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Es dauert lange bis ich es hinbekomme Maxim meinen Standort zu senden. Ich kann mich nicht konzentrieren, ich sehe nur verschwommen durch den Schleier von Tränen und ich zittere vor Kälte.

"Lilli, wo bist du?", fragt Maxim, doch ich antworte ihm nicht.

"Hörst du mich?", fragt er panisch.

"Hm", mache ich kraftlos und schließe wieder die Augen.

"Hör zu, Lilli, du musst gar nicht mit mir reden, aber du musst mir versprechen, dass du am Telefon bleibst und wach bleibst, okay?", erklärt er ruhig, doch mir entgeht das aufgeregte Zittern in seiner Stimme nicht.

"Okay", flüstere ich leise und lasse mich gegen die Mauer hinter mir sinken.

"Ich bin in Augsburg gewesen, es sind nur 70 Kilometer bis zu dir, okay? Die Straßen sind leer und ohne Geschwindigkeitsbegrenzug, ich brauche nicht lange."

"Fahr vorsichtig", will ich sagen, doch meine Stimme versagt.

Ich will mir eine Träne von der Wange wischen, mein ganzes Gesicht fühlt sich so nass an, doch als ich meinen Handrücken im dämmrigen Schein einer Straßenlaterne betrachte, ist er vollkommen blutrot gefärbt. Mein Herz setzt einen Schlag aus.

"Lilli, weißt du wo du bist?", fragt Maxim irgendwann. "Mh-mh", mache ich leise. "Okay, das ist nicht schlimm. Ich brauche nicht mehr lange. Bist du draußen auf der Straße?" "Ja", murmele ich und will meine Knie schutzsuchend anziehen, doch ein stechender Schmerz in meiner Bauchgegend lässt das nicht zu. Ich stöhne schmerzerfüllt auf und lasse meine nackten Füße zurück in den weißen Kies sinken.

"Hast du Schmerzen?", fragt Maxim aufgebracht.

"Ja", antworte ich weinend.

"Wo hast du Schmerzen?", hakt er nach.

"Überall. Mir ist so kalt."

"Ich fahre jetzt gleich von der Autobahn ab, okay? Ich brauche nicht mehr lange, hörst du?"

Ich habe Angst, es ist so wahnsinnig dunkel und ich weiß nichtmal wo ich bin. Mein ganzer Körper tut weh, die Schmerzen sind so stark, dass mir immer wieder schwindelig wird und es fällt mir schwer zu reden. Ich friere so wahnsinnig auf dem kalten Boden ohne Hose und Schuhe, mit nicht mehr bekleidet als einem dünnen Shirt.

Und dann höre ich plötzlich den röhrenden Motor von Maxims Ferrari.

Ich habe keine Ahnung, wie lange ich hier auf ihn gewartet habe, es hat sich angefühlt wie eine Ewigkeit und zu wissen, dass er jetzt bei mir ist, ist eine Erlösung. Es ist, als würde mir in diesem Moment eine riesige Last von den Schultern fallen.

"Ich höre dich", flüstere ich leise.

"Wo bist du? Ich sehe dich nicht."

Ich stütze mich an der Mauer ab und versuche aufzustehen, doch ich schaffe es nicht.

Dann höre ich Maxim in die Eisen gehen. Die Autotür geht auf und fliegt zu. "Lilli?", ruft er. Ich sehe ihn nicht, aber seiner Stimme nach zu urteilen, kann er nicht weit von mir weg sein.

"Hier", rufe ich, und bringe all meine letzte Kraft dazu auf, so laut wie möglich zu sein.

Schuhe treten auf den Asphalt, ein Stock knackt, und dann sehe ich ihn zwischen zwei parkenden Autos auf den Gehsteig treten.

"Ach du Scheiße!", ruft er und stürzt mit weit aufgerissenen Augen auf mich zu.

Er kniet sich vor mich ins Kiesbett und und hebt sanft mein Gesicht an. Traurig und beschämt schaue ich ihn an.

In meinem Herzen nur wir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt