Klappe halten und zuhören

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Mit seiner Katze betrat Henry die Wohnung. Dort war alles total chaotisch und überall lagen Dinge rum. Er sah Dexter auf dem Boden kriechen und wühlen: "Kiki! Kiki, wo bist du? Ich hab Fressi~". Henry ließ die Katze runter, welche sofort auf Dexter mit dem Fressen stürmte. Erfreut atmete er auf: "Da bist du ja! Wo warst du? Henry würde mir eventuell einen Krieg aussprechen, würdest du mir verloren gehen". Folgend sprach Henry auf: "Ich bin hier". Großäugig sagte Dexter kein Wort mehr. Henry nahm ihn in Schutz: "Alles gut, Shark hat sie mitgehen lassen. Du musst verstehen, dass er ein absoluter Tierliebhaber ist. Zumindest zu dem, was auf dem Land lebt". "Oh gut", atmete er tief durch, "Dann ist ihr ja nichts passiert". "Für Ärger gesorgt hat sie trotzdem. So leichtsinnige, sture und unberechenbare Tiere...", seufzte Henry. "Was meinst du denn damit? Du wirkst aufgefressen. Warte mal! Du solltest doch erst in frühstens einer Woche wieder da sein!", fiel ihm auf.

"In so einer Straßengang kannst du nicht normal leben", machte Henry nochmal deutlich. Dexter machte sich Sorgen: " Dir hatte es doch gefallen". "Gegen das Leben habe ich auch nichts. Mein Problem liegt bei diesen ungezähmten Riesenkatzen...", er ließ sich auf sein Sofa fallen. Erst hockte Dexter da und dachte nach. Dann schüttelte er mit dem Kopf: "Nein, ich komme nicht drauf". "Ilus wird als weißer Tiger bezeichnet", stellte er für ihn klar. "Sag doch gleich, dass du unentschlossen über deine Beziehung bist. Warum so poetisch?", er kam zu ihm auf das Sofa hoch. "Ich habe Schwierigkeiten, mich so direkt auszudrücken. Ich bin eben nicht Zigz oder Koi". jammerte Henry, "Und das macht mir so einiges schwer...". "Das ist normal. Menschen, die sich nicht direkt ausdrücken können, bekommen auch von anderen ihre Zunge verknotet. Du bist nicht ausgeschlossen", fing Dexter mit ermutigen an.

"Verrate mir mal, was ich tun soll. Dylan ist vor so wenigen Monaten gestorben. Auch wenn ich ihn sorgsam in Erinnerungen behalte und nicht mehr um ihn trauern muss - Ist das, was ich gerade tu, richtig? Moralisch, pädagogisch, psychisch, egal was - Ist das annehmbar? Ich fühle mich so schlecht. Es ist nicht so wie mit Koi, dass Dylan mir jemals etwas Böses getan hätte. Koi kann wenigstens immer sagen, dass seine Exfreundinnen ihm geschadet haben und er jetzt besser dran ist. Zigz hatte seine Trennung Jahre zurück liegen und ihm sind nur seine Töchter wichtig, die er jetzt ja auch wieder sehen darf. Auch er ist besser dran, indem er in die Zukunft sieht. Doch bin ich besser dran zu sagen, ich sollte neu anfangen?", hinterfragte Henry seine Existenz. Dexter gab das erste Argument: "Das sind aber alles deren Ex-Beziehungen. Du und Dylan waren nie offiziell, so viel ich verstanden habe". "Das stimmt, aber... Trotzdem... Ich habe es so mitbekommen, dass Dylan mich auch mochte. Gegenseitig, schon seit Längerem. Das war nichts von einer Woche. Selbst wenn es nicht offiziell war, da war doch schon länger mehr. Es fühlt sich nicht richtig an, jetzt einfach ihn so zur Seite zu schieben, nur weil er tot ist", ihm kamen wieder die Tränen in die Augen.

Dexter versuchte einen Anschluss zu finden: "Sicherlich ist das nicht einfach und vollkommen verständlich. Aber mal eine ganz andere Frage - Was fühlst du für Ilus?". Als Antwort schmiss Henry sich mit dem Gesicht voraus ins Sofakissen, schrie dort hinein, zappelte mit den Füßen und schlug aufgebracht die Sitzgelegenheit. Leicht unwohl sah Dexter zur Seite weg: "Ok, ich versuche daraus eine Deutung zu bilden". Henry zog sein Gesicht wieder hervor und stellte in Frage: "Ist das nicht eigentlich egal? Er wollte mir helfen, nicht selbst in Depressionen zu verenden. Jetzt bin ich ein Mitglied seiner Gang wie jeder andere auch. Er rennt nicht nur für mich so, er tut es für jeden. Egal, was ich sage oder fühle... Sowas ist immer beidseitig...". "Also, ich mag ja kein Experte sein, ja?", Dexter setzte sich aufrecht hin, "Du bist mein bester Freund und ich finde dich klasse, aber mal ganz ehrlich - Ist das dein scheiß Ernst? Bist du blind? Taub? Komplett eingeschränkt?". "Verunsichert!", rief Henry aufgebracht. Noch aufgebrachter rief Dexter zurück: "Verliebt!".

Kurz war es still, dann steckte Henry sein Gesicht zurück ins Kissen: "Sei doch ruhig". "Ich dachte, ich soll dir das sagen, weil du es dir selbst nicht sagen kannst! Hier, bester Freund! Und ich trete dir jetzt mal ganz feste in den Hintern!", mit verschränkten Armen stellte Dexter sich auf und trat ihm wortwörtlich erst in den Hintern. Danach forderte er auf: "Geh einfach zu ihm und frage ihn!". Knallrot fragte Henry: "Was soll ich denn fragen?! Dieses unberechenbare und wilde Biest?!". "Du siehst ihn doch nicht wirklich als Biest. Sein Herzschlag ist die meiste Zeit bestimmt ein perfekter Ruhepuls", diskutierte Dexter, "Willst du es etwa nicht einsehen, dass du ihn sehr gern hast?". "Ja!!! Weil ich Dylan nicht so knapp nach seinem Tod verschieben kann!", so kamen sie zum entscheidenden Punkt. 

Dexter atmete tief durch und setzte sich wieder neben ihn: "In Ordnung. Ich habe Dylan zwar die letzten Jahre nicht gesehen, doch wenn du dich nicht mit deinem guten Herzen geändert hast, dann wird er es auch nicht getan haben. Wenn ihr euch gegenseitig gemocht habt, dann wird er - genau wie du für ihn - das Beste für dich wünschen. Ist er nicht letztendlich gegangen, weil er dir eben etwas Gutes tun wollte? Weil er dachte, er sei eine Last für dich und du solltest woanders anfangen?". "Hat ihm nicht sein ganzes Leben weh getan?", stellte er die Gegenfrage. "Keine Diskussion, ich erleichter dir gerade dein Leben", stoppte er Henrys Zweifel, "Ich denke, so wie ich Dylan noch in Erinnerung habe, er würde unglaublich abgefuckt sein zu erfahren, sein Tod sei jetzt für rein gar nichts. Er war auch immer ein Engel gewesen. Und wenn er dich gerade vom Himmel beobachten sollte, dann reißt er sich bestimmt schon die Haare aus, weil du dämlich bist". "Du bist so nett...", nuschelte Henry müde gegen sein Kissen.

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Wütend haute Iceman seine Faust auf den Schreibtisch: "Jetzt sitzen mir die Bullen im Nacken! Dieser Gott verdammte kleine Japaner...! Warum hast du mir nicht gleich gesagt, dass die Polizei ihm auf den Fersen war?!". Der Ex-Boss saß auf der anderen Seite des Schreibtischs und versuchte sich nicht einschüchtern zu lassen: "Ich dachte, das sollte nicht deren Problem sein, wenn wir einen Kriminellen aus der Welt holen würden!". "Er ist aber noch keine einundzwanzig Jahre, das geht in den Medien als Kindesentführung rum! Vor allem mit seinem jungen Aussehen! Mein Ruf ist zerstört und sobald dieses freche Kind seine Aussage tätigt, werde ich dem Bau zugeschrieben! Sie dürfen ihn nicht finden!", regte er sich weiter auf. Boss schlug vor: "Wir könnten noch einen Deal mit Ilus schließen. Denn sobald du in den Knast gelangst, wird er keine Chance mehr auf seinen Ring haben. Dann beeilt er sich-". "Das hat er bestimmt schon selbst raus gefunden, der Junge ist nicht dämlich! Im Gegensatz zu dir! Was stellst du dir dann vor?! Was habe ich dann davon?! Ich komme trotzdem in den Bau und der Albino ist sogar noch glücklich! Dabei springt nichts für mich raus!", wies er ihn zurecht.

Iceman setzte nach: "Dieser Japaner darf kein einziges Wort mehr sagen! Wir müssen ihm die Zunge raus schneiden und ihn unfähig zur Tätigung einer Aussage machen!". Boss blieb bei seiner Meinung: "Ich würde trotzdem Ilus fragen. Es würde deine Strafe hinaus zögern. Wurde auch mal Zeit, dass du ein Knasti wirst. Die Medien haben noch keine Ahnung davon, dass Entführung von jungen Erwachsenen bei Weitem nicht deine schlimmste Straftat ist". Schließlich stand Iceman auf und zielte mit einer Waffe auf ihn: "Du stellst dir das alles auch so einfach vor, nicht wahr?! Ich werde dich mit in mein Grab nehmen, das soll dir bewusst sein!". "In Ordnung, soll ich dann wieder los laufen und mich um ihn kümmern?", gab er nach. Da hielt Iceman die Waffe nur schärfer: "Nur weil du zu unvorsichtig warst, sitze ich jetzt in dieser Scheiße! Denkst du, ich traue dir den Asiaten noch einmal zu?! Oder irgendwen aus dieser Gruppe?! Du hast es immer noch nicht gerafft! Du wirst es nie raffen! Ilus ist kein einfaches verlorenes Waisenkind! Er kann viel mehr und die Leute um ihn herum sind die einzigen, die mit ihm mithalten können! Also sind sie alle genau so stark wie er selbst! Wir können es nicht so einfach gestalten, wie du es dir in deinem kleinen Gehirn ausgemalt hast!".

Nun stand Boss auf und stellte sich ihm: "Ich werde aber nicht vor kleinen Jungs die Knie weich machen, wenn sie noch mit Waffen spielen wie in einem Sandkasten! Ich kann sie nicht ernst nehmen! Du bist einfach nur erbärmlich, wie du teils Minderjährige respektierst und überschätzt! Sie sollten auf dich hören und für dich tanzen! Das ist das, was ich erreicht habe und du nicht! Also hast du mir das nicht vorzuwerfen!". "Ich habe dich satt, Lucas", knurrte Iceman dunkel und zog sich seine Brille mit verdunkelten Gläsern aus. "Oh, habe ich dich so verärgert, dass du mich bei meinem echten Namen nennst, Alberto?", provozierte er weiter. "Du kannst Menschen nicht einschätzen. Deine narzisstische Klappe verdeckt dir die Sicht", waren die letzten Worte, die Boss hörte, bevor Iceman ihn erschoss. Während er an seiner Leiche vorbei ging, murrte er: "Unsere Zusammenarbeit ist hiermit beendet".

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