VIKTORS SICHT:
Ich saß unter den Bäumen auf der Mauer am Volleyballfeld und sah nachdenklich in die Ferne und beobachtete die Hasen, die auf der Wiese unbeschwert herumtollten. Sie sahen glücklich und frei aus. Und was war mit mir? Ich hatte nur diese Wut in mir. Diese unbändige Wut. Sie hatte sich über Jahre so sehr angestaut, dass sie bei der kleinsten Kleinigkeit die Kontrolle über mich nahm und mich Dinge tun ließ, die ich normalerweise nie machen würde. Wie zum Beispiel das mit Till. Ich weiß, dass es falsch ist, ich weiß auch, dass es ihn fertig macht, aber in diesen Momenten in denen ich ihn schikaniere und bis aufs Blut pisake, ja genau in diesen Moment, fühle ich mich mächtig. Ich fühle mich überlegen und ein bisschen weniger kaputt. Mag sein, dass mein Verhalten in manchen Augen abartig ist, aber für mich ist es eine Chance meiner Wut Luft zugeben. Eine Art Ventil. Es ist mein Weg mit diesen verwirrenden und beängstigenden Gefühlen, die in meinen Inneren herrschen, klar zukommen. Auch wenn es eine sehr abgefuckte Art und Weise ist.
"Viktor, kann ich dich mal bitte kurz sprechen?", holte Frau Schillers Stimme mich aus meinem Gedankengefängnis. Ich drehte meinen Kopf nach rechts und sah sie nun mit hochgezogener Augenbraue an. "Was wollen Sie?", gab ich nüchtern von mir. Sie musste ja nicht direkt merken, dass ich gerade ziemlich verletzlich war.
"Wollen wir das vielleicht nicht hier besprechen?", fragte sie und ich zuckte nur gleichgültig mit den Schultern, sprang dann von der Mauer und folgte ihr. Man ich hatte jetzt echt keinen Bock mit ihr ein Gespräch zuführen.
"Also was gibt's?", fragte ich sie dann betont gelangweilt, nachdem ich mich in ihr Büro auf den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen gelassen hatte. Sie ging um den Tisch herum und nahm ebenfalls Platz. "Bedrückt dich etwas? Du wirkst in den letzten Wochen immer so angespannt und wütend. Hast du vielleicht Probleme zu Hause?", fragte sie mich direkt und schaute mich dabei durchdringlich an. "Nein, bei mir ist alles gut. Zu Hause ist auch alles super. Meine Eltern sind reich, da hat man keine Probleme.", sagte ich arrogant und lächelte sie freundlich an. Ja, dieses Fake-Lächeln beherrschte ich perfekt. "Okay. Wenn du meinst. Ich möchte da aber noch etwas wissen. Was kannst du mir zu Till sagen? Wieso war er heute Nacht da im Waschraum?" "Woher soll ich das wissen? Ich war in meinem Bett und habe geschlafen. Ich weiß nicht, was Till da vorhatte, aber mal unter uns. Er hat sich schon sehr verändert. Vielleicht wollte er sich umbringen. Ich meine er zeigt ja schon länger selbstverletztenes Verhalten. Alleine sein Gesicht vor drei Tagen, sah ja wirklich schlimm aus. Der arme Kerl. Ich wünschte ich könnte ihm helfen, aber weiß auch nicht wie. ", sagte ich betroffen. Ich sollte wirklich Schauspieler werden, so gut ich sie hier anlog. "Okay, danke für deine Offenheit Viktor. Bei Fragen komme ich nochmal auf dich zu, okay?" "Natürlich Frau Schiller.", lächelte ich wieder. "Kann ich dann jetzt gehen? Ich hab gleich noch Training." "Klar.", sagte sie und deutete mit der Hand zur Tür. Kaum war die Tür geschlossen, erlosch das Lächeln und ich war wieder der arschige, selbstgefällige Scheißkerl namens Viktor Müller.
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Bad Liar
FanfictionMartha ist ein 16-jähriges Mädchen und augenscheinlich führt sie das perfekte Leben. Sie hat reiche Eltern, schreibt immer gute Noten, hat viele Freunde und den beliebtesten Jungen der Schule als Freund. Doch was ist wenn sie von heute auf morgen al...