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"Herr von Maylan? Maxim von Maylan?", ist das erste was ich sage, als wir wieder in Maxims Wagen sitzen.

"Ja. Und?", fragt er verständnislos.

"Ich wusste ja gar nicht, dass du adelig bist", feixe ich grinsend. Maxim lacht leise auf. "Der Urgroßvater meiner Urgroßmutter im 18. Jahrhundert war vielleicht mal adelig", spottet er und startet den Motor.

"Hast du jetzt noch was vor?", frage ich ihn, während er ausparkt.

"Nein, wieso?"

"Wenn du Lust hast, könnten wir ja einen kurzen Abstecher in die Stadt machen. Ich würde mir gerne nochmal ein paar Klamotten holen", schlage ich vor.

Maxim erklärt sich einverstanden und so finden wir uns eine gute halbe Stunde später in der Fußgängerzone der Stuttgarter Innenstadt wieder.

"Suchst du was bestimmtes?", fragt Maxim und läuft neben mir her. Er sieht mal wieder aus wie einem Streetstyle-Blog entsprungen mit seinem blaukarierten Flanellhemd, welches er offen über einem Shirt trägt, zu einer dunklen Jeans und blau gemusterten limitierten Nikes.

Er ist ein richtiger Sneakerfreak und seine Sammlung an limitierten Turnschuhen umfasst in etwa den Wert eines Kleinwagens.

Neben ihm sehe ich in der schwarzen Leggings, einem einfachen weißen Shirt und meiner dicken schwarzen Winterjacke völlig unscheinbar aus.

"Nein, nix bestimmtes. Vielleicht mal 'ne Jeanshose und einen schönen Mantel oder so. Kann ja nicht angehen, dass ich neben dir immer aussehe, als ob ich gerade aus dem Bett komme", spotte ich über meinen eigenen Aufzug.

"Das trifft aber auch maximal auf die letzten paar Tage zu und das aus gutem Grund. Normalerweise bist du doch die Style-Ikone", erwidert er grinsend und kneift mir leicht in die Wange.

"Ja, stimmt schon. Ich muss mir jetzt langsam aber auch echt mal was überlegen. Das ist ja keine Dauerlösung. Vielleicht können wir heute Abend mal zusammen nach Wohnungen schauen", schlage ich vor.

Maxims Gesicht verdunkelt sich ein wenig. "Hältst du es schon nicht mehr mit mir aus?", fragt er und zündet sich eine Zigarette an.

Ich hake mich bei ihm ein und lehne meinen Kopf gegen seinen Oberarm. "Schwachsinn", gebe ich leise zurück. "Aber ich muss mir ja trotzdem langsam mal was überlegen. Ich kann ja jetzt nicht Jahrelang einfach bei dir wohnen."

"Wieso nicht? Ist es nicht normal, dass man im Laufe einer Beziehung zusammenzieht?"

Erschrocken weiche ich ein Stück zurück und sehe ihn aus großen Augen an wie ein Reh im Scheinwerferlicht. "Im Laufe einer Beziehung" hallen seine Worte wie ein Echo durch meinen Kopf. Ich glaube, ich muss da ganz dringend nochmal was klar stellen.

"Würdest du das zwischen uns als eine Beziehung bezeichnen?", frage ich vorsichtig nach und löse mich von ihm. Ich will ihm nicht vor den Kopf stoßen, aber ihn in dem Glauben zu lassen, dass das zwischen uns schon jetzt eine ernsthafte Beziehung ist, will ich auch nicht. Nach allem, was er für mich getan hat, verdient er nichts als die Wahrheit und gerade in dieser speziellen Situation, in der ich Asyl bei ihm suche, kann ich mir vorstellen, dass er sich sonst hinterher ziemlich benutzt fühlt, sollte heraus kommen, dass ich unser Verhältnis ganz anders beurteile als er.

"Keine Ahnung, ich denke wir sind schon mehr als gute Freunde, du bist jedenfalls mehr für mich. Aber ich finde auch nicht, dass man alles immer gleich zwingend kategorisieren muss. Es fühlt sich gut an, was auch immer das zwischen uns gerade ist, und das ist doch die Hauptsache oder?"

Erleichtert atme ich auf. Anscheinend gehen unsere Ansichten doch absolut miteinander d'accord. Besser hätte ich es selbst nicht in Worte fassen können.

In meinem Herzen nur wir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt