Jays Erwachen

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Jay kommt langsam wieder zu sich. Unter ihm ist eine weiche Unterlage, er spürt kühle Hände an seinem Gesicht und hört, wie eine Person langsam spricht. Langsam werden aus dem von ihm zunächst wahrgenommenem Gemurmel Worte, die langsam logische Sätze bilden.

„Er hat einfach einen sehr schwachen Beruhigungstrank bekommen. Heiler Johnson hatte vermutlich gerade einen solchen zur Hand. Als Kinderheiler ist das auch nicht wirklich verwunderlich. Und bei den Gefühlen, die er empfunden haben muss, ist es nicht seltsam, dass der Trank nicht so lange gehalten hat. Er wird mit Nutzung abgebaut. Wenn eine ruhige Person ihn einnimmt und in keine stressreiche Situation gebracht wird, dann hält es sehr lange. Bei einer gestressten Person nur kurz."

Jay braucht eine Weile, bis sein noch müdes Gehirn diese Stimme Jill zuordnet. Er öffnet die Augen und kneift sie sofort wieder zusammen. In dem Raum ist es viel zu hell und die weiße Decke scheint zu strahlen. Ein erleichtertes Atmen, dann ein leises Lachen.

„Du kannst es noch einmal probieren, ich habe das Licht etwas gedimmt. Es sollte jetzt besser sein." Jay glaubt Jill, öffnet flatternd die Augen und sie hat Recht. Das gedimmte Licht lässt ihn die Augen öffnen und in Jills erleichtertes Gesicht sehen. Sie sitzt auf der Seite des Bettes, in dem er liegt, ihre Heileruniform leicht unordentlich, ihre Haare im Nacken zu einem Knoten geschlungen.

„Hey, da bist du ja wieder. Deine Werte haben sie beruhigt, der Stress sollte jetzt besser sein." Sie lächelt und nickt dann den Kopf zur Seite. Jay folgt der Richtung und sieht seinen Vater, der auf einem der Stühle neben dem Bett sitzt. Auch er wirkt erleichtert, als sich Jay vorsichtig aufsetzt und die Decke von seinem Oberkörper rutscht.

„Es tut mir leid."

„Jay. DU hast keine Schuld an der ganzen Geschichte. Die Schuld liegt bei den Organisatoren des Turniers und dem Täter. Die Lehrer hätten schneller reagieren müssen, aber niemand scheint es aus bösen Absichten getan zu haben. Sie schienen alle unter einem ähnlichen Schock zu stehen wie die Schüler. Ein großer Teil unserer Mentalheiler und der Notfallheilern sind mit den Kinderheilern in Hogwarts, um alle zu untersuchen. Besonders die Jüngsten werden für Schock behandelt." Jill fasst Jay um die Schultern und bringt ihn dazu, sie anzusehen.

„Jay, du bist mein Kind. Vielleicht nicht durch Blut, aber das ist nicht wichtig. Ich werde dich nicht wegen solcher Dinge verstoßen. Du hast dabei zusehen müssen, wie ein guter Freund schwer verletzt wurde. Natürlich hat das Auswirkungen. Dazu kommt die mentale Anspannung, die Jill festgestellt hat." Lucius ergreift eine seiner Hände und streicht mit der anderen darüber.

„Mentale Anspannung?" Jays Blick zuckt zu Jill, die nickt.

„Ja. Ich nehme an, du hast dir den Kopf über irgendwas zerbrochen und das über eine ganze Weile hinweg. Ich kann dich nicht zwingen zu reden und ein guter Teil der Anspannung ist auch weg, aber ich kann dich daran erinnern, dass du immer mit mir reden kannst. Und ich denke, dass gilt auch für Lucius. Egal was es ist. Wir sind für dich da, wir finden eine Lösung. Du wirst immer unser Jay sein, ganz egal, was das Problem ist."

„Trotz des Horkrux?" Jay schaut auf seine Hände, die mit der Decke spielen.

„Es ist ganz egal. Du bist nicht das Horkrux. Es war in dir, ja, aber du wolltest das nicht, du wusstest das nicht. Es ist nicht mehr in dir. Jill hat dich noch einmal untersucht und es gibt keine Spur mehr davon. Aber selbst wenn dem so wäre, wenn es noch da wäre, dann würden wir alles versuchen um es zu vernichten und dich von ihm zu befreien. Du bist wichtiger als das. DU bist stärker als das Horkrux."

Jay schluchzt und wirft sich in Lucius Arme, die sich um ihn schließen. Es fühlt sich so leicht an, als wären so viele schwere Steine von ihm abgefallen. Er hatte zwar geahnt, dass sie ihn nicht wegen so etwas verlassen würden, aber die Angst war immer da gewesen. Jills kühle Hände streichen über seinen Rücken und beruhigen ihn weiter.

„Was... was ist mit Cedric? Wie geht es ihm?! Ist er noch in Lebensgefahr?!" Jay reist sich praktisch los und starrt Jill an.

„Es geht ihm soweit gut. So gut es ihm so kurz nach dieser Kombination von Flüchen eben gehen kann. Er schwebt nicht mehr in Lebensgefahr, wurde aber in einen magischen Schlaf versetzt, weil auch wir die Schmerzen der Heilung nicht vollkommen verhindern können. In ein paar Tagen sollte er weit genug geheilt sein, um wieder aufwachen zu können, vielleicht schon übermorgen." bringt Jill hervor.

Jay schiebt seine Beine über die Seite des Bettes und will aufstehen, doch Jill hebt eine Hand. „Einen Moment. Er ist nicht wach. Er wird in den nächsten Minuten nicht aufwachen. Ich will deine körperlichen Werte erst noch einmal überprüfen, ehe du aufstehst. DU hast ja selbst fast zwölf Stunden geschlafen." Jill hebt ihren Stab und schwingt ihn.

Die bunten Lichter und die für ihn unverständlichen Zahlen und Runen ist Jay mittlerweile gewohnt, ähnlich wie die Tatsache das Jill es ohne Probleme interpretieren kann. Sie seufzt und steckt ihren Stab wieder weg. „Okay, soweit bist du erstmal stabil. Wir können eben zu Cedrics Zimmer gehen, aber nur rein, wenn seine Eltern es dir erlauben. Sie sind, glaube ich, noch da." Jill wartet, bis Jay nickt, dann hilft sie ihm auf.

Jay steckt die Füße in Hausschuhe und tappt ihr hinterher. Es ist nicht weit, sondern nur zwei Zimmer den Gang weiter runter. Jill streicht sich über die Uniform, klopft dann einmal fest an die Tür und wartet, bis sie zum Eintreten aufgefordert wird.

„Verzeihen Sie bitte die Störung, Mrs. Diggory, Mr. Diggory. Ein Schulkamerad ihres Sohnes würde ihn gerne sehen, um sich davon zu überzeugen, dass er noch lebt. Dürfte er kurz hereinkommen?" Die Antwort scheint non verbal zu sein, denn Jill lächelt ihm zu und schiebt ihn an sich vorbei in das Zimmer.

Einen Moment lang bleibt Jays Blick an Cedrics Eltern hängen. Er hat sie schon ein paar Mal gesehen, aber erst jetzt fällt ihm auf, wie sehr Cedric ihnen ähnelt. Die Formen der Augen und Wangenknochen hat Cedric von seiner Mutter, die Nase und das Kinn von seinem Vater. Jays Blick wandert zu dem Bett und sein Atem stockt.

Cedric liegt in dem Bett, seine Haut kaum von der weißen Bettwäsche zu unterscheiden, so blass ist er. Über einen Schlauch ist sein Arm mit einem durchsichtigen Beutel verbunden, aus dem ein rubinroter Trank tropfenweiße in seinen Körper geführt wird. Sein Oberkörper und der rechte Arm sind bandagiert, die Verletzungen auf seinem Gesicht mit inzwischen getrockneten Pasten bedeckt.

Ohne nachzudenken eilt Jay zu Cedrics Bett und streckt die Hand nach ihm aus, kann ihn dann aber doch nicht berühren. Er sieht keine Stelle an dem Älteren, an der dieser nicht verletzt wurde und an der die Verletzung noch nicht vollständig geheilt ist. Er will sich schon umdrehen und Jill nach dem Grund fragen, als ihm einfällt, dass viele medizinische Tränke mit anderen interagieren und sich dann die Wirkung verändert, sodass man sie nicht zusammen verabreichen kann.

So vorsichtig, wie es ihm möglich ist, streicht er Cedric über die unverletzte Wange und ist froh darum, dass die Haut zumindest ein bisschen Wärme hält. Er kann sehen, wie sich Cedrics Oberkörper hebt und er atmet.

„Werden sie den Tag über hierbleiben? Dann werde ich ihnen jemanden schicken, der ihnen Frühstück bringt. Wo ich nun schon hier bin, kann ich auch die Morgenvisite gleich machen, ansonsten wäre ich etwas später gekommen." Jill steht am Ende des Bettes, an der ein Klemmbrett mit einem Pergament befestigt ist. Sie überprüft Cedrics Werte, trägt sie auf dem Pergament ein und verabreicht ihm einen Blutbildungstrank.

„Danke. Das ist sehr nett. Warst du nicht gestern Abend auch schon hier?" will Cedrics Mutter wissen.

„Ein großer Teil der Belegschaft ist in Hogwarts, um die Schüler zu behandeln, daher sind viele von der Nachmittagsschicht wieder da. Aber wir hatten alle genug Schlaf für eine kurze Morgenschicht, daher ist das in Ordnung. Komm, Jay. Ich bringe dich wieder rüber. Heute Mittag wirst du wohl entlassen, aber bis dahin bleib bitte in dem Zimmer. Ich muss dann nämlich meine Morgenvisite machen." Sie lächelt ihm zu, als sie ihn in sein Zimmer zurückbringt und verschwindet dann.

Jay setzt sich auf das Bett und sieht Lucius an, der nur aufmunternd lächelt. Mehr kann man im Moment auch nicht sagen.

Die neue Generation im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt