Komplizen

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Zwischen den Schüssen schnurrte Ilus' Motorrad auf, wie es gerade eine Mülltonne in einer Seitengasse als Rampe nutzte. Dadurch sprang er auf einen Laster, auf welchem er bremste und nicht zögerte, um den Fahrer des Trucks durch die Decke zu erschießen. Geradewegs raste der Laster auf eine Klippe zum Fluss zu. Trotz des starken Regens fuhr Ilus mit seinem Motorrad wieder runter ohne sich auf die Schnauze zu legen. Während der LKW in den Abgrund bretterte, kamen Zigz und Lucky, ein sehr guter Fahrer, mit jeweils einem Wagen angefahren. Zigz schmollte: "Sind wir etwa schon zu spät?". Mit einer schnellen Kopfbewegung warf Ilus seine klitschnassen Haare aus dem Gesicht und bedankte sich: "Danke für den Rückenwind. Wie immer darf die Politesse hinter uns her räumen. Ab nach Hause, wir sind fertig hier".

So fuhren sie zurück in ihr Versteck. Dort angekommen befahl Ilus: "Ruft bitte unseren Doc, der Bastard hat mich im Oberarm erwischt, als ich über die Gleise gefahren bin". So lief Zigz schon nach oben: "Ey, Fischkopf!". Währenddessen ging Shark auf Ilus mit einem formalen Brief zu: "Teddybär hat etwas gebracht, als du weg warst". "Und du hast den noch nicht geöffnet?", fragte Ilus, während er sich den Arm hielt. "Du hast gesagt, man öffnet nicht Briefe für andere", hielt er ihm den Umschlag weiter hin. Ilus nahm ihn entgegen und versuchte ihn mit einer Hand zu öffnen. Er las ihn und murmelte: "Der Teddy hat uns tatsächlich zur Beerdigung seines Kumpels eingeladen". Shark fragte: "Ist Kitty auch da?". Etwas gereizt sah er ihn an: "Für dich wird er den Fellhaufen bestimmt mitbringen. Aber ich werde nicht auftauchen". Da wurde Shark etwas sauer: "Wieso nicht?". "An dem Tag habe ich ein Treffen mit Iceman", erklärte er knapp und ging nach oben zum Arzt. Leise murrte Shark: "Blöder Ring...".

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In ihrem Café putzte Kiki gerade den letzten Tisch, als das Glöckchen an der Tür klingelte. Schon sprach sie: "Tut mir leid, wir haben geschlossen-". Sharks Stimme unterbrach sie: "Guck, wen ich hab". Mit großen Augen baumelte Henry über dem Boden an der Hand von Shark: "Hey Kiki". Sie ließ alles sofort liegen: "Da bist du ja! Wo warst du? Ich habe mir unglaubliche Sorgen gemacht! Am Ende hätte dich Ilus wirklich abgeknallt oder so". "Nein...", zitterte seine Stimme etwas in Angst. Verwundert sah Kiki Shark an: "Und weshalb hast du ihn her gebracht?". "Ich mag Teddybär", erklärte er und ließ ihn runter. Henry hielt sich schüchtern die Hand an seinen Nacken: "Ich sollte mich wohl entschuldigen und rechtfertigen... Ilus hat mir halt das ganze Geld für die Beerdigung von Dylan geschenkt... Hast du die Einladung noch nicht erhalten?". Kiki war sehr irritiert: "Ich habe noch nicht in die Post geschaut. Ilus hat dir einfach ein paar tausend Dollar geschenkt? Habt ihr einen Deal oder so? Suchst du jetzt für ihn den Ring?". "Nein, er hat mir einfach das Geld gegeben und... Das war's...", schluckte er nervös.

Shark legte seine Hand auf Henrys Schulter: "Du bist schlechter Lügner". Danach wand er sich selbst an Kiki: "Geld hat er gegeben, ja. Auch kein Deal. Aber Chef hat Druck abgelassen". Vollkommen erschrocken schrie Kiki auf: "Was?! Henry, geht es dir gut?! Ist alles in Ordnung mit dir? Willst du darüber reden?". "Bloß nicht!", schüttelte er heftig mit dem Kopf, "E- es ist ok...". Kiki warnte ihn: "Denke bloß nicht, dass alles ok sei! Schön, wenn es dir nicht weh getan hat. Aber eines Tages wird Ilus wieder vor deiner Tür aufkreuzen und dich nach einem Gefallen fragen. Eventuell wird es kein kleiner Gefallen sein". "Das ist auch völlig in Ordnung. In der Nacht von der Entführung hätte er mich auch einfach dort lassen können. Stattdessen hat er mich auch gerettet. Zwar unglaublich erschreckt, aber ich lebe dank ihm noch. Außerdem hat er mit mir über Dylan geredet... es hat mir sehr geholfen... Er finanziert die gesamte Beerdigung von ihm... Warum sollte ich ihm mal nicht helfen?", blieb er einverstanden. Shark argumentierte: "Du hast Angst Pistole zu halten. Plus, er kommt nicht zu Beerdigung".

Henry schreckte leicht auf: "W- wieso nicht?". "Er hat Termin für Ring", erklärte er. Leicht ballte Henry seine Fäuste und knirschte mit den Zähnen: "Dann wäre es vielleicht doch sinnvoll, den Ring für ihn zu suchen". Unsicher merkte Kiki an: "Du hast doch schon das Geschäft kennengelernt, in dem Ilus sich rum treibt. Zu deiner Sicherheit denke ich, dass du da wirklich nichts zu suchen hast". "Ich akzeptiere das aber nicht! Shark, bring mich bitte zu ihm!", meinte er zielstrebig, während er wieder aus der Tür stürmte. Bevor Shark ging, sprach er mit Kiki: "Eigentlich wollte er sagen, er kommt trotzdem zur Aushilfe arbeiten". Etwas gestresst lehnte Kiki sich am Tisch an: "Das ist lieb von ihm...".

Wie Henry es wollte, fuhr Shark ihn zum Quartier. Um Fahren zu können, musste er sich stark ducken. Vor dem Eingang zur Lagerhalle stand Ilus und telefonierte gerade. Henry fiel auf: "Weshalb klebt Blut an seinem Ärmel?". "Er wurde angeschossen", meinte Shark ohne große Emotion, "Passiert oft". Kurz schluckte Henry, doch er schüttelte mit dem Kopf und blieb bei seiner Meinung. Beide stiegen aus und hörten direkt, wie Ilus sich aufregte: "Ich brauche ernsthaft eine Eskorte?! Ich habe das Geld doch, warum müssen wir daraus eine verdreckte Klubnacht inmitten Los Angeles machen?! Der Ring ist nicht mal so viel wert, er ist schon zerkratzt und der Diamant ist auch-!". Beim Aufregen schüttelte er heftig seinen Kopf umher und entdeckte dabei die Beiden. Seine Stimmlage beruhigte sich und Ilus fragte interessiert: "Kann die Eskorte auch männlich sein?". Er stellte das Telefonat auf Laut und Henry hörte ein kratzige - 30 Jahre Whiskey und Zigaretten - Stimme: "Hahaha, das hier ist Amerika! Das Land aller Möglichkeiten! Du brauchst nur mindestens eine hübsche Begleitperson, dann passt alles!". Ilus fing an zu grinsen: "Wir sehen uns dann".

Er legte auf und zeigte direkt auf Henry: "Teddybär, am 23.11., mit mir, Downtown-Klub in Los Angeles". Henry lief wieder knallrot an und verstummte. Shark redete für ihn: "Aber da ist Grab-Party". "Ja, aber vormittags. Henry, du willst mich dort haben, nicht wahr? Dann komme ich, aber im Gegenzug wirst du mein Gesellschafter bei einer Party sein, um mir bei meiner Suche zu verhelfen", dealte Ilus. Perplex nuschelte Henry: "Das ging schneller als gedacht". "Was soll das heißen?", war Ilus verwirrt. Shark nickte: "Er sagt Ja". In Freude sprang Ilus auf: "Perfekt! Komm mit mir, Pretty-Boy! Wir haben ein paar Vorbereitungen zu treffen!". Bevor er reagieren konnte, zog Ilus ihn in die Halle. Euphorisch verkündete Ilus, nachdem er für die Aufmerksamkeit einmal einen Schuss in die Decke abgab: "Hört zu, Henry Beaudo ist jetzt offiziell ein Teil unserer Gang, er übernimmt die Rolle meines Paten". Schlotternd riss Henry seine Augen auf: "Ich bin WAS?! Ich soll dir doch nur mal helfen!". Das überhörte Ilus wohl, er fügte hinzu: "Er trägt jetzt offiziell den Namen Teddy". Unbegeistert sah Henry rüber zu Shark. Natürlich bekam er so einen Spitznamen.

Angst floss durch die Venen des Teddys, als alle aufstanden und zu ihm rüber kamen. Doch sie klopften nur auf seine Schultern und den Rücken, um ihn willkommen zu heißen. Locker hielt Ilus ihn fest: "Willkommen in unserer Familie. Willst du meine Leute etwas besser kennen lernen?". "W- wir könnten ja einen Stuhlkreis bilden", schlug er nervös vor. Schon trug Ilus ihn weg: "Wir haben etwas Wichtiges vorzubereiten". Derweil sie nach oben gingen, lief Zigz zu Shark rüber: "Er hat doch nicht etwa vor, mich zu vergessen, oder?". Leicht enttäuscht erwähnte Shark: "Ich mag Stuhlkreis-Idee...". Zigz hob eine Augenbraue, während er ihn ansah: "Mit Kitty?". Um ihn zu überzeugen, setzte Shark nach: "Und Essen". "Einverstanden!", sprang Zigz hoch.

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Gut beobachtend standen Zigz und Shark hinter Henry, welcher inmitten einer Waffenkammer stand. In einem der Schränke wühlte Ilus herum und warf ein Kleidungsstück nach dem Anderen raus, manche in Henrys Gesicht. Nach ein paar Minuten drehte er sich letztendlich um und meinte zu Henry: "So, du musst wie mein schwules Desaster aussehen". Zigz hinterfragte: "Tut er das nicht schon?". "Nur weil er es ist, sieht er nicht gleich so aus", konterte Ilus. Da verschluckte Henry sich und würgte kurz darauf vor Atemnot. Doch Shark und Zigz nickten nur nachvollziehend. Ohne Luft keuchte Henry: "Könntest du das bitte wiederholen?". Ilus redete an ihm vorbei: "Trägst du eher zu große Pullover oder lieber viel zu enge T-Shirts?". Shark überlegte laut: "Ich würde Kitty fragen. Kitty ist schlau". Zigz war anderer Meinung: "Ich würde den Chef entscheiden lassen. Er kennt die Menschen schließlich am besten". Ilus nahm ein paar Ideen raus: "Klar, lasst mich immer alle Arbeit machen".


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