Auch wenn Henry nun so etwas wie Freunde fand, sprach er immer noch mit seiner Katze. So auch an dem Tag, als er sich den schwarzen Anzug vor dem Spiegel richtete: "Denkst du, es wäre für Ilus wichtig zu wissen gewesen, dass die Polizei auch dort sein wird?". Neben seinem Knöchel beobachtete Kiki sich selbst mit der Fliege. Dann seufzte er: "Das letzte, was ich will... Dass er eine Schießerei an so einem zu respektierenden Ort anfangen würde...". Als er wieder in den Spiegel sah, sah er sich selbst tief in die Augen: "Ist es überhaupt richtig, ihn dorthin zu bringen? Selbst wenn er es finanziert hat...?". Kurz darauf vibrierte sein Handy. Er sah auf den Display: "Oh, er ist schon da. Dann wird es für dich auch mal wieder Zeit, raus zu kommen und frische Luft zu atmen".
Vor dem Appartementhaus sah Henry unerwartet zwei Motorräder. Zigz fuhr das eine, hinter ihm saß Shark und das andere fuhr Ilus, mit Platz für Henry hinter ihm. Ahnungslos sah er seine Katze an: "Wie sollen wir das jetzt machen". Sofort weitete Shark seine Arme aus. Henry konnte den urteilenden Blick von Ilus auch durch den Helm sehen: "Du nimmst den Fellhaufen wirklich mit?". "Tu nicht so, als hättet ihr nicht gerne eure Kuh mit genommen", rollte Henry mit den Augen. "Was hast du gegen Olga?", somit war Ilus der Nächste, der die Kuh offensiv schützte. Henry gab einfach nach und trat ihnen näher: "Irgendwie kriegen wir das schon hin. Wenn wir schon bei Problemen sind... Ist es problematisch, dass die Polizei da sein wird?". Ilus hob seine Stimme stark an: "Wieso zum Fick ist die Polizei da?!". "Also... Das ist die Familiengeschichte von Dylan... Seine Mutter fühlte sich nicht bereit, ihn zu erziehen, also ist sie weg gelaufen. Der Vater blieb, lernte eine neue Frau kennen. Doch sein Vater ist gestorben, also hat die Frau andere Männer eingeladen. Einer blieb, doch er hat sie betrogen. Dann... hat sie ihn getötet... und eigentlich wäre sie jetzt im Gefängnis... Sie braucht halt eine Begleitung", erklärte Henry.
Zigz merkte an: "Kein Wunder, dass das Kind Depressionen hatte". Ilus' Schultern sanken ein: "Dann verspäten wir uns um ein paar Minuten. Steig auf". Henry folgte der Aufforderung, doch fragte er: "Was tun wir denn?". "Neue Ausweise drucken, offensichtlich. Überhaupt, wir könnten uns auch mal ausweisen", so fuhr er los und Henry verlor die Katze fast auf der Stelle. Beim Versteck rief Ilus direkt: "Lucky, Limousine vorbereiten! Koi, starte den Drucker!". Im Druckerraum fragte Ilus nach: "Du hast deinen Eltern sicherlich noch nichts von mir erzählt, oder?". "Um Himmels Willen, nein. Ich hätte ihnen nichts von dem Ganzen hier erzählen können", schüttelte er mit dem Kopf. "Deshalb habe ich dich aufgenommen", nuschelte Ilus, wand sich aber dann an Koi, "Shark ist Daniel Smith, 29 Jahre alt, Angestellter in der Werft und Zigz ist Jonathan McKelly, 24 Jahre alt, Barkeeper in einem Beachclub". Koi tippte fleißig auf der Tastatur herum und Ilus sah wieder Henry an: "Was würdest du mir abkaufen?". "Auf jeden Fall siehst du nicht älter als 23 aus...", merkte Henry an.
Da klopfte Ilus auf den Tisch: "Lawrence Manchester, 25 Jahre, irgendwas, was mir Teddys Eltern glauben würden". Versteckt grunzte Koi gegen den Monitor: "Sugardaddy...". "In Ordnung, Vermögen durch tote Eltern vererbt", hakte er ab. Henry schreckte auf: "Das werden mir meine Eltern doch nicht glauben!". "Dann erzähl ihnen mal, wie ich an das Geld kam", forderte er heraus. Wieder nervös werdend winkte Henry ab: "Du kaufst mir doch bald wieder Prada, oder?". "Genau so bleibt man in der Rolle", nickte er. "Wie soll ich eigentlich die große Augenklappe von Shark erklären?", fragte Henry. Shark gab knapp von sich: "Haiangriff". "Wie kann ein Hai nur dein eines Auge verletzt haben und nicht mehr?", verzog Henry den Blick. Mit seinen Händen formte Shark eine kleine Form: "Baby-Hai". Ilus erklärte: "Er war zu Besuch in einem Aquarium und beugte sich etwas zu weit zu den Haien vor. Die Geschichte kannst du ruhig so lassen". Zigz lachte: "Das wird ein langer Tag für dich, Teddy!". "Durchaus...", er bekam wieder ein leichtes Schwindelgefühl.
