Tills Sicht:
Ich lag immer noch komplett fertig auf meinem Bett und starrte in Gedanken versunken an die Decke. Dann ging plötzlich die Tür auf und kein geringerer als Viktor stand in der Tür. Ich stöhnte genervt auf. Was wollte er jetzt schon wieder? Ich hatte gerade echt keinen Nerv für seine ewigen Sticheleien und Provokationen. "Was willst du?!" fragte ich ihn deshalb direkt gereizt. "Ach Till, das weißt du doch schon. Ich will dich am Boden sehen.", sagte er mit Unschuldsmiene und in einem Ton, der nie hätte vermuten lassen, wie fies er ist. "Geh doch einfach raus.", sagte ich wütend. Doch er blieb provokant in der Tür stehen und schaute mich herausfordernd an. Ich sprang von meinem Bett auf und stellte mich ihm direkt gegenüber und funkelten ihn wütend an. So langsam riss mir der Geduldsfaden. Viel zu lange hatte ich es immer nur schweigend hingenommen und zugegebenermaßen wusste ich nicht woher ich plötzlich diesen Mut hatte, aber ich sagte ihm dann mit fester Stimme. "Geh aus meinem Zimmer raus. Sonst wirst du schon sehen was du davon hast." Ich hielt seinem Blick immer noch stand. Dann plötzlich lachte er laut los. Er bekam sich gar nicht mehr ein. "Was willst du denn schon gegen mich unternehmen?!", japste er dann unter viel Mühe. Und da hatte er mich wieder in der Hand. Meine Selbstzweifel meldeten sich natürlich direkt und gaben ihm recht. Ich würde nie gegen ihn ankommen.
Trotzdem wollte ich nicht aufgeben und wich keinen Millimeter zurück.
"Lass. Mich. In. Ruhe.", betonte ich jedes Wort und schaute ihm dabei wütend ins Gesicht. Doch er grinste nur und meinte "Wie süß." Das reichte mir. All die Wut, die sich über Monate angestaut hatte, wollte jetzt raus und brach über mich herein, sodass ich mich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Ohne Vorwarnung hob ich meine Faust und sie landete direkt in seinem Gesicht. Überrascht von meiner Aktion taumelte er ein paar Schritte zurück, doch er fing sich schnell wieder. "Das war ein Fehler.", knurrte er mit wutverzehrter Stimme und stürmte nun auf mich los. Er rammte mich und warf mich zu Boden. Ich knallte hart mit dem Hinterkopf auf und dann war er schon über mir und seine Faust landete in meinem Gesicht. Ich drückte ihn von mir runter und boxte ihn in den Bauch. "Ich mach dich fertig!", drohte er und schon prasselten seine Fäuste auf mich ein. Ich versuchte mich so gut es geht zu schützen, doch vergebens. Ich fühlte nur noch Schmerz. Dann nach einer gefühlten Ewigkeit ließ er endlich von mir ab. "Du wirst nie eine Chance haben gegen mich. Du bist ein Loser und wirst auch immer einer bleiben.", zischte er und sah abfällig auf mich herab. Dann ließ er mich einfach da liegen und verließ, so als wäre nichts gewesen, mein Zimmer. Ich drehte mich auf die Seite und schloss meine Augen. Was bitte war hier gerade passiert? Wieso zur Hölle, hatte ich gedacht ich könne es mit ihm aufnehmen?Ich weiß nicht wie lange ich dort lag, aber was ich wusste war, dass ich unmenschliche Schmerzen hatte. Viktor hatte es wirklich übertrieben. Doch ich konnte nicht für immer mitten in meinem Zimmer auf dem harten, kalten Boden liegen bleiben. Also rappelte ich mich mühsam auf. Mein Kopf brummte und mir war leicht schwindlig. Doch irgendwie schaffte ich es trotzdem ins Bad und stellte mich unter die schützende Dusche. Das kalte Wasser betäubte den Schmerz ein wenig und beruhigte mich. Doch ich musste da wieder raus. Raus in die Realität. Raus an den Ort, wo sie mir nur Schmerzen zufügten. Seelischen und körperlichen Schmerz. Also verließ ich schwerenherzens die Kabine, trocknete mich so gut es ging ab und blieb dann erschrocken vor dem Spiegel stehen. Über meinen ganzen Körper verteilt, hatten sich tiefblaue und lilane Flecken gebildet. Mein Gesicht sah, aber noch schlimmer aus. Unter meinem linken Auge hatte ich eine kleine Platzwunde, die vom Blut verkrustet war und angeschwollen war. Auch meine Nase war gefährlich dick und blau. Das würde ich dieses Mal nicht so leicht verstecken können. Und schon gar nicht mit einem 'Ich habe mich nur an meinem Schrank gestoßen' erklären können. Man wieso deckte ich diesen Idioten überhaupt? Wieso sagte ich nicht einfach, dass es Viktor war. Achja richtig. Weil sie mir Erstens eh nicht glauben würden und Zweitens schämte ich mich viel zu sehr. Traurig wendete ich mich von meinem erbärmlich aussehenden Spiegelbild ab und zog mir was an. So musste ich das Elend wenigstens nicht mehr sehen. Ich war echt so eine Lachnummer. Klar ich konnte schnell laufen, aber was brachte mir das?! Richtig gar nichts. Ich wurde weder dafür gefeiert, noch sah irgendjemand zu mir auf. Nicht mal meine Familie interessierte meine Erfolge. Ihnen war ich total egal. Sie wussten auch nichts von den Mobbingattacken. Für sie lief hier alles perfekt und sie sind auch der Meinung, ich wäre hier gut aufgehoben.
Niedergeschlagen verkroch ich mich unter meine Decke und versuchte den pochenden Schmerz, der sich in meinem ganzen Körper ausbreitete zu ignorieren, um endlich schlafen zu können. Doch natürlich funktionierte das so gar nicht, weswegen ich die halbe Nacht wach lag und mich nur hin und her wälzte, was nur noch mehr Schmerzen verursachte.
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Bad Liar
FanfictionMartha ist ein 16-jähriges Mädchen und augenscheinlich führt sie das perfekte Leben. Sie hat reiche Eltern, schreibt immer gute Noten, hat viele Freunde und den beliebtesten Jungen der Schule als Freund. Doch was ist wenn sie von heute auf morgen al...