Besitz der Poljakows

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Gemeinsam standen sie mit Sorge an der Tür. Zigz fragte nach: "Denkt ihr, er lebt noch?". Koi hob seine Schultern: "Ilus meinte, niemanden töten zu wollen". "Teddy empfindlich und zerbrechlich", wand Shark ein. Kiki machte den Vorschlag: "Vielleicht sollten wir leise klopfen". Hinter ihnen tauchte Ilus auf: "Was macht ihr da?". Allesamt schrien auf und drehten sich panisch um. Er drückte die Türklinke runter und öffnete die Tür. Durch die Fensterfront sah man Henry auf dem Balkon im Sessel mit den Füßen auf einem Beistelltisch schlafen. Doch durch das Öffnen der Tür wurde er wach und er machte langsam seine Augen auf. Als er sah, dass der Himmel knallorange vom Sonnenuntergang war, lächelte er und streckte sich. Die Gruppe atmete erleichtert auf. Henry sah nach hinten und fragte: "Gehen wir schon los?". "In fünfzehn Minuten", antwortete Ilus und sah sich seine Truppe nochmal verwundert an.

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Sie betraten versetzt die Bar und setzten sich unterschiedlich gruppiert an verschiedene Tische, um nicht aufzufallen. Mit scharfem Auge sah Ilus sich um. Mit ihm am Tisch saßen Koi und Henry. Shark war alleine auffällig genug und saß daher alleine in einer Ecke. Zigz saß an der Bar, trank aber nicht viel. Schließlich wollte er auch helfen. Kiki wollte nicht mit ihrem Sohn in eine Alkoholbar, deswegen blieb sie in ihrem Zimmer. Auch Henry sah sich immer wieder um. Nach einer Weile entdeckte er an Ilus' Handgelenk: "Die Uhr ist wirklich schön. Sie ist dir wohl auch an einem der Stände aufgefallen". Koi verschränkte seine Arme und sah Ilus herrisch an. Er meinte monoton: "Kannst sie ruhig haben. Ist unbequem für mich". Henry fragte glücklich nach: "Wirklich? Das ist sehr nett, ich brauche sie aber nicht". Still reichte Ilus sie ihm rüber. Verlegen nahm Henry sie an. Grinsend zog Koi sein Handy hervor und sendete Ilus eine Nachricht: "Du verschmitzter Bastard". Kalt starrend durchbohrte Ilus seine Seele. Bevor Koi sich einschüchtern ließ, schaute er lieber weg.

Da trat wohl ihr Suchobjekt in die Bar, Ilus entdeckte den Ring am Finger des Mannes sofort. Bevor er aufsprang, hielt Henry ihn fest: "Immer mit der Ruhe. Überlege dir vielleicht erst mal etwas mit Worten". Ilus versuchte gut nachzudenken. Beim weiteren Umsehen sah Henry, wie bei Shark plötzlich viele Frauen saßen. Shark schien nicht zu wissen, was geschah und er versuchte sich bestmöglich mit seinem brüchigen Englisch zu unterhalten. Leicht kicherte Henry, dabei verlor er Ilus aus den Augen. Hektisch sah er sich um, als Ilus plötzlich nicht mehr am Tisch saß. Stattdessen saß er beim Mann mit dem Ring und sprach ihn an: "Hey, netter Ring". Der Mann sah ihn verwirrt an und winkte ab: "Sorry, kein Englisch". Henry bekam eine Vorangst: "Oh nein...". Um zu zeigen, worum es ging, zeigte er ihm seinen eigenen Ring. Auf Spanisch lachte der Mann etwas vor sich hin. Böswillig zu sein schien er nicht, doch Ilus schon.

Mit Handzeichen machte er deutlich, dass er den Ring von ihm haben wollte. Entsetzt schüttelte der Mann mit dem Kopf. Ilus knackste seine Fingerknöchel und brummte für sich: "Ich habe zu lange danach gesucht...! Ich habe keine Geduld mehr...!". Da kam der erste Schlag von ihm. Keiner von der Gruppe wusste, wie er eingreifen sollte. Nur Shark hätte ganz ohne Probleme dazwischen gekonnt, nur ließen ihn die Frauen nicht gehen. Schließlich stand Henry auf und sprang leichtsinnig dazwischen: "Ilus, hör auf!". Dabei bekam er selbst eine über gezogen. Immer mehr wurden im Kampf involviert. Mittendrin rief eine unbekannte Stimme fasziniert: "Henry?!". Taumelnd sah Henry sich um und wurde in einer Umarmung überrannt. Dann wurde es Henry auch klar: "Dexter...? DEXTER?!". Ein lauter Schuss ertönte und die Schlägerei stoppte. Panisch sah Henry zu Ilus, doch er hatte nur in die Decke geschossen und nicht in den Mann. Nachgebend gab der Mann den Ring von alleine an Ilus ab und lief weg. Viele liefen aus der Bar.

Ilus befahl: "Hände weg!". Vollkommen erschreckt nahm der Neue sofort Abstand. "Bist du bewaffnet? Wolltest du ihm weh tun? Wag es dich nicht, mich anzulügen", knurrte Ilus weiter. "H- Henry, wer ist das?", flüsterte er rüber. Henry stand für ihn ein: "Beruhige dich, leg die Waffe weg. Du hast deinen Ring jetzt. Das ist nur ein alter Freund aus der Grundschule. Seine Name ist Dexter". "Ein Name für einen Hund und sieht aus wie ein Affe", murrte Ilus. Besorgt fragte Dexter nach: "Das ist aber nicht Dylan, oder?". Henry schluckte einmal: "Nein...". Ilus fühlte sich angegriffen: "Wag es dich, das noch einmal zu sagen!". Dexter ging mit gehobenen Händen weitere Schritte zurück: "Oh Jesus, mit welchen Menschen verbringst du denn mittlerweile deine Zeit? Du warst der, der im Sandkasten andere umarmt hat, selbst wenn sie dich beleidigt haben". "Das ist... nicht einfach zu erklären...", kratzte Henry sich am Hinterkopf.

Auf einmal bewegte sich etwas in seiner Jeans und ein Tier kletterte an ihm hoch. Nun hatte Henry Fragen: "Ist das ein Lemur?!". Dexter fing an, stolz zu lächeln: "Mhm! Du weißt bestimmt noch, dass ich euch verlassen habe, weil mein Vater auf eine Weltreise ging. Wir haben nie aufgehört zu reisen und erst vor drei Jahren war ich in Madagaskar bei einer Tierrettungsaktion. Der Kleine wollte mich nicht los lassen, ich durfte ihn behalten. Willst du Ringo kennen lernen?". Ilus hielt seine Waffe nochmal schärfer: "Es könnte Tollwut haben". Entsetzt beschimpfte Dexter ihn: "Ringo ist seit Jahren handzahm! Er tut nichts!". "Ich lasse nicht zu, dass auch nur ein einziger meiner Leute in solche Gefahr gerät", steckte er den Ring ein und stellte sich schützend vor alle. Henry war anderer Meinung: "Ach komm schon. Guck nur in seine Glubschaugen". Er streckte seine Hand aus und ließ den Lemuren auf sich rum klettern.

Koi trat euphorisch hinzu und fragte: "Darf ich ihn streicheln?". "Klar", war Dexter offen. Nun war Shark die Herde an Frauen auch egal, er wollte zum Halbaffen. Zigz stellte sich neben Ilus und legte seinen Arm um ihn: "Keine Sorge Chefi, ich bleibe immer auf deiner Seite!". Dexter hakte nach: "Wie kamst du jetzt zu Mister Revolver? Wo ist Dylan?". Henry atmete schwerer. Ilus drängte Dexter zurück: "Dylan hat Suizid begangen und ich bin sein Sugar Daddy". Koi brach im größten Lachanfall seines Lebens aus und Henry verschluckte sich wieder stark an der Luft. Dexter verzog seinen Blick, als sei er gegen eine Wand gelaufen: "O- oh...". Zigz merkte an: "Es gibt tausend bessere Wege, deine Deckung beizubehalten, als allen einen Herzinfarkt zu geben". Shark wand ebenfalls ein: "Ihr seid Paten". Dexter hatte andere Sorgen: "Hatte sich Dylans familiärer Stand nach Eintreten seiner Stiefmutter verschlechtert...?". "Alles Mögliche ist passiert...", zog Henry niedergeschlagen die Schultern hoch.

Ilus wies ihn zurecht: "Hör auf, ihn zu fragen. Die Beerdigung war erst letztens und er hat hart dafür gearbeitet. Wenn du etwas wissen willst, dann wende dich an den Asiaten mit Brille". Doch der Asiate mit Brille lag auf dem Boden und wischte sich vor Lachen die Tränen weg. Somit war er unfähig für Infos. Zurück geschlagen sprach Dexter: "Wenn ihr morgen noch hier seid, dann spreche ich euch morgen nochmal an... Danke, dass ihr mir das gesagt habt...". Er pfiff nach Ringo. Der Lemur sprang auch auf ihn drauf und sie verließen die Bar. Einmal atmete Henry durch und fragte dann relativ normal gelaunt: "Heute war ein langer Tag. Sollten wir auf unsere Zimmer zurück?". Ilus fragte zur Sicherheit nach: "Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?". Während er schon ging, lachte Henry: "Du machst dir zu viel Sorgen". 

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Immer wieder drehte Ilus die Trommel seines Revolvers und starrte gegen die Decke. Kiki schaute vom Badezimmer hervor: "Du spielst aber nicht gerade russisches Roulette?". Sein Kopfschütteln gab er nur mit einem Ton zurück. -"Ilus, du hast den Ring gefunden. Ohne Zweifel ist es der von Mitya. Du meintest selbst, dass wir die Gravur einfach eins zu eins ändern können und es kein Problem sein wird. Weshalb bist du so verdammt unglücklich?". "...Mache ich mir wirklich zu viele Sorgen?", fragte Ilus nach. "Diese Aussage hat sich mit deiner Frage beantwortet", kicherte sie, "Jedoch braucht man so einen durchdachten Leiter in einer Straßengang. Deine Jungs würden untergehen, wenn keiner so nachdenken würde, wie du es tust". "Trotzdem...", zog er belastet seine Schultern hoch. "Wie wäre es, wenn du die nächsten zwei Tage einfach unbeschwert mit den Hühnern Spaß hast?", argumentierte sie.

Tief holte Ilus Luft und sah aus dem Fenster: "Ich werde es versuchen...".

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