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Sie kamen mit der Limousine vorgefahren. Da Ilus sämtliche Straßenverkehrsregeln ignorierte, waren sie auch noch pünktlich da. Als erstes stieg Henry aus, welcher direkt von seinen Eltern umarmt wurde. Seine Mutter war die Gesprächigere: "Du bist sehr stark, weißt du das? Es ist unglaublich wie du das alles hier in vergleichbar kurzer Zeit organisieren konntest. Wie kamst du überhaupt an das Geld?". Da spürte er das Gefühl in seinen Knien schon schwinden. Er log noch nie seine Eltern an, wollte das auch aus Respekt nie tun. Sein Vater merkte an: "Henry, alles ok? Du schwitzt ja". Weiter ausgestiegen kamen Zigz, welcher in einen Kampf mit der Katze verfiel; Shark, wie er die Katze an einer Leine hielt und auch Ilus. Weil Henry nicht sprach - und somit niemand die Verwirrung aufklärte - trat Ilus hervor: "Guten Tag, Mister und Misses Beaudo. Mein Name ist Lawrence Manchester, ich bin sein Mäzen". Henry nuschelte: "Wenn du das darunter verstehst...".
Weiterhin erklärte er: "Das sind Daniel Smith und Jonathan McKelly, gute Freunde von mir. In meiner Villa lernte auch Henry sie näher kennen. Sie haben zwar Schwierigkeiten, es zu zeigen, aber sie sind von dem Verlust schwer ergriffen und Henry fand es toll, sie auch hier zu haben. Er empfand es nur als richtig, dass möglichst viele Menschen über diese tolle Person Bescheid wissen". Die Mutter hielt sich die Hand an ihr Herz: "Oh, ja... Henry und Dylan spielten schon von ganz klein auf gemeinsam im Sandkasten... Mit den ganzen Problemen, die Dylan in seinem Leben hatte, sahen wir ihn als zweiten Sohn an. Und wir glaubten auch immer daran, dass er sich auch bei uns wie Zuhause fühlte. Doch keiner konnte ihn retten...". Es wurde still, bis Kiki hinzu trat: "Hallo... Lawrence...". Ilus packte sich Kiki und zog sie außerhalb der Reichweite, um zuhören zu können: "Du hast dich aber nicht mit deinem echten Namen vorgestellt, oder?!". "Warum sollte ich das nicht dürfen? Ich stehe nicht auf der schwarzen Liste vom Weihnachtsmann", rechtfertigte sie sich, "Ich habe auch nicht gesagt, dass wir uns kennen würden oder so. Ich bin nur die gelegentliche Arbeitgeberin von Henry". Ilus holte tief Luft, brummte und ging zurück: "Ich rede mir hier den Mund fusselig".
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Die Stiefmutter von Dylan liebte ihren Stiefsohn auch, also war sie die Erste, die eine Rede für ihn hielt. Henry verkniff sich die gesamte Zeit die Tränen stark. In Gedanken, dass es vielleicht etwas brachte, hielt Ilus seinen Arm um ihn. Auf der anderen Seite hielt Shark die Katze auf Henrys Schoß. Zigz hielt nicht viel von Trauer und wartete nur auf den Kaffee und Kuchen danach. Aber mit Henry trauerten seine Eltern und die Großtante von Dylan. Mittendrin flüsterte Ilus zu Henry: "Wenn später sein Sarg ins Grab gelassen wird, dann leg das drauf". Er reichte ihm den Abschiedsbrief. Leicht krampfend nahm er ihn an und nickte.
Nicht lange vor Ende der Rede der Stiefmutter, da vibrierte Ilus' Handy. Er sah drauf und zuckte hektisch zusammen. Er befahl den Jungs: "Ihr bleibt hier!" und er stand hektisch auf, um weg zu rennen. Das erregte sehr viel Aufmerksamkeit. Henrys Mutter schrie auf: "Hat er gerade eine Schusswaffe gezogen?!". Henry versuchte ihn raus zu reden: "Er hat es mit seinem Vermögen halt nicht leicht, keine Sorge! Ihm wird es gut gehen!". Zigz wollte zustimmen: "Ilu-", doch Shark haute ihm auf den Hinterkopf und redete stattdessen: "Lawrence ist guter Mensch". Dennoch war die Mutter geschockt: "Weshalb muss er denn so plötzlich weg? Und dann auch noch bewaffnet?". "Wahrscheinlich wegen seinem Bruder...", murmelte Henry nachdenklich. So schaffte er es, den Rest zu beruhigen und keinen Verdacht bei der Polizei zu schöpfen.
In der Zwischenzeit sprintete Ilus die Autobahn runter, da die Limousine zu unhandlich und langsam war. So machte es ihm der Anzug auch nicht gerade einfach, trotzdem war er flexibler. In einem verlassenen Wohnhaus stand eine Bande von ausgebauten Männern um Mitya herum und prügelten auf ihn ein. Ohne zu zögern drückte Ilus mehrmals ab und verpasste keinen Schuss. Für den Letzten hatte er aber Munition nachzuladen. Dieser kleine Zeitraum kostete ihm die rechte Lunge durch einen Schuss des Gegners. Schwer aufkeuchend schoss er zurück und robbte schwach auf den Knien zu seinem Bruder rüber: "Was hast du dieses Mal gemacht...?!". Benommen nuschelte er: "Geld geklaut...". "Aber natürlich...! Davon haben wir genug, verdammt nochmal...!", hustete er und rief im Versteck für Hilfe an.
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Generation Antihero
Action~BoyxBoy~ Der Tod seines besten Freundes und das versehentliche Geraten in einen Coup machen es Henry alles andere als einfach. Straßengang Chef Ilus hat effektive "Methoden", Henry mit seinen Problemen zu helfen. Im Gegenzug möchte Henry dem Bande...