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Ich hielt ihre Hand. Wir redeten nicht. Wir beide waren still.

Nach einer Weile fragte sie nochmal nach: "Wenn Hajime nicht kann, sollen wir dann überhaupt heute lernen?"

Ich schaute zu ihr rüber. „Wenn du willst können wir einfach nur bei dir sein und eine schöne Zeit haben."

Sie schaute mich schräg an. Was denkt sie denn jetzt?

„Lass mich raten, Hajime konnte eigentlich, aber du hast das alles ausgedacht, sodass du an meine Narbengeschichte kommst."

Ich fing an zu schwitzen. Wie konnte sie die Hälfte so schnell herausfinden? Bin ich so einfach durchschaubar?!

Ich schaute weg. „Nein... Iwa kann wirklich nicht..."

„Hmmm... wenn du meinst."

Natürlich glaubt sie mir nicht. War ja auch klar...

Sie schaute zu mir rüber und lächelte mich leicht an. „Naja ich will ja nicht so sein. Ich sagte dir ja, dass ich es dir heute sagen werde. Ich muss mich ja an die Abmachung halten."

Ich lächelte zurück. Vielleicht nahm sie es ja doch nicht falsch auf!

Endlich gingen wir weiter.

An ihrem Haus angekommen, ging sie erstmal voraus. Ich schaute ihr zu, wie sie in ihrer Tasche ihren Schlüssel suchte. Womöglich war ihr Vater nicht zu Hause, weil sonst hätte sie ja klingeln können.

Nachdem sie den heiligen Schlüssel auch fand, öffnete sie die Tür und lud mich hinein.

Ich trat hinein. Das Haus war Stock finster. Naja ist auch klar, wenn nur beide hier wohnen, kann es ja nur dunkel sein.

„Mir tut es übrigens Leid, dass es so eine stickige Luft und etwas unordentlich hier drinnen ist. Sonst hatte ich ja immer 30 Minuten Zeit gehabt bis ihr kommt.", meinte sie etwas traurig nachdem sie das Licht anmachte.

„Ach keine Sorge. Mich stört das gar nicht.", entgegnete ich ihr lieb zurück.

Sie lächelte mich mal wieder treuherzig an. Achja dieses Lächeln habe ich schon immer am meisten geliebt. Ich wurde leicht rot. Ach man! Warum kann ich mich nicht endlich mal zügeln? Wie lange dauert es noch bis ich mal nicht rot anlaufe?!

Sie drehte sich wieder um und ging in die Küche. „Willst du einen Tee haben?"

„Gerne.", rufte ich ihr hinter.

Ich ging den Flur entlang und schaute mir mal wieder die Bilder an.

Auf einmal fiel mir ein Bild ins Auge. Ich sah (V/N), womöglich ihren Vater und... eine Frau darauf.

Ein Familenfoto? Kam mir sofort in den Kopf geschossen. Ist die Frau auf dem Bild vielleicht ihre Mutter?

Ich schüttelte den Kopf. Der einzige Grund warum die Mutter nicht da ist, kann nur eine Scheidung oder Trennung sein und ich denke nicht, dass der Vater ein Bild von ihrer Mutter einfach im Flur aufgehangen hat.

Aber was wenn doch?

„Schaust du dir schon wieder Bilder von mir an?", fragte mich eine Stimme aus dem Hinterhalt.

Ich zuckte zusammen. Ich habe gar nicht bemerkt,  dass (V/N) auf einmal neben mir stand.

Ich schaute zu ihr rüber. Vielleicht ist es ja ihre Mutter? Soll ich sie einfach mit der Frage so überrumpeln oder nicht? Ach komm Fragen hat ja noch nie geschadet!

"Ach ja warum hängt eigentlich nur ein einziges Bild von deiner Mutter im Flur, wenn es überhaupt deine Mutter ist.", fragte ich sie mit allem Mut zusammen aus heiterem Himmel.

Ob das richtig formuliert oder überhaupt okay war zu fragen, fiel mir erst danach auf. Ich bereute es jetzt schon was ich getan habe.

Zuerst schaute sie mich verwundert an, danach aber deprimiert und zerschmettert auf den Boden.

Super gemacht, Tooru. Wirklich super gemacht! Also war es doch nicht okay nachzufragen...

(V/N), die gerade noch stolz zwei Tassen in beiden Händen hielt, nahm diese jetzt traurig etwas runter und schaute dabei niedergeschlagen weg.

„Naja... dann ja... Können wir vielleicht auf mein Zimmer gehen? Ich fühle mich da etwas freier.", meinte sie nur noch leise.

Ich nickte und daraufhin gingen wir beide in ihr Zimmer.

Ich nahm Platz auf ihrem Bett, sie stellte die Tassen auf ihr Schreibtisch und blieb dann im Zimmer nur stehen, schaute zu einer Wand und kehrte mir den Rücken zu.

Ach man. Was habe ich nur getan? Ich hätte die Frage wirklich lassen sollen...

Nach einer lange Stille meinte sie dann, weiterhin mit dem Rücken zu mir: „Dann... ach ich weiß nicht wie ich anfangen soll, es ist alles so kompliziert."

Ich hörte in ihrer Stimme deutlich wie sehr es ihr zu schaffen machte.

Sie nahm ihre Hände und klatschte sich an den Backen. Ich schaute sie verwundert an.

Sie kam auf mich zu mit einem traurigen Blick.

"Also... Die Narbe.", führte sie jetzt weiter und nahm ihr Hemd so weit nach oben, dass man die Narbe deutlich sehen konnte.

Ich schaute auf die Narbe.

Sie stockte. Jetzt werde ich es also erfahren... hoffentlich ist es nicht etwas zu schlimmes...

Ein Jahr // Oikawa x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt