Rigoroser Fisch

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Koi wurde wieder auf den Boden geworfen. Diesmal war es das Schlafzimmer von Iceman, welcher dreckig schmunzelte: "Eine halbe Stunde. Werd nicht ungeduldig". Die Tür ging zu und wurde durch ein Sicherheitssystem verriegelt. Schon setzte Koi sich wieder auf und fing mit seinem Plan an. Er robbte zum Karmin rüber und hielt die Fesseln aus Seil rein. Leicht verbrannte er sich dabei seine Finger, doch das war nichts Schlimmes. Schnell stand er auf und sah sich die Assault Rifles an der Wand an. Für sich murrte er: "Nur Deko...". Dann sah er auf dem Schreibtisch einen Becher voll mit Bunt- und Bleistiften. Er grinste leise: "Ich habe genug John Wick Filme gesehen, um das zu meistern". Er verteilte die ganzen Stifte in seinen Klamotten und machte sich dann ans Schloss. Da lachte er: "Wie süß. Ich muss ja nicht mal hacken". Einmal haute er feste drauf, dann war das System schon geknackt.

So schnell brach er aus dem Schlafzimmer aus. Nun musste er nur noch durch die gesamte Villa. Ein Problem war es für ihn nicht. Seitdem er als Kind erfuhr, dass seine Blutlinie weit zurück zu echten Ninjas führte, trainierte er sich professionelles Schleichen und Entfesslungskunst an. Zu seinem Vorteil war es Nacht und er hatte bis auf seine Schuhe nur schwarz an. 

Er schlich sich immer wieder an und schaltete seine Gegner mit spitzen Holzstiften aus. Aus Schatten sprang er raus und von hinten griff er lautlos an. So kam er bis zum Hauptflur. Dort waren dann nur bewaffnete Sicherheitsleute. Den an ihm nähsten griff er sich, schlug ihn K.O. und nahm seine Magnum an sich. Ganz leise meinte er zu sich selbst: "Und wie ich mit kleinen Waffen schießen kann". Leicht neigte er seinen Kopf nach vorne, sodass seine Brille nicht mehr seine Weitsicht korrigierte. Einer nach dem anderen erschoss er. Ihm gingen sowieso die Stifte aus. Besonders dann, als er noch eine weitere Etage runter musste und während er das Treppengeländer runter schlitterte, gezielter Bleistifte in die Augen der Männer werfen konnte. Einer schlug wohl Alarm, auf einmal gingen überall laute Sirenen los. Doch war Koi schon fast draußen. 

Kurz vor dem Ausgang schaffte es nur einer, ihm nochmal Handschellen anzulegen. Diesmal aber vor und nicht hinter seinem Rücken. So konnte er das Momentum nutzen, den Mann einmal mit seinem Knie zu "treten" und danach nochmal mit dem Fuß gegen den Schädel zu folgen. Von der Treppe kamen nochmal vier Männer. Zwei konnte er erschießen, dann gingen ihm die Kugeln aus. Also ließ er die Waffe fallen, nahm die Beine in die Hand und sprintete da raus. Einen Bleistift hatte er noch, aber der reichte nicht für zwei Männer aus. Eventuell sogar mehr, die noch hinzu kamen. Und er hatte dafür eine andere Verwendung.

Vor der Tür hörte er Iceman erbost schreien: "Du kleiner Dreckskerl! Ich bekomme noch, was ich will! Das verspreche ich dir und allen aus eurer Gang!". Während er krakeelte, bog Koi den elastischen Bleistift und zielte genau. Mit genug Schwung flog der Bleistift direkt in Icemans Auge. Schließlich brach Koi einen der Wagen im Vorgarten auf, zündete ihn mit ein paar geschickten Tricks und drückte aufs Gas. Er sah auf die Uhr und murmelte: "Fast Mitternacht, es wird spät". Umso mehr drückte er das Gaspedal gegen den Boden. Derweil er fuhr, versuchte er die Handschellen mit einer Büroklammer zu lösen.

Völlig abgehetzt stürmten Ilus und Henry die Lagerhalle. Henry schnaufte schwer: "Ist Koi schon wieder da?!". Zigz regte sich auf: "Was meinst du denn damit?! Ihr habt einfach aufgelegt! Nein, er ist nicht wieder da! Schön, dass ihr davon wisst!". Ilus sah durchatmend auf die Uhr: "Er muss ja nicht auf die Sekunde genau sein. Außerdem haben wir noch nicht zwölf". Shark lief auf Henry zu und nahm ihn direkt in die Arme: "Ist Teddy ok?". "Soweit ja", nickte er schwitzend, "Iceman hatte uns angerufen. Koi war ziemlich selbstsicher und meinte, er würde zu meinem Geburtstag wieder kommen". Shark ging Ilus an: "Du hättest Geburtstag mit ihm alleine gefeiert?". "Wir haben gerade größere Probleme, Großer", schüttelte Ilus fertig mit dem Kopf. Zigz versuchte Ruhe zu bewahren: "Wenn er das so gesagt hat, sollten wir dann noch auf ihn warten?". 

In dem Moment ertönten von draußen quietschende Reifen und eine Hupe. Allesamt rannten sie wieder raus. Koi steckte seinen Kopf aus dem Fenster und wedelte mit seinen gelösten Handschellen: "Alles Gute zum Geburtstag, Teddybär!". Erleichtert sank Henry auf seine Knie: "Es war richtig, dir zu vertrauen". Ilus seufzte: "Was ein Glück...". Selbstbewusst grinste Koi: "Und Teddy? Wie gefällt dir dein zweiter, inoffizieller, illegaler Wagen? Den passenden Schlüssel müssen wir dir noch zusammen stellen". Henry winkte ab: "Behalt den ruhig, du hast es dir wohl verdient". "Chef, für dich habe ich auch ein Geschenk. Der alte Saftsack ist jetzt einseitig blind", lächelte er. Ilus legte sich in den Schnee: "Lasst mich erst mal atmen".

~~~

Henry saß auf den Geländern im zweiten Stockwerk und beobachtete Ilus dabei, wie er an Kois Laptop herum tippte. Später kamen auch Mitya und Kiki mit einem Taxi nach. Doch Mitya verzog sich in sein Zimmer und für Jurij und Kiki ging es ins Bett. Koi kroch aus seinem Treppenloch und kam die Treppe zu Henry rauf. Er sprach ihn an: "Jetzt, wo du mich wahrscheinlich vergötterst für meine Künste, dürfte ich dir eine Frage bezüglich deiner Lügen stellen?". "Was zu was?", war Henry komplett verwirrt. "Das werte ich als Ja", locker setzte Koi sich neben ihn, "Als du mit Ilus vor Weihnachten in der Stadt warst, hättest du ihm gesagt, du seist kein Ringträger. Jedoch hatten wir dich überhaupt nur bei uns aufgenommen, weil du einen Ring getragen hattest, der Mityas ähnlich sah. Ich wollte dich noch nicht so früh fragen, aber jetzt ist Januar". "Es hat einfach mit der Art zu tun, wie ich Dylan vergessen wollte. Vergessen ist unmöglich, jedoch konnte ich über ihn hinweg sehen. Es war sein Ring und naja... Ich wollte ihn nicht mehr tragen, nachdem Ilus mir aushalf... Es hat sich falsch angefühlt... Alles... fühlt sich falsch an...", erklärte er etwas bedrückt.

"Dann wolltest du erst Recht nicht auch noch einen neuen Ring von jemand anderem tragen", schlussfolgerte Koi. "Genau...", nickte Henry. Koi setzte nach: "Und du trägst ihn deswegen immer noch nicht wirklich regulär". Nochmal nickte Henry, diesmal bedrückter. "Ich bin anscheinend ein schrecklicher Ratgeber für so was. Ich wollte es nur wissen. Von daher würde ich dir als Tipp geben, dich nochmal an Dexter zu wenden. Er scheint besser mit dir reden zu können", meinte er offen. Henry schüttelte mit dem Kopf: "Danke, aber ich denke nicht, dass er viel davon weiß...". Koi stand schon wieder auf: "Das sind böse Unterstellungen. Aber ich schätze, dass man die besten Freunde damit aufziehen darf". Nachdenklich beobachtete Henry wieder Ilus und nuschelte: "Ich sollte mir wirklich Rat zulegen...".

Koi wand sich an Ilus und warnte ihn vor: "Übrigens wird Iceman nicht mehr auch nur daran denken, mich zu entführen. Ich habe ihn davon überzeugt, dass ich schrecklich bin. Er meinte, du würdest morgen brechen und dann würde er mich in den Müll werfen. Gott, er hat keine Ahnung, dass ich vom Himmel geschickt wurde, aber schon so in eine Mülltonne geworfen wurde. Also pass in Zukunft lieber auf Zigz und Shark auf. Entführen kann er jeden, foltern auch". In Gedanken versunken starrte Ilus den Screen an und antwortete verzögert: "...Mhm". "Workaholic", lachte Koi und machte sich mit einem Handtuch auf den Weg zu dem, was sie ein Badezimmer nannten.

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