Generation Antihero

Bang

Mehrmals schlief Henry in den Vorlesungen ein. Bis spät in die Nacht hatten sie noch Personalausweise gedruckt und Henry blieb dort, um sie anzuleiten. Nun konnte er kein einziges Mal seine Augen offen halten. Geweckt wurde er immer wieder durch die anderen Studenten. Zum unzähligsten Mal an dem Tag wurde er schon angestupst und angelacht: "Komm, Henry~ Wach auf~ Wer nachts mit anderen Spaß hat, soll auch noch lernen können~". Doch nur wortlos wedelte Henry schwach mit seiner Hand den Jungen weg. Sogar der Professor rief laut: "Henry! Von mir aus kannst du dein Studium hin schmeißen, aber die Gerüchte halten meinen Unterricht auf". "Nicht meine Schuld...", brummte er gegen den Tisch. 

Wach und aufmerksam waren dann aber alle, als einmal geschossen wurde. Besonders Henry schreckte auf und sah an die Tür. Die ersten wollten schon rennen und in Panik verfallen. Doch Ilus seufzte: "Deine Eltern haben mich angerufen, da sie von deinen Lehrern angerufen wurden. Sie konnten nicht vorbei kommen, also sollte ich antanzen". Daraufhin zielte er die Pistole direkt auf ihn: "Ich habe dir gesagt, nach Hause zu fahren und du hast mir wohl eiskalt widersprochen, ohne es mich in erster Linie wissen zu lassen". Entsetzt und alarmiert flüsterte er ihm zu: "Du bist mitten in einer Universität, pack die Waffe weg!". "Ist wohl zu spät, hm?", zog er die Schultern hoch, "Wärst du wach gewesen, hättest du es früh genug bemerkt und es verhindern können. Na gut, dann wäre ich aber auch überhaupt nicht hier und... würde nicht bemerken, wie respektlos man mit dir umgeht". Nun zielte er auf sämtliche andere im Saal, welche vor wenigen Sekunden noch lachten.

Einmal pfiff Ilus und Shark trat hinzu. Zu ihm meinte Ilus: "Zweite Chance, du wirst den heutigen Schulstoff für Henry einsammeln und ich werde ihn einsammeln". Shark nickte und trat in den Saal zu Henrys Platz. Henry fing schon an, zusammen zu packen, da hob Shark ihn hoch und trug ihn runter. Panisch zappelte Henry herum: "Das macht kein gutes Aussehen! Ganz böse Idee, sehr böse Idee, schrecklich böse Idee! Ich schnarche einfach über die Witze, es ist alles in Ordnung!". Ilus packte ihn sich und murrte: "Dafür bin ich doch gar nicht hier". Einmal schoss er nochmal in den Boden und hielt die Waffe dann direkt an Henrys Kinn. Mit stark aufgerissenen Augen schielte Henry auf die entsicherte Waffe runter. "Bang, Henry", flüsterte Ilus und alle Studenten schrien schon in Furcht auf. Doch passierte nichts, der Revolver klickte nur kurz. Während alle in Angst da hockten und ihre Augen verschlossen hielten, haute Ilus mit Henry ab.

Ilus schloss die Tür, sicherte seine Waffe wieder und zog Henry hinter sich: "Du sollst wohl mit der Leiterin ein Gespräch führen wegen den Ger-". Es zog stark an seinem Arm und er hörte nur, wie Henry auf den Boden fiel. Er knurrte den ohnmächtigen Jungen an: "Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich dir eine Patrone durch den Schädel ziehe...!". Also zog er ihn weiter, derweil er bewusstlos auf dem Boden lag.

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"Sie sind aber nicht Henrys Vater, o- oder...?", war die Leiterin stark verwirrt. "Ich bin nicht älter als er selbst", sah Ilus die Frau scharfkantig an. Nebenher klapste er Henry heftig, damit er wieder wach wurde. Er schreckte hoch und sah sich schnell atmend um: "O- oh... hey...". Noch verwirrter fragte sie weiter: "Inwiefern steht ihr dann zueinander?". Ein stilles Grinsen brach aus Ilus heraus. Henry kam noch nicht nach: "Hey, du lächelst mal. Also hast du schon mitbekommen, was wir in den letzten Stunden ohne dich noch gemacht haben?". Schon war sein Lächeln wieder weg: "Ich bin frisch aus dem Krankenhaus hierhin gefahren". 

"Henry...", sprach die Leiterin ihn an, da sie mit Ilus nicht weiter kam, "Für uns alle war Dylans Tod sehr plötzlich und mir ist wirklich bewusst, dass dich das immer noch stark mit nimmt... Doch müssen wir uns da wohl noch ein letztes Mal drüber unterhalten...". Tief atmete Henry durch: "In Ordnung...". Stattdessen klärte Ilus alles mit seiner Direktheit: "Henry und Dylan standen sich sehr nah, das ist wahr. Muss auch nicht unbedingt ein Geheimnis sein, richtig? Schließlich wurden ja heimlich Bilder von den beiden gemacht". Henry schrie auf: "Du hast sie gesehen?!". "Koi", antwortete er knapp, "Ist es nicht eigentlich irrelevant, welche Gerüchte herum gehen? Kann es den anderen nicht egal sein, welche Vorlieben man hat? Oder ist das nur in meiner Welt das allerletzte Problem? Überhaupt. Das ist kein Problem. Wahrscheinlich werde ich das wohl nie verstehen können. Schon alleine, dass alle Henry als schwach einschätzen - Könnte ich ja fast schon lachen und ich bin momentan echt schlecht gelaunt. Ist es nur für Straßenkinder möglich, in jemandem eine potenziell riesige ungebändigte Kraft zu sehen? Henry gilt nicht als unschuldig, er gilt als harmlos. Denn Unschuldige können nichts. Harmlos zu sein bedeutet, in der Lage zu sein, große Zerstörung ausüben zu können, es nur aus eigenem Willen nicht zu tun. Und das ist Henry, harmlos und unproblematisch. Können wir jetzt gehen?".

Völlig überwältigt saß Henry quietschend auf dem Stuhl und die Leiterin bekam ihre Gedanken nicht sortiert. Ilus wurde ungeduldig und zog wieder seine Waffe. Drohender wiederholte er sich: "Können wir jetzt gehen...?". Die Frau sprang auf und rief fast die Polizei, als Henry die Situation gerade so regelte: "Er ist auch nur harmlos! Denke... ich...? Er will nur gehen, das ist alles. Die Waffe ist bestimmt sogar gesichert". Folgend nahm Henry sich Ilus beim Handgelenk und verschwand ganz schnell aus dem Büro. Sie liefen bis vor die Uni und stoppten dort. Ilus griff auf vorhin zurück: "Was habt ihr denn ohne mich gemacht?". Henry fing an zu schmunzeln: "Willst du deinen Ring wieder sehen?". Seine Augen leuchteten auf: "I- ihr habt ihn gefunden...?". "Nicht ganz, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ist er in Playa Chacmool, Mexiko", erklärte er stolz. "Wir fahren morgen los!", sprach er direkt zielstrebig. "Was? Aber ich habe noch eine ganz Woche in der Uni-", wollte Henry widersprechen, da unterbrach Ilus ihn, "Das kannst du alles nachholen. Wenn der Ring einmal weg ist, dann ist er weg. Er wird mir nicht noch ein zweites Mal abhanden kommen! Ich verspreche dir, dich später auf das beste College in ganz Amerika zu treten, aber du musst mir jetzt helfen! Bis jetzt warst du der reinste Glücksbringer! Ich will und kann nichts riskieren!".

Henry fing an darüber zu fantasieren, wie er als Eliteschüler auf die Harvard University ging. Halb sabbernd nickte er: "Wie viel Uhr soll ich morgen bereit sein?". "Danke dir!", schüttelte Ilus heftig an seinen Schultern, "Ich werde dafür sorgen, dass du bereit bist, denn jetzt wirst du meine Seite nicht mehr verlassen! Wir bereiten alles gemeinsam vor!".

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Zigz sprang auf: "Jaa! Ein Strandurlaub! Kommt Kiki auch mit?". Ilus kramte mehrere Taschen voller Waffen und Munition zusammen: "Von mir aus". In Freude umarmte Zigz Henry feste: "Ich fange an, dich immer mehr zu mögen!". Koi säuselte gegen seinen Bildschirm: "Die Strände sehen tausend Mal schöner aus, als die hier von Los Angeles...". Zwischen den glücklichen Gesichtern trat Shark total müde herein: "Ich mag Schule nicht. Habe gut abgebrochen damals". Verwundert sahen ihn alle an. "Wollte Sandwich mit Eichhörnchen teilen. Es ist mit allem abgehauen. Und Stuhl ist unter mir kaputt gegangen", schmollte er. Henry ging zu ihm rüber und strich ihm über den Rücken: "Jetzt bist du wieder Zuhause". Zigz sprang herum: "Und wir fahren an den Strand~!". Da bekam Shark Kaltschweiß: "Im Ozean sind Baby-Haie, gemeine Baby-Haie". Ilus zog die erste Tasche zu: "Wir fahren auch nicht nach Mexiko, um zu planschen. Wir sind auf einer Mission". Erleichtert atmete Shark auf, während Zigz sein Gesicht ein fiel. 

Koi verhandelte: "Wenn wir den Ring haben, einen Abend Spaß?". Ilus zielte mit einer AK-47 auf Henry: "Ist mir recht". Er drückte ab und flüsterte: "Bang". Henry schielte nur auf das riesige Gewehr. Er sah ja, dass es nicht geladen war. Doch Ilus lud es und schoss drei Fenster ein. Verwundert neigte Henry seinen Kopf: "Warum sagst du manchmal Bang?". "Wenn ich weiß, dass ich nicht schießen werde", erklärte er, zog seinen Revolver, entsicherte ihn und wollte schon abschießen, doch er stockte. Erst schoss er gegen die Decke und zielte dann wieder auf Henry, während er abdrückte: "Bang". Das Herz rutschte Henry runter: "Hättest du das nicht gewusst, dann-". "Wie gesagt, ich kenne meine Chancen", beruhigte Ilus ihn.