"Wo ist sie?", knurrt eine mir bekannte Stimme und ich könnte schwören, dass mein Herz in diesem Moment stehen bleibt.
Scheiße.
Das kann nicht wahr sein.
Auch Maxim ist auf einmal deutlich angespannt, sein ganzer Körper versteift sich.
"Guten Morgen", antwortet Maxim düster.
Sein Gegenüber schnaubt verächtlich auf und will sich einfach an ihm vorbei ins Innere des Hauses drängen, da schubst Maxim ihn energisch zurück.
"Das hier ist mein Haus. Also wenn du rein willst, dann nur, wenn ich dich lasse und wenn du zu ihr willst, dann nur, wenn sie damit einverstanden ist", macht er ihm eine klare Ansage.
Einen kurzen Moment herrscht Stille.
"Also ist sie bei dir?"
"Ja, ist sie", bestätigt Maxim knapp.
"Lässt du mich bitte zu ihr?" Er klingt nun deutlich ruhiger und dass er tatsächlich das Wort bitte über die Lippen bringt beeindruckt mich ein wenig. Es gefällt mir, dass Maxim ihn deutlich in seine Schranken gewiesen hat um mich in Schutz zu nehmen.
Maxim dreht sich herum und wirft mir durch den Flur hinweg einen fragenden Blick.
Ich sitze noch immer wie versteinert am Esstisch, mein Marmeladenbrötchen in der Hand als wäre ich eingefroren. Der Appetit ist mir gründlich vergangen. Langsam lege ich das angebissene Brötchen auf den Teller und stehe von dem dunklen Ledersessel auf.
Ohne die Entscheidung lange zu überdenken nicke ich Maxim zu.
"Komm rein", fordert er ihn auf. "Aber nur um das klarzustellen: mein Haus, meine Regeln. Hier wird nicht geschrien, gedroht oder beleidigt und schon gar nicht die Hand erhoben, sonst schmeiße ich dich wieder raus."
Maxim kommt mir entgegen und mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich habe Angst ihn wiederzusehen und noch immer fühlt es sich ihm gegenüber wie ein Fehler an hier zu sein.
Erst als Maxim fast wieder im offenen Essbereich angelangt ist, kann ich einen ersten Blick auf ihn erhaschen.
Es ist das erste Mal seit nun fast schon zwei Wochen, dass ich ihn sehe.
Er sieht gut aus in seinem dunklen Strickpullover und der Jeans, aber ein wenig übermüdet.
Er wirkt mindestens genau so angespannt wie ich und mustert mich aufmerksam. Auch wenn ich die Wut in seinen schwarzen Augen erkenne wirkt er verhältnismäßig ruhig.
Maxim legt mir eine Hand auf den Rücken und schiebt mich sanft Richtung Couch. "Setzt euch ins Wohnzimmer, ich räume mal den Tisch ab."
Wie in Zeitlupe laufe ich zu dem großen grauen Sofa und nehme an der kurzen Seite Platz. Er bleibt kurz vor mir stehen und mustert mich eindringlich, setzt sich dann jedoch gegenüber von mir hin.
"Was zur Hölle machst du hier, Lilli? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Wie kannst du hier sitzen und fröhlich mit ihm frühstücken, wenn du mit Walid verlobt bist? Und wieso zur Hölle meldest du dich tage- oder wochenlang nicht bei uns? Sogar Papa macht sich schon Sorgen um dich", ergreift Abbas aufgebracht das Wort.
Mir klappt die Kinnlade runter. "Mit Walid verlobt? Hast du denn nicht mitbekommen, was passiert ist?", frage ich fassungslos und merke wie mir Tränen in die Augen steigen. Tapfer blinzele ich sie weg. Ich will jetzt keine Schwäche zeigen.
Abbas schüttelt entschieden den Kopf.
"Ich habe die Verlobung gelöst", erkläre ich mit einem aufgeregten Zittern in der Stimme. Es kann doch wohl unmöglich sein, dass Walid ihm das nicht erzählt hat.

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In meinem Herzen nur wir
Roman d'amourFortsetzung zu "In meinem Herzen nur du" ___________________________________ Lilli hat Walid bei der Eröffnungsfeier seines Clubs durch ihren älteren Bruder Abbas kennengelernt. Auch wenn die beiden sich sofort ineinander verliebt haben, war es ein...