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Auch wenn Maxim und ich uns miteinander vertragen und am Abend noch eine Runde heißen Versöhnungssex eingelegt haben, ist die Stimmung am nächsten Tag zwischen uns noch immer ein wenig angespannt.

Der Elefant im Raum sind sowohl das leidige Wohnungsthema als auch die klare Ansage von Maxim, dass wir langsam mal den nächsten Schritt gehen sollten.

Maxim hat Vormittags einen Termin mit seinem Wagen in der Werkstatt und während ich mich ein wenig durch Instagram scrolle klingelt plötzlich mein Handy.

"Salam", begrüße ich meinen Bruder grinsend. "Salam. Wie geht's dir?", erkundigt er sich aufmerksam.

"Ehrlich gesagt nicht so gut", platzt es aus mir heraus.

"Wieso?", fragt Abbas alarmiert.

"Ach Abbas", stöhne ich und gieße mir Wasser in mein Glas auf dem Couchtisch ein, um einen Schluck zu trinken.

"Maxim und ich haben uns gestern zum ersten Mal gestritten. Er hat erst einen Anruf und dann eine Nachricht von einem Mädchen bekommen als er duschen war. Ich habe das gesehen und in seinem Handy rumgeschnüffelt. Am Ende hat sich herausgestellt, dass das Mädchen nur eine Mitarbeiterin von ihm ist. Ich wusste gleich, dass das völlig übergriffig von mir war in seine Privatsphäre einzudringen, ich konnte es aber auch nicht lassen. Maxim hat mich natürlich erwischt und war zurecht enttäuscht von meinem Verhalten. On top hat der Vorfall dann noch eine Grundsatzdiskussion ausgelöst. Maxim hat mir vorgeworfen ihn hinzuhalten, weil ich mich immer dagegen wehre unser Verhältnis als Beziehung zu definieren und natürlich ging es auch wieder um meine Wohnsituation."

"Oh rayyal. Was ist denn mit deiner Wohnsituation? Du wohnst doch jetzt bei ihm. Was ist das Problem?", hakt Abbas verständnislos nach.

"Ja, ich wohne jetzt bei ihm, aber ich will mir eine eigene Wohnung suchen. Maxim ist damit aber nicht einverstanden und hält das für überflüssig", fasse ich kurz und knapp zusammen.

"Ist es auch", tönt es aus dem Hörer.

"Hm?", frage ich ungläubig. Ich muss mich verhört haben.

"Es ist überflüssig. Du hast es gut bei ihm, er hat mehr als genug Platz und ihr hockt eh ständig aufeinander. Du würdest nur umsonst Miete zahlen", argumentiert Abbas. Ich kann nicht fassen, dass mein Bruder jetzt in die gleiche Kerbe haut.

"Und bezüglich eurer Beziehung - was genau ist da sein Problem?", fragt er weiter.

"Er sagt, dass er mir zwar keinen Druck machen will, aber er findet es auch nicht gut, dass ich ihn hinhalte. Seiner Meinung nach sind wir längst zusammen, egal wie oft ich das noch abstreite. Und außerdem soll ich mir überhaupt mal Gedanken darüber machen, woran das liegt, dass ich mich so dagegen wehre."

"Und?"

"Was und?"

"Hast du dir Gedanken darüber gemacht?", fragt mein Bruder nüchtern.

Leise seufze ich. "Keine Ahnung, Abbas. Ich bin einfach überfordert mit der ganzen Situation. Ich habe mich vor kurzem erst von Walid getrennt; wir waren sogar verlobt, wollten heiraten. Papa war damit einverstanden, du warst damit einverstanden. Ich kann doch jetzt nicht einfach direkt die nächste Beziehung eingehen. Ihr würdet das nie akzeptieren - zurecht. Jeder würde denken, dass ich eine Schlampe bin."

Nun ist es Abbas, der seufzt. "Wir waren mit Walid und eurer Verlobung einverstanden weil wir dachten, dass er gut zu dir sein würde. Wenn wir gewusst hätten, wie sich das alles entwickelt und wie er dich behandeln wird, hätten wir niemals zugestimmt, als er um deine Hand angehalten hat. Aber jetzt scheiß doch endlich auf Walid, scheiß auf die Vergangenheit, scheiß auf eure Beziehung. Vergiss das alles und schließe damit ab."

In meinem Herzen nur wir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt