Maxim wartet gar nicht erst auf meine Antwort sondern läuft zielstrebig Richtung Ausgang, dicht gefolgt von dem Securitymann mittleren Alters, der indes seine schwarzen Lederhandschuhe über die kräftigen Hände streift.
Oh Gott, das sieht gar nicht gut aus. Ich fürchte, das gibt gleich eine große Katastrophe.
Ich stehe verloren im Eingangsbereich herum und bin froh, dass noch keine Gäste da sind, denen die Szenerie meines gestörten Exfreundes nun den Abend ruiniert. Der offizielle Beginn der Veranstaltung ist zum Glück erst in knapp zwei Stunden.
Nervös tippele ich von einem Bein aufs andere, bis ich Walids schneidende Stimme lautstark brüllen höre: "Das geht dich gar nichts an."
Ich weiß, dass es falsch ist, schließlich hat Maxim mich eindringlich darum gebeten hier drinnen zu bleiben, aber meine Beine tragen mich wie ferngesteuert zum Ausgang. Ich verharre im Türrahmen mit uneingeschränktem Blick auf Walid, der sich vor Maxim aufbaut und wild gestikuliert.
"Sie ist das selbst Schuld. Denkst du nur weil du sie gefickt hast, hast du jetzt das Recht mir irgendwas zu sagen, du kelb? Ich habe sie gestern selbst noch gebumst, hat sie dir das auch gesagt, die kleine Sharmuta?", brüllt Walid und mir fällt fast alles aus dem Gesicht. Wie kann er so dreist lügen?
Ich bin mittlerweile an einem Punkt, an dem seine Beleidigungen mich kalt lassen, aber diese ekelhafte Unterstellung trifft mich hart.
Sofort kommt die Angst in mir hoch, dass Maxim ihm glauben könnte, schließlich war ich gestern wirklich in München.
Ich trete noch ein paar Schritte nach draußen in die Kälte. Ich habe nicht mal eine Jacke über meinem dünnen Kleid und friere, aber das hält mich nicht davon ab.
"Guck mal Walid, du stehst hier von meinem Laden und schiebst Welle, dabei weißt du genau, dass man sowas nicht macht, aber was ich viel schlimmer finde, ist, dass du dem Mädchen auflauerst und sie verfolgst und zur Krönung palaverst du hier rum und beleidigst sie? Schämst du dich nicht? Sie hat sich von dir getrennt, dann nimm es doch wie ein Mann und lass sie einfach in Ruhe", erklärt Maxim mit ruhiger Stimme, doch ich sehe ihm an, wie sehr er sich zusammen reißt. Allein die Tatsache, dass ausnahmsweise kein provokantes Grinsen sein Gesicht ziert, zeigt wie angespannt er ist.
"Sie hat sich von mir getrennt? Du hast sie mir doch weggenommen, du Ehrenloser, schon als wir noch zusammen waren, dabei wollten wir heiraten. Du hast dich die ganze Zeit zwischen uns gestellt!", brüllt Walid und tritt noch einen Schritt näher auf ihn zu.
" 'n scheiß hab ich! Lilli hat sich von dir getrennt, weil du sie betrogen und verprügelt hast, das ist ehrenlos! Ich habe mich immer von ihr fern gehalten, als ihr noch zusammen wart."
"Ist klar, und was war in der Nacht, in der sie bei dir geschlafen hat? Willst du mir sagen, da hast du sie nicht gefickt?" Er lacht abfällig.
Mit zitternden Beinen laufe ich zu den beiden herüber und greife verzweifelt nach Maxims Hand. "Bitte komm wieder mit rein", flehe ich ihn an und sehe ihn aus meinen großen schwarzen Augen an.
Walids Kopf schnellt zu mir herum und seine Augen blitzen bedrohlich auf. "Schämst du dich nicht?", knurrt er und kommt auf mich zu.
Automatisch zucke ich zuammen und mache mich klein.
"Geh wieder rein, Lilli", bittet Maxim mich ruhig, doch ich höre das leichte Zittern in seiner Stimme.
Walids Hand schnellt nach vorne, er will vermutlich meinen Kopf hochdrücken damit ich gezwungen bin ihn anzusehen, doch ich weiche instinktiv zurück, aus Angst, er würde mich wieder schlagen.

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In meinem Herzen nur wir
RomanceFortsetzung zu "In meinem Herzen nur du" ___________________________________ Lilli hat Walid bei der Eröffnungsfeier seines Clubs durch ihren älteren Bruder Abbas kennengelernt. Auch wenn die beiden sich sofort ineinander verliebt haben, war es ein...