Eine halbe Stunde später klopfte es an der Tür des großen Jungszimmers. Da keiner abschloss, konnte Ilus die Tür einfach öffnen und wurde Zeuge, wie Zigz und Koi über die Aufteilung am diskutieren waren - Koi auf Japanisch. Verzweifelt saß Henry in einem Sessel und Shark hockte still beobachtend im anderen Sessel. Sehr laut pfiff Ilus einmal, sodass sie aufhörten. Schließlich regelte Ilus das doch selbst: "Zigz und Shark in einem Bett, Koi und Teddy im anderen. Jetzt ist Abflug, wir wollen hier schließlich noch etwas erreichen". Es wurde still und alle begaben sich nach draußen. Ilus hielt Koi fest und fragte ihn: "Weshalb auf Japanisch?". "Du kannst eine Konversation nicht verlieren, wenn der andere deine Sprache nicht kennt", argumentierte er. Danach ließ er auch ihn gehen.
Sie spazierten im weißen Sand entlang und Ilus befahl: "Achtet auf jeden einzelnen Menschen, den ihr seht. Am besten auf die Hände schauen. Sobald ihr einen Ring ähnlich wie meinen seht, geht ihr zu dieser Person hin und seht genauer nach. Je sicherer ihr euch seid, desto näher kommt ihr dem Subjekt. Bei absoluter Sicherheit ruft ihr nach mir". Henry fragte nach: "Wie hast du dann eigentlich vor, diese Person zu konfrontieren?". Ilus ließ seine Mimik für ihn sprechen - Gehobene Augenbrauen. Nachdem die anderen Fragezeichen zurückwarfen, ergänzte er: "Je nach Laune". Henry sah großäugig in den Sand: "Blut wird fließen...". Ilus gab seinen nächsten Befehl raus: "Wir teilen uns auf. Bis halb sieben suchen wir alle und danach essen wir etwas und vielleicht suchen wir noch etwas weiter. Auch wenn ihr euch eine Pause erlaubt, haltet immer eure Augen offen". Alle nickten: "Ja, Chef!".
Wobei Zigz ziemlich schnell Richtung Wasser abbog. Henry kam auf die Idee, bei Souvenir- und Schmuckläden nachzusehen. Mityas Ring fand er nicht, aber viel anderen Schmuck, den er schön fand. Nach einer Stunde realisierte er dann, dass er sich zusammen reißen sollte und er suchte konzentriert weiter. Koi verfolgte immer wieder über sein Handy, wenn neue Hinweise rein kamen. Er hatte noch die besten Chancen, etwas zu finden. Als er zu einem Laden rüber sah, bei dem er realistisch gelandet sein konnte, entdeckte er Henry. Er lief zu ihm rüber und fragte ihn direkt: "Etwas gefunden?". "Nein, ich wollte gerade wei-", Koi hielt ihn fest und fragte den Verkäufer: "Entschuldigung, haben Sie in den letzten Tagen so einen Ring gesehen". "Oh ja, vorgestern hat eine junge Dame den Ring gekauft. Sie war nur über die Gravur unzufrieden und wollte diese abändern lassen", erklärte der Verkäufer. Henry schluckte: "Ilus wird sie köpfen...". Koi griff Henrys Handgelenk und lief mit ihm los: "Vielen Dank für die Auskunft!" und auf seinem Handy suchte er schon nach Gravurläden in der Nähe.
Verwirrt stolperte Henry ihm nach: "Weshalb nimmst du mich mit?". "Du wirst Ilus sämtliche Schäden am besten beibringen können", erklärte er. "Du hast sie nicht mehr alle!", schreckte Henry hoch. Der Betreiber vom Gravurshop hatte auch eine Spur: "Eine sehr hübsche junge Dame wollte tatsächlich eine Gravur los werden, damit sie den Namen ihres Bruders eingravieren lassen konnte. Sie wollte ihn ihm schenken. Natürlich habe ich zugesagt, daran war nichts falsch". Henry bekam fast einen Herzinfarkt. Koi legte einen Betrag von tausend Dollar auf die Theke und verhandelte: "Datenschutz bei Seite... Würden Sie uns mehr über die beiden erzählen?". Überzeugt nahm er das Geld unter die Theke und brabbelte vor sich hin: "Ich sehe ihren Bruder oftmals im Beachclub dahinten. Dunkle Haut, braune Haare, fast schwarze Augen, meistens mit orangener Badehose". "Wunderbar, Dankeschön", grinste Koi.
Er schubste Henry vor: "Jetzt bist du dran". "Was?", quietschte er. Er zeigte mit dem Finger in eine Richtung: "Da hinten steht Ilus sogar schon. Komm schon, Teddy. Du schaffst das". Nur schleifend zwängte Henry sich rüber. Ilus zeichnete mit einem Ast einen Plan in den Sand. Nachdenklich sah er sich den Plan an, bis eine Welle alles mit nahm. Er murrte aufgebracht: "Scheiß Gezeiten!". Da schrie Henry schon auf und Ilus sah zu ihm rüber: "Ist etwas?". Schonend erklärte Henry: "Eventuell darfst du dich mit einem Mann von hier anlegen...". Ilus füllte sich mit Adrenalin: "Um wen geht es? Wo? Wann?". "Im Beachclub dahinten sollten wir Chancen auf Mityas umgravierten Ring haben...", er biss sich auf die Zunge, zog seine Schultern ein und schloss die Augen. Er hörte nur ein Knacksen und sah gerade so, wie Ilus mit einer Hand den gesamten Ast zerbrach. Tief atmete er durch und meinte: "Die Beachclubs öffnen erst abends... Wir machen dann dort weiter... Ruf bitte die Gruppe für eine Besprechung zusammen...". "Soll ich dich wirklich alleine lassen?", fragte Henry verunsichert nach. "Vielleicht nicht, aber ich will jetzt alleine sein...", schnaufte er zitternd. Nervös kehrte Henry ihm den Rücken zu und ging ein paar Schritte. Hinter ihm hörte einen lauten Aufschrei, wie ein brüllender Tiger, und Henry lief schneller.
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Im großen Hotelzimmer erklärte Ilus: "Ich hatte für alle Fälle einen Puffer eingebaut. Bis übermorgen sind wir noch hier, also werdet ihr ein bisschen Zeit am Strand genießen dürfen. Ich habe mich dazu entschlossen, niemanden zu erschießen, erschlagen, erdrosseln, ertränken-". "Zu töten", sprach Kiki dazwischen. Ilus nickte und sprach weiter: "Die Gravur wird Kiki eins zu eins wieder herstellen. Hauptsache ist, dass er wieder im Besitz der Poljakows ist". Zigz freute sich: "Wie schön, dass alles so gut für dich ausgeht und dass du nicht zur Hypertonie kommst". "Ich töte niemanden. Heißt nicht, dass ich meine Aggressionen nicht raus lassen werde", meinte er gruselig ruhig. Alle Blicke sanken in Furcht ein. "Henry. Du kannst mir ja nie für etwas böse sein, richtig?", war es mehr schon ein Befehl. Die anderen rannten direkt aus dem Zimmer. Shark als letzter und er rief: "Diesmal kann ich Teddy nicht schützen, tut mir leid!".
"Äh, ähehehe, hehe. Ich werde nicht durchlöchert, oder? Schläge sind stark genug. Zu schießen wäre zu laut, nicht wahr?", lachte Henry nervös. Ilus griff sich sein Kinn und raunte: "Dann halte deine Stimme bloß unten, wenn du nicht laut sein willst...". Erschrocken riss Henry seine Augen auf.
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Koi lag tiefen entspannt auf einer Liege und genoss die Sonne. Kiki lag auf einer eignen Liege neben ihm und lächelte: "Mal für ein paar Minuten den Bildschirm nicht anzuschauen ist doch auch mal ganz nett". "Sonst bringt mir aber auch niemand Cocktails", konterte er und sie stießen gemeinsam an. Vor ihnen saß Shark und Jurij im Sand, damit er nicht mit Zigz ins Wasser musste. Zigz selbst versuchte sich am Surfen. Kiki säuselte: "So kann von mir aus jedes Jahr Weihnachten aussehen, sollten wir wieder anfangen zu feiern". "Ilus hat schon angefangen", meinte Koi. "Wie meinst du das?", war sie verwirrt. Er schmunzelte: "Der Teddybär war in mehreren Schmuckläden. Bei einem schien er eine Uhr für sich entdeckt zu haben. Kurz nachdem er gang, hatte Ilus die Uhr gekauft und ist wieder weg gegangen".
"Ist ja schon unfair genug, dass er immer die Chancen auf hübsche Jungs bekommt. Aber diesmal greift er sich meinen Angestellten ab, ist ja mal hundsgemein", schmollte sie. Shark brachte eine Theorie auf: "Vielleicht versucht er Therapie-Mensch zu sein, damit Teddy besten Freund vergisst und nicht mehr traurig ist". Kiki nickte: "Ilus hat sich noch nie von etwas hemmen lassen, um andere Menschen glücklich zu machen. Voraussetzung war immer nur, dass sie nicht drogenabhängig waren. Aber diese Methoden verwendet er zum ersten Mal. Ich frage mich, ob das seine Gefühle beeinflusst". Koi kaute amüsiert auf seinem Strohhalm rum: "Wenn er denn welche hat. Meistens wirkt er wie ein Stein". Ein Aufschrei vom Meer drängte durch. Als sie rüber sahen, entdeckten sie gerade so, wie Zigz im Meer unter ging. Shark bekam Angst: "Wurde er von Baby-Hai gebissen?". Der Rettungssanitäter holte ihn blitzschnell heraus und fragten, was passiert sei. Zigz keuchte: "Ich werde keine Kinder mehr kriegen...! Das Surfbrett hat das Bullseye getroffen...!". Unbesorgt hob Kiki ihr Magazin wieder hoch: "So viele gute Neuigkeiten heute". Shark belehrte ihn: "Deswegen ist Ozean gefährlich". Koi traute sich nicht, den Schmerz mitzufühlen.
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Generation Antihero
Action~BoyxBoy~ Der Tod seines besten Freundes und das versehentliche Geraten in einen Coup machen es Henry alles andere als einfach. Straßengang Chef Ilus hat effektive "Methoden", Henry mit seinen Problemen zu helfen. Im Gegenzug möchte Henry dem Bande...