich reden würden, aber trotzdem versetzte es mir immer wieder einen kleinen Stich. Es war ja nicht meine Schuld, dass Leo mich gewählt hatte und nicht eine andere. "Eeey Leo was geht Alter!!", hörte ich Niko, Leos besten Freund schon von Weitem rufen. Der braune Lockenkopf kam mit schnellen Schritten und einem breiten Grinsen auf uns zu. Schnell löste Leo sich von mir und sie begrüßten sich, wie immer, mit ihrem albernen Handschlag, der meiner Meinung nach viel zu lange dauerte. "Hey Martha. Na alles fit?", fragte er dann in meine Richtung und wir umarmten uns zur Begrüßung. "Klar. Und bei dir?" "Na Logo."
So setzten wir zu dritt unseren Weg zu unserem Klassenraum fort. Dort traf ich dann auch auf Lena, meine beste Freundin. Sie saß schon an unserem Tisch und schrieb gerade die letzten Zeilen der Hausaufgaben vor ihr ab. War ja klar, dass sie den Aufsatz nicht selbst machen konnte, dachte ich lachend und ließ mich dann neben sie fallen. "Na wen hast du heute bestochen, dass du bei ihm abschreiben darfst?", fragte ich grinsend. "Ich muss niemanden bestechen. Paul hat sie mir freiwillig gegeben." "Ja, weil er auf dich steht." "Na und? Das kann ich mir doch dann zu Nutzen machen.", sagte sie und zuckte dabei mit den Schultern. Ich schüttelte nur den Kopf. So war sie halt. Flirtet mit den Jungs, um ihre Vorteile daraus zuziehen.

"Martha gut, dass du da bist. Wir müssen etwas mit dir besprechen.", überfiel mich meine Mutter direkt, als ich nach der Schule durch unsere Haustür und in den langen Flur trat. "Okay. Was gibt es denn?", fragte ich skeptisch während ich mir meine blaue Jacke auszog und an die Garderobe hang. "Komm erstmal rein.", sagte sie dann und ich striff mir in der Zeit die Schuhe von den Füßen und stellte sie ordentlich ins Regal. Ich sah ihr verwirrt nach, folgte ihr aber dann ins Esszimmer wo mein Vater schon am gedeckten Tisch saß. "Hallo Papa.", sagte ich und er sah von der Zeitung auf in die er vertieft war. "Na wie war die Schule?", fragte er und faltet die Zeitung dabei zusammen. Meine Mutter setzte sich nun auch an den Tisch und nahm den Deckel von dem Topf und sofort stieg eine Dampfwolke auf. "Wie immer.",antwortete ich ihm knapp und schaufelte mir auch schon meinen Teller mit der heißen Tomatensuppe voll.
"Also was wolltet ihr mit mir besprechen?", fragte ich dann in der kurzen Pause, die ich zwischen dem Runterschlucken und dem Beladen des Löffels hatte.
"Ich. Also wir.", fing mein Vater dann zögernd an. "Dein Vater muss an einen anderen Standort. Das heißt wir ziehen um.", sagte meine Mutter dann. Mit einem klirren landete der Löffel auf meinem Teller und die Suppe spritzte dabei in alle Richtungen. Vor Schreck hatte ich ihn fallen lassen. "Das ist doch ein Scherz oder? Oder?!", rief ich ganz aufgebracht. Das musste ein Scherz sein. Ich sollte hier weg?! Einfach so? "Kannst du das nicht absagen?", flehte ich meinen Vater an. "Das kann doch bestimmt ein Anderer übernehmen.", versuchte ich es weiter. "Martha jetzt sei vernünftig. Es ist beschlossene Sache. Nächste Woche ziehen wir nach Erfurt.", sagte meine Mutter jetzt streng. "Nach Erfurt?! Das ist 5 Stunden entfernt!" "Martha jetzt bleib doch hier!" Doch meine Beine trugen mich schon aus dem Raum. Die Treppe rauf ab in mein Zimmer. Nächste Woche schon?! Und dann nach Erfurt? Weiter weg ging es ja wohl kaum.
Aufgebracht stapfte ich im Zimmer hin und her. Ich wählte die Nummer von Leo, aber er ging nicht ran. Dann versuchte ich es bei Lena, aber auch sie ging nicht ran. Frustriert warf ich mein Handy aufs Bett, wo es einmal hochsprang, einen Salto machte und zum Glück weich auf meinem Kopfkissen landete.

"Wie du ziehst weg?! Und dann nächste Woche schon?! Willst du mich verarschen?", fuhr Leo mich an. Mittlerweile war es Abend und er hatte mich zurück gerufen. "Ich wünschte es wäre anders. Aber leider ist es kein Scherz.", sagte ich leise. Ich hörte wie er laut ausatmete. "Okay hör mal. Wir kriegen das hin. Wir können uns am Wochenende sehen und hey es gibt da diese tolle Erfindung namens Internet. Abends können wir skypen oder telefonieren.", sagte er dann sanft und ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Seine Worte beruhigten mich enorm. Ich hatte nämlich echt Angst, er würde jetzt mit mir Schluss machen. Sowas hatte ich schon zu oft in Filmen gesehen. Wo dann der Freund meinte er hätte kein Bock auf ne Fernbeziehung. Aber gut. Mein Leben war nun mal kein Film.

Bad LiarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt