Im alten Uhrenturm

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„Hey Jay. Da ist Marie Kenny vor dem Gemeinschaftsraum und will dich sprechen." Jay, der in einem bequemen Pullover unter einer warmen Decke am Feuer sitzt und Keks streichelt, hebt den Kopf. „Marie Kenny?" „Kleine Hufflepuff." lacht Venny. Jay zieht eine Augenbraue hoch, steht aber auf. Er legt die Decke noch zur Seite und streicht Keks, die beleidigt faucht, über den Kopf, ehe er zum Eingang geht.

Im Gang davor steht eine Schülerin aus Hufflepuff, die Jay nun doch erkennt. Sie ist zwei Jahrgänge unter ihm und hat ebenfalls eine Katze, Hexe. Im Moment tritt sie von einem Bein auf das andere und reibt sich die Oberarme. „Bei euch hier unten ist es richtig kalt." bringt sie leicht zitternd hervor.

„Das haben die Kerker leider so an sich. Aber wir sie daran gewöhnt. Du bist einfach nicht warm genug angezogen. Aber darüber wolltest du mit mir nicht reden, oder?" „Nein. Ich soll dich von Cedric bitten, dass du in den alten Uhrenturm kommst." „Hat er dir gesagt warum?" „Nein." Sie schüttelt den Kopf.

„Okay. Ich bringe dich vorher noch zur Küche, die Hauselfen sollen dir einen Tee machen. Nicht das du noch krank wirst." Er lächelt sie an und Marie nickt. Sie gehen nach oben ins Schloss und je höher sie kommen umso wärmer wird es auch. Marie hört auf zu zittern, dennoch liefert Jay sie in der Küche ab und ordnet die Hauselfen an, ihr einen Tee zu machen.

Dann macht er sich auf den Weg in den alten Uhrenturm. Einer der vielen Dutzend Türme in Hogwarts und soweit er weiß, wird dieser für nichts mehr genutzt. Niemand hat sich etwas für den Turm ausgedacht, sodass dieser nun leer steht. Harry fragt sich, warum Cedric ihn dort treffen will.

Er klopft an der Tür und steckt zuerst den Kopf hinein. Cedric steht mit dem Rücken zur Tür und ist in buntes Licht getaucht. Neugierig geworden betritt Jay den Raum und sieht sich staunend um. Scheinbar hat doch jemand etwas aus dem alten Uhrenturm gemacht. Er kann zwar noch sehr deutlich erkennen, wo einst Löcher in den Wänden waren und auch die alte Uhr ist nicht mehr, wie sie einmal war, aber der Raum ist zu einem Kunstwerk geworden.

Die alte Uhr und die Löcher sind mit Buntglasfenstern ersetzt worden, auch wenn die Metalteile der Uhr noch vorhanden sind. Aber anstelle das es stört, sorgt es für ein interessantes Element des Designs. Durch die Fenster fällt die seltene Wintersonne und malt die wunderschönen Farben auf die Wände und taucht Cedric in das bunte Licht.

Jay kann nur starren. Selbst als Cedric sich zu ihm umdreht, rührt er sich nicht. „Jay?" Cedric kommt zu ihm und Jay schreckt auf. Er schüttelt den Kopf und versucht seine Gedanken zu ordnen, doch er spürt, wie Wärme in seine Wangen steigt. „Es ist alles okay." „Dann bin ich aber beruhigt."

Cedric drückt Jay mit einem Arm an sich, den anderen hält er hinter seinem Rücken. „Woher wusstet du von diesem Ort? Es halten doch alle den Turm für kaputt und unnutzbar." „Katja und Valerie haben hier herumexperimentiert. Sie sind letztes Jahr abgegangen und studieren jetzt experimentelle Magie in Mailand. Sie haben mir hiervon erzählt."

„Das ist unglaublich. So ein toller Raum versteckt mitten in Hogwarts." „Und das sollte auch so bleiben, sonst kommen viel zu viele her. Und ich bin mir nicht sicher, ob die beiden Mädels das damals überhaupt durften." Cedric führt Jay zu der alten Uhr, vor der es eine kleine Empore gibt, die wohl mal zum Reparieren der Uhr gedacht war.

Nun stehen sie beide im bunten Licht und Jay ist erneut verzaubert. Das bunte Licht zieht seine Aufmerksamkeit auf sich und hält sie fest. Doch als Cedric sich räuspert, bekommt er die volle Aufmerksamkeit. Dabei wirkt er selbst nervös und Jay kann nicht anders, als aufmunternd zu lächeln.

„Ich wollte dich fragen, ob du mir die Ehre erweisen würdest und mit mir zum Weihnachtsball gehen würdest." Hinter seinem Rücken holt er einen kleinen Strauß aus pinken Tulpen und lila Iris hervor. Jay nickt nur, vollkommen erschlagen und nimmt die Blumen glücklich entgegen. Von ihnen geht ein zarter Duft aus und Jay vergräbt seine Nase zwischen den Blüten.

Er sieht von den Blumen auf und entdeckt Cedric, der noch immer fragend aussieht. „Ja. Unglaublich gerne." lacht Jay und Cedrics Gesichtsausdruck wird erleichtert, ehe er in Jays Gelächter einsteigt. Die ausgelassene, erleichterte Stimmung hilft Jay dabei Cedric, um den Hals zu fallen. Der drückt ihn an sich.

Ein paar Momente bleiben sie so stehen, bis Jay erkennt, was er gerade tut. Er läuft knallrot an und als Cedric ihn loslässt, sieht er auf seine Füße. Als sie nur ein paar Minuten später den Turm verlassen ist Jays Gesicht noch immer leicht gerötet, aber seine Finger sind mit Cedrics verschränkt.

„Cedric! Cedric!" Sie drehen sich beide um und sehen einen jüngeren Schüler auf sich zu rennen. Er bleibt vor ihnen stehen, atmet schwer und stützt sich auf seinen Oberschenkeln ab. Dann aber findet er seinen Atem wieder. „Es tut mir leid. Aber es prügeln sich zwei dahinten und du bist am nächsten dran."

Cedric wirft Jay einen Blick zu. „Na mach schon. Geh das schlichten, Vertrauensschüler. Ich gehe noch im Gemeinschaftsraum und wir können dann zusammen in der großen Halle essen." Jay lässt Cedrics Finger los und der eilt mit dem jüngeren Hufflepuff in die Richtung, aus der dieser kam.

Alleine geht Jay in die Kerker hinunter und stellt seine Blumen in eine Vase. „Die hat Cedric mir geschenkt. Du lässt da schön die Pfoten von weg, Keks." Er fängt seine Katze ein, die neugierig um die Blumen herumstreicht. Ein paar Momente streichelt er sie, dann lässt er sie auf dem Bett herunter. Keks rollt sich zusammen und Jay verlässt sein Zimmer wieder.

„Jay." Jay dreht sich zu der Stimme um und entdeckt Vladimir, der auf ihn zukommt. Er wartet bis der Schüler von Durmstrang zu ihm aufgeschlossen hat. Dann geht er weiter in Richtung der großen Halle, zumindest bis Vladimir ihn am Handgelenk packt. Jay stockt und dreht sich zu ihm um. „Kann ich dir bei etwas helfen?"

„Geh mit mir zum Weihnachtsball." „Ähm... ich habe bereits ein Date für den Weihnachtsball. Es tut mir leid." Der ältere ist still und Jay fühlt sich zugegeben nicht besonders wohl. Aber als Vladimir sich einfach umdreht und geht. Jay sieht ihm hinterher, weiß aber auch nicht, was er tun sollte. Er wünscht sich Jill her, um es mit ihr zu diskutieren, doch er weiß sehr genau, dass dies nicht passieren wird.

„Jay, komm. Es ist Zeit zum Mittagessen." Dana kommt für Jay praktisch aus dem Nichts, harkt sich bei ihm ein und zieht ihn zum Mittagessen.

Die neue Generation im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt