In dem Moment hebt der Mann vor meinem Auto den Kopf und grinst mich an. Ich erkenne ihn im Bruchteil einer Sekunde und mir gefriert das Blut in den Adern.
Das kann doch nicht wahr sein?
Halluziniere ich?
Oder steht da wirklich Walid mitten in Stuttgart vor Maxims Haus und hat mir aufgelauert?
Er starrt mich aus seinen eiskalten braunen Augen an. Nichts ist mehr übrig von dem einst warmen honigbraun und wenn Blicke töten könnten, würde mein Herz vermutlich in diesem Moment aufhören zu schlagen. Stattdessen beginnt es jedoch zu rasen und meine Augen weiten sich ungläubig.
Meine schockierte Reaktion ist anscheinend genau das Verhalten, welches Walid bewirken wollte, denn sein schiefes Grinsen wird noch breiter.
Er fixiert mich mit seinem starren Blick und wirkt fast, als hätte der Shaytan von ihm Besitz ergriffen, wie er dort steht mit der Kapuze tief ins Gesicht gezogen und diesem schadenfrohen Lachen auf den schmalen Lippen.
Dann löst er sich und umrundet mit wenigen Schritten meinen Wagen um zur Fahrertür zu kommen.
Im letzten Moment drücke ich geistesgegenwärtig auf die Zentralverriegelung, gerade wenige Sekunden bevor er ungeduldig an dem Türgriff meiner weißen Limousine reißt.
"Komm, Lilli, mach die Tür auf", befiehlt er lächelnd. Dieser irre Ausdruck in seinem Gesicht macht mir Angst und ich überlege fieberhaft, was ich jetzt machen soll.
Wie entkomme ich dieser brandgefährlichen Situation am Besten?
Denn dass Walid nicht hier ist um sich freundlich nach meinem Wohlbefinden zu erkundigen ist klar.
Er ist eine tickende Zeitbombe, das musste ich schon einmal schmerzlich erfahren.
Was wird er tun, wenn er mich zwischen die Finger bekommt?
Und was macht er überhaupt hier? Ist er ernsthaft 300km hierher gefahren um mir aufzulauern? Stalkt er mich jetzt? War die Anzeige gegen ihn doch ein Fehler?
Die Gedanken schießen wie Blitze im Sekundentakt durch meinen Kopf, der ansonsten so leer ist, als wäre er mit Watte gefüllt. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen, die Angst hat von mir Besitz ergriffen. Mein Hals schnürt sich zu und mir ist speiübel.
"Komm schon, Lilli. Lass mich nicht wütend werden. Ich will nur mit dir reden. Denkst du nicht, das habe ich verdient?"
Ruckartig drehe ich meinen Kopf zu ihm und starre ihn fassungslos an.
"Was hast du? Du hast das verdient?", frage ich ungläubig. Meine Stimme ist vermutlich eh zu leise, als dass er mich durch die Scheibe verstehen kann, aber die Worte verlassen meinen Mund, ohne dass ich darüber nachdenke.
In dem Moment schlägt Walid aufgebracht mit der Faust vor die Autoscheibe, die unter der Wucht seines Schlages wackelt und ich zucke erschrocken zusammen.
"Mach die Tür auf, verdammt!", brüllt er und reißt wie besessen an dem Türgriff herum. "Wallah, du wirst das bereuen, wahayat Allah! Lass mich dir nicht die Scheibe einschlagen!"
Meine Hände zittern wie Espenlaub und mir steigen Tränen der Verzweiflung in die Augen.
Ich muss hier weg.
Panik macht sich in mit bereit.
Was, wenn er sein Wort hält und die Scheibe einschlägt? Oder was, wenn die Zentralverriegelung versagt und er die Tür gleich doch auf bekommt?
Er ist so wütend, er wird mir wieder dasselbe antun, mich wieder seinen ganzen Hass spüren lassen in Form von Schlägen, wenn er mich nicht sogar direkt erwürgt.

DU LIEST GERADE
In meinem Herzen nur wir
DragosteFortsetzung zu "In meinem Herzen nur du" ___________________________________ Lilli hat Walid bei der Eröffnungsfeier seines Clubs durch ihren älteren Bruder Abbas kennengelernt. Auch wenn die beiden sich sofort ineinander verliebt haben, war es ein...