Flug in die Eiszeit

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Wiedermal kellnerte Henry in Kikis Café. Ausnahmsweise mal eine Tagschicht. Sie fragte ihn: "Und du kannst hiernach auch noch bei Ilus arbeiten?". Zuversichtlich nickte er, während er einen Tisch abräumte: "Yup, ich habe ein hohe Ausdauer. Eventuell lege ich mich für eine halbe Stunde hin und dann passt das auf jeden Fall". Das Glöckchen an der Tür klingelte und Ilus trat mit unbehagenem Gesicht ein. Schnell lächelte Henry ihn nicht mehr an: "Ist etwas passiert?". Rot werdend sah Ilus nach draußen, wo Zigz grinsend stand und seine Daumen nach oben hielt. Schnaufend nuschelte Ilus: "Willst du meine Mutter kennen lernen...?". Kiki fiel ein Glas aus der Hand und Henry stockte kurzzeitig der Atem. Kurz zuckte Ilus zusammen, dann rechtfertigte er sich: "Iceman das Schwein hat die Spur auf mein Zuhause gelegt! Wenn du sagst, dass du ein Haus in den Bergen so schön findest, dann kann ich dich gleich mitnehmen! Ich selbst habe doch seit ich abgehauen bin nicht mehr mit meiner Mutter geredet! Schau mich nicht so an!". Somit lächelte Henry wieder: "Liebend gerne". 

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Shark trat aus einem Nebenzimmer und war verwirrt: "Warum ist Teddy angezogen wie richtiger Plüsch-Teddy?". Henry drehte sich in den drei Winterjacken und den zwei Schals nur schwer um und Ilus erklärte: "In meinem Heimatsort bestehen momentan Durchschnitts-Temperaturen von minus fünfzehn Grad. Da hat man besser genug Klamotten". Verzweifelt flüsterte Henry: "Hilf mir". Wenn Henry danach fragte, half Shark ihm und zog alles auf einmal aus - nur auch sein normales T-Shirt. Erschrocken kroch er zurück in den Klamottenhaufen und suchte es. In der Zeit wand Shark ein: "Hier Los Angeles". Ilus war schon bereit, zu diskutieren: "Wir packen aber schon die Sachen, denn übermorgen geht die Reise los. Ihr dürft euch übrigens darum zanken, wer den Laden hier während meiner Abwesenheit schmeißen will". Mitya trat hinzu und merkte an: "Auch wenn die Temperaturen hart sind, wir werden doch nicht auf der Straße schlafen". "Je nachdem, was Mutter jetzt von uns hält", sanken Ilus' Schultern ein. Mit scharfem Blick schüttelte Mitya mit dem Kopf: "Würdest du sie dann nicht einfach erschießen?". Sehr stark erschrocken kroch Henry wieder aus dem Haufen und starrte Mitya an.

Ilus zuckte nur mit den Achseln: "Vielleicht sogar möglich". Unsicher fragte Henry: "Kommt er auch mit...? Noch wichtiger, bekommt er eine Waffe...?". "Ja und ja, such weiter dein Shirt", meinte Ilus, während er ihn nicht ansah. Einmal schluckte Henry in Angst und wühlte fort.

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Zur Sicherheit nahmen sie wieder ein privates Flugzeug. Zum Feld wurden sie von Lucky gefahren. Bevor sie aber überhaupt ins Auto stiegen, umarmte Shark Henry fest: "Pass auf". Dexter hatte sich schon verabschiedet und versprochen, die Wohnung in Takt zu halten. Ilus beruhigte Shark: "In Russland gelten andere Tarife als hier in Los Angeles. Er ist dort mehr als sicher-". Unerwartet drückte Shark auch ihn. Sogar Mitya umarmte er. Zigz salutierte: "Wir werden unser Bestes geben, dass wir nicht noch mehr kaputt machen!". "Ja. Und melde dich öfters bei deinen Töchtern", gab Ilus als Anweisung, als er Shark zurück schob, da er sonst nicht hätte los lassen können. Überraschend ertönte Koi zwischen den Jungs: "Vergiss du nicht, dich bei uns zu melden". "Du arbeitest wieder?", fragte Ilus besorgt. "Es gibt hier ohne dich zwar keinen Anführer, doch muss es jemanden geben, der hin und wieder das Sagen übernimmt, wenn du einen ganzen Monat fehlst", zwinkerte er versöhnlich. "Geh nicht auf riskante Missionen", meinte er streng. Lachend nickte Koi: "Ja, Chef". 

Von draußen hörte man Kiki: "Sorry für die Verspätung, aber ich konnte Jurijs Kekse nicht finden!". Ilus richtete sich auf: "Es wird wohl langsam Zeit. Stellt nicht zu viel Unsinn an, treibt mich nicht in den Ruin und denkt immer daran, den Herd auszuschalten - Zigz". "Das war ein Mal!", rief er entsetzt. Alle lachten und machten sich auf den Weg. Auf der Rückbank wurde es zu dritt eng. Kiki saß mit dem Muttervorteil auf dem Beifahrersitz. Zu ihrem Glück war die Fahrt nicht lang. Hingegen zum Flug war das nichts. Dieser war so lang, dass sie drei Stopps einzulegen hatten. Als sie in der Nähe von St. Petersburg mitten in der Nacht landeten und ausstiegen, fror Henry direkt ein. Zitternd erwähnte er: "D- d- d- das ist ja wirklich kalt". Mit gehobener Augenbraue sah Ilus ihn in seinem T-Shirt an: "Es sind vielleicht minus zwei Grad, das geht doch noch". Kiki kicherte: "Er ist halt in einem Sonnen-Staat aufgewachsen. Das kannst du ihm nicht übel nehmen". Ilus verteidigte sich: "Ich war der, der ihm sämtliche Jacken geben wollte!".

Mitya sah auf sein Handy und ihm fiel auf: "Wir müssen bis zu unserem Hotel ja noch eine halbe Stunde laufen". "Das war das Nähste im Angebot, glaub mir", sprach Ilus. Unbeschwert steckte Mitya das Handy weg und lief los: "Ist doch alles perfekt, wir sind ja gleich da". Mit gesamten schüttelnden Körper folgte Henry: "Ihr Russen seid wirklich Hardcore...".

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Die gesamte Zeit grinste Henry, als er endlich das Leuchten vom Hotel sah. Doch brach seine Freude ein, als sie ins Hotel traten. Über die zerfallende Einrichtung wollte Henry nicht meckern, nur zweifelte er daran, dass eine Heizung lief. Im gesamten Hotel gab es drei zu vergebende Zimmer. Henry wollte nur endlich ins kuschelige Bett. Er bedachte nur nicht so ganz, dass unter den drei zu vergebenden Zimmern zwei schon weg sein konnten. Also riss Henry seine Augen ungläubig auf, als sich zu ihm ins Bett auch Mitya und Kiki legten. Fassungslos nuschelte er: "Wirklich...?". Ilus hockte sich vor ihn an die Bettkante und seufzte: "Willkommen in meinem Zuhause...". Kiki hatte Einwände: "Euer Haus ist tausend Mal gemütlicher. Diese Bude steht nur mitten im Nichts und ist deswegen so herunter gekommen". "Versuch einfach zu schlafen. Morgen fahren wir eine ganze Weile und das wird anstrengend", wies Ilus an. "Die Straßen sind doch mindestens ein Meter hoch zugeschneit", hob Henry die Augenbrauen. "Kommt man ganz einfach durch", winkte Ilus ab.

Er ging ins Bad, um in Schlafkleidung zu wechseln. Als er zurück kam, wurde das Bett noch enger. Immerhin wurde Henry in die Mitte gedrängt und somit von beiden Seiten gewärmt. Kiki beschwerte sich vom anderen Ende des Betts: "Mir fällt Jurij fast runter". Zum Einsparen von Platz zog Ilus Henry in seine Arme und drehte sich mit ihm seitlich. Mitya rückte auch ein Stück rüber, sah über seine Schulter und fing an, auf Russisch zu sprechen. Genau so antwortete Ilus auf Russisch. Henry fehlte es an Motivation und Wachheit, nachzufragen. Sie führten sogar eine ganze Konversation. Irgendwann sprach Kiki dazwischen: "Henry, sie diskutieren gerade nur über ihre Mutter. Schlaf einfach, versuch es zumindest wie ich". Ilus sprach kurz nochmal auf Russisch, Mitya antwortete knapp und es wurde ruhig. So weit war das eine russische Wort doch noch verbreitet, sodass es Henry auffiel: "Hat Mitya gerade ein Schimpfwort gesagt?". Alle drei sprachen gleichzeitig: "Ja". 

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