Abbas sieht auf, nickt Maxim kurz zu und sieht mich dann an, als hätte er gerade einen Geistesblitz gehabt. "Was machst du eigentlich hier?"
"Als ich von Walid geflüchtet bin, wusste ich einfach nicht, was ich machen soll. Ich konnte keinen von euch anrufen, ich hatte Angst, dass dann alles nur noch schlimmer wird, deshalb habe ich Maxim angerufen. Er war zum Glück in der Nähe und ist sofort gekommen. Er hat mich angezogen, ist mit mir ins Krankenhaus gefahren und hat mich dann mit hier hin genommen."
"Geflüchtet?", fragt Abbas schockiert.
"Ja. Walid hat ja wie von Sinnen auf mich eingeprügelt bis Zeyd runter kam. Der hat zwar mehr oder weniger versucht Walid davon abzuhalten, was zwar nicht geklappt hat, aber immerhin hat er ihn so abgelenkt, dass ich abhauen konnte."
"Zeyd weiß also auch davon?"
"Ja, deshalb wundert es mich ja, dass noch nichts davon mitbekommen hast."
"Nein man, die haben das vor mir verheimlicht, die Bastarde", schimpft er wütend.
Maxim hat mittlerweile mit ein wenig Abstand neben mir auf der Couch Platz genommen. Ich rechne es ihm hoch an, dass er vor meinem Bruder aus Respekt die nötige Distanz zu mir wahrt und nicht wie sonst meinen Körperkontakt sucht. Das zeigt einmal mehr, wie feinfühlig und empathisch Maxim ist.
"Ich habe mich zwar schon gewundert, wieso ich im Moment so wenig von Walid höre, aber ich bin anfangs noch davon ausgegangen, dass du die ganze Zeit bei ihm bist. Dein Handy ist ja aus, ich konnte dich nicht erreichen und als ich dann vor zwei Tagen bei Walid im Laden war, habe ich erst erfahren, dass du gar nicht bei Walid warst und dass ihr euch gestritten habt. Er hat nichts davon gesagt, dass ihr euch endgültig getrennt habt und schon gar nicht davon, dass er dich verprügelt hat, dieser Hurensohn, sonst hätte ich ihn gleich auf der Stelle mit meinen bloßen Händen umgebracht", redet Abbas sich in Rage.
Ich nehme einen Schluck Kaffee und Abbas tut es mir gleich, bevor er weiter redet.
"Ich habe dann eins und eins zusammengezählt und wusste, wo ich dich suchen muss", sagt er und wirft Maxim einen düsteren Blick zu.
Der reagiert souverän wie eh und je und zuckt mit den Schultern. "Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich sie alleine, halbnackt und verletzt nachts auf der Straße hätte sitzen lassen?"
"Natürlich nicht, aber du hättest mir Bescheid geben müssen", wirft Abbas ihm vor.
"Das wollte ich aber nicht, Abbas", mische ich mich wieder ein. "Ehrlich gesagt warst du in dem Moment die letzte Person, mit der ich reden wollte. Ich wusste mir nicht anders zu helfen als Maxim anzurufen. Er hat mich ins Krankenhaus geschleppt und zur Polizei, er hat sich um mich gekümmert und er hat mir auch nahe gelegt dich anzurufen."
Abbas nickt schweigend. Dann hebt er den Kopf und fixiert Maxim mit einem eindringlichen Blick. Ruckartig steht er auf und mir rutscht augenblicklich das Herz in die Hose. Ich habe schon Angst, dass Abbas jetzt auf Maxim einschlägt, da hält er ihm überraschend die Hand hin. "Danke."
Maxim steht vom Sofa auf und reicht ihm ebenfalls die Hand. "Nicht dafür."
Die beiden setzen sich wieder hin und Abbas richtet sein Wort wieder an mich. "Also.. Seid ihr jetzt zusammen oder was?"
Mein Herz setzt einen Schlag aus. "Nein, sind wir nicht", antworte ich kleinlaut.
Abbas' skeptischer Blick brennt sich in meine Haut.
"Hast du Walid mit ihm betrogen Lilli? Sei ehrlich zu mir. Es juckt mich nicht, nachdem was er getan hat, hätte er das sogar verdient, aber ich will die Wahrheit wissen."

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In meinem Herzen nur wir
Roman d'amourFortsetzung zu "In meinem Herzen nur du" ___________________________________ Lilli hat Walid bei der Eröffnungsfeier seines Clubs durch ihren älteren Bruder Abbas kennengelernt. Auch wenn die beiden sich sofort ineinander verliebt haben, war es ein...