In meinem Herzen nur wir

l2.

Atemlos lasse ich mich auf den Fahrersitz meines weißen Porsche fallen. Mein Herz rast und ich habe mich mehrmals panisch umgesehen aus Angst Walid könnte den Braten gerochen haben und mir gefolgt sein.

"Alles okay?", fragt Maxim besorgt und steckt sein iPhone in die Tasche seiner schwarzen Jeansjacke.

Ich fahre mir durch mein langes blondes Haar und seufze leise auf. "Lass uns erstmal hier abhauen", schlage ich leise vor und lasse den Motor der Luxuslimousine mit einem Knopfdruck an.

Ich lenke den Wagen stadtauswärts und fahre einige Minuten bis ich in einem verlassenen Waldstück halte. "Willst du mich umbringen und hier unter dem Laub verscharren?", fragt Maxim grinsend.

"Ich will mir ein bisschen die Beine vertreten und mit dir reden ohne das Gefühl zu haben uns könnte jederzeit jemand erwischen", erkläre ich und stoße die Fahrertür auf.

Wir laufen ein Stück weit schweigend über matschige Trampelpfade unter riesigen kahlen Laubbäumen her. Es ist schon ziemlich dunkel und alleine würde ich mich wohl niemals hierher verirren, aber mit Maxim an meiner Seite fühle ich mich sicher.

"Hättest du mich nicht warnen können? Hätte ich gewusst, dass wir wandern gehen, hätte ich nicht meine limitierten weißen Yeezys angezogen", schimpft er, als er mit seinen Turnschuhen ungesehen durch eine dicke Schlammpfütze stapft.

"Sorry", gebe ich gedankenverloren zurück. "Ich zahle dir die Reinigung."

Maxim bleibt abrupt stehen und dreht mich an den Schultern zu sich. Eine einsame Laterne spendet dämmriges Licht, dass sein Gesicht weichzeichnet und ihn makellos aussehen lässt.

"Du weißt, dass ich das nicht so meinte oder?", hakt er nach und wirft mir einen prüfenden Blick zu. "Was ist los mit dir?"

Ich schließe für einen Moment die Augen und atme tief durch. "Tut mir leid. Es ist nur-.. Ich habe Walid eine zweite Chance eingeräumt."

Maxim starrt mich ausdruckslos an. Ich hätte gedacht, dass ihm alles aus dem Gesicht fällt, aber er hat ein Pokerface aufgesetzt.

"Wieso?", ist das einzige was er durch zusammen gebissene Zähne hervorpresst.

"Ganz ehrlich? Keine Ahnung. Er hat mich belabert, hat von den guten Momenten gesprochen und von unseren Familien und dann bin ich weich geworden. Ich meine, Fehler macht jeder und wenn Gott alle Fehler verzeihen kann, wer bin ich dass ich es nicht kann?"

Max schüttelt ungläubig den Kopf. "Er hat dich geschlagen Lilli! Er ist nicht mal laut geworden oder hat dich wegen einer Bagatelle angelogen. Er hat dir ins Gesicht geschlagen und sorry wenn ich das so sage, aber wer einmal schlägt der schlägt auch wieder. Willst du das? Und wie soll es dann weitergehen? Wollt ihr dann nächstes Jahr heiraten? Willst du einen Mann heiraten der dich schlägt?"

Tränen steigen mir in die Augen. Ich weiß dass er Recht hat, ich bin seiner Meinung, deshalb wollte ich ja auch mit Walid Schluss machen, aber letztendlich hat er mich so bequatscht, dass ich selbst dachte es wäre die richtige Entscheidung ihm noch eine Chance zu geben. Und jetzt stehe ich hier mitten im stockfinsteren Wald mit einem anderen Mann und weine und weiß nicht mehr weiter.

"Du hast das nicht verdient", sagt Maxim nun deutlich ruhiger. "Du verdienst was besseres als ihn. Er ist nicht der Saubermann, den er dir all die Monate gemimt hat. Er kann auch ganz anders. Was er im OEZ mit dir gemacht hat war nur der Anfang, das kannst du mir glauben."

Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen und ich verschränke fröstelnd die Arme vor meinem Körper.

"Ich glaube dir das, ich weiß einfach nur nicht was ich machen soll. Ich bin völlig überfordert mit der Situation", schluchze ich.