Cedrics Erwachen

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„Du liebst unseren Cedric, nicht wahr?" Jay zuckt, als er die warme Stimme hört. In den letzten drei Tagen, die er fast vollständig im Krankenhaus an Cedrics Seite verbracht hat, hat er gelernt diese Stimme zu erkennen. Es ist Cedrics Mutter, die zu ihm herübersieht. Als er ihrem Blick begegnet, lächelt sie.

Unsicher erwidert er es und sieht dann auf seine Hände, die Cedrics Hand zwischen ihnen halten. Schüchtern nickt er, ohne sie dabei anzusehen. Er weiß nicht, wie er darauf reagieren soll. Er glaubt zwar, dass er Cedric liebt, aber er ist sich noch nicht sicher. Auch hat er mit einer solch direkten Frage absolut nicht gerechnet.

„Du bist ein guter Junge. Schon allein, dass du deine Zeit hier bei ihm verbringst. Wenigstens muss er hier im Krankenhaus nicht alleine sein." Jay hört sie schluchzen und sich dann schnäuzen, doch er schaut weiter auf Cedrics Hand. Er weiß nicht, ob es höflich wäre ihr dabei zuzusehen, wie sie sich das Gesicht säubert.

Aber sie hat Recht. Es hat sich für ihn nicht richtig angefühlt, dass Cedric alleine im Krankenhaus war. Lucius hatte ihm erlaubt den Rest der Woche Zuhause zu bleiben und Cedric im Krankenhaus zu besuchen, doch Sonntagnachmittag würde er ihn wieder in die Schule bringen. Jay ist schon dankbar für das bisschen Zeit, dass er bekommen hat, dass er nicht für mehr protestiert hat.

Etwas reist ihn aus seinen Gedanken. Das Zucken gegen seine Finger zeigt ihm genau, was es ist. Jill hat mit zwei anderen Heilern am Vortag bereits den magischen Schlaf von Cedric genommen, allerdings erklärt, dass er von selbst aufwachen muss und das etwas dauern kann. Laut seinen Eltern ist er bisher noch nicht aufgewacht.

Jays Aufmerksamkeit fokussiert sich auf Cedrics Gesicht, das sich langsam bewegt. Zunächst ziehen sich seine Augenbrauen etwas zusammen, dann verzieht es sich vor Schmerz. Ein leises Geräusch bahnt sich einen Weg durch Cedrics Lippen, dann reißt er die Augen auf, nur um sie mit einem Schmerzlaut wieder zuzukneifen. Er versucht sich zusammen zu rollen, doch die Zauber auf ihm verhindern das.

„Cedric. Es ist okay. Du bist im Mungos. Ganz ruhig. Die Heiler sollten gleich kommen. Sie sollten mitbekommen haben, dass du aufgewacht bist. Nicht versuchen gegen die Zauber zu kämpfen." plappert Jay vor sich hin. Die Heiler haben ihnen erklärt, wie sie reagieren sollen, wenn Cedric aufwacht und das sie es mitbekommen, wenn er aufwacht. Jay hofft, dass sie schnell kommen, während er Cedric weiter über die Hand streicht.

Die andere wird nun von seiner Mutter ergriffen, die ähnlich erleichtet aussieht, wie Jay sich fühlt. Sie redet auch leise mit Cedric, sodass Jay still wird, um ihn nicht zu überfordern. Er beobachtet den Älteren nur weiter und ist einfach glücklich, dass er aufgewacht ist.

Die Tür fliegt auf und einer der Heiler kommt hereingestürmt. Jay weiß, dass es einer von Jills Kollegen ist, die bereits am Vortag mit ihr Cedric behandelt haben. Ohne etwas zu sagen, nähert er sich dem Bett und Jay macht ihm Platz, sodass der Heiler besser an Cedric herankommt.

„Ich bin dein Heiler. Wenn du mich verstehen kannst, dann nicke bitte." Der Heiler beobachtet Cedric genau und erkennt dessen leichtes Nicken daher. „Kannst du deine Augen langsam und vorsichtig öffnen? Das Licht sollte deinen Augen nicht zu sehr schaden und auch nicht wirklich schmerzen. Sollte doch etwas schmerzen, bitte wieder schließen."

Cedric folgt der Anordnung des Heilers und öffnet die Augen. Zunächst findet sein Blick, den seiner Mutter und ein Lächeln breitet sich auf seinen Lippen aus. Der Heiler aber zieht Cedrics Aufmerksamkeit wieder auf sich und als Cedric den Kopf dreht, trifft sein Blick Jays. Einen Moment lang sieht er recht ungläubig aus, dann aber strahlen seine Augen.

Der Heiler schwingt seinen Stab und studiert die Runen und Farben, ehe er mit seinem Zauberstab an verschiedene Stellen an Cedrics Körper drückt und ihn fragt, wie es sich anfühlt. Cedric beantwortet alles ruhig und lässt den Heiler machen.

„Ich werde die Zauber von dir nehmen, die dich daran hindern, dass du dich bewegst. Ich würde dir raten, dich langsam zu bewegen und hektische Bewegungen zu vermeiden. Nach wie vor sind deine Wunden nicht vollständig stabil. Ich lasse dir diesen Schmerzenstrank da, aber du solltest ihn nur nehmen, wenn es nötig ist. Mrs. Diggory, könnte ich sie mit ins Heilerbüro nehmen, damit er das Gespräch nicht mitbekommt?"

Sie drückt Cedric einen Kuss auf die Stirn und folgt dem Heiler dann. Einen Moment sieht Cedric ihr hinterher, dann wendet er sich wieder Jay zu. „Kannst du mir helfen, mich aufzusetzen? Liegend mit jemandem zu reden ist wirklich komisch." Jay nickt und hilft dem Älteren dabei sich vorsichtig aufzusetzen. Trotzdem wimmert Cedric einmal kurz vor Schmerz, lehnt den Schmerztrank aber ab, als Jay ihn schon greifen will.

„Ich habe wohl verloren, oder?" Cedric wirkt traurig darüber.

„Ich weiß nicht. Vladimir wurde direkt verhaftet und wird befragt, aber da wurden die Ergebnisse noch nicht bekannt gegeben. Und die letzte Aufgabe wurde abgebrochen, also denke ich nicht, dass du verloren hast. Außerdem solltest du froh sein, dass du noch lebst. Der schien es wirklich darauf anzulegen, dass du stirbst." Jay ist ziemlich hysterisch und Cedric packt seine Hand mit einer Kraft, die Jay ihm noch nicht wieder zugetraut hätte.

„Jay, ist okay. Ich wusste, dass ich mich verletzen könnte. Ich dachte nur nicht, dass es durch einen anderen Schüler passieren würde, sondern durch die Aufgabe selbst. Mach dich nicht verrückt. Es wird mir wieder gut gehen und ich bin mir sicher, dass es untersucht wird." Cedric sucht Jays Blick und versucht ihn so zu beruhigen.

„Ich mag es nicht, dass du verletzt wurdest." flüstert Jay.

„Ich weiß. Ich würde es auch hassen, wenn du verletzt worden wärst. Aber ich bin soweit okay. Du musst dir nicht mehr so viel Sorgen machen." Cedric legt seine freie Hand an Jays Wange und streicht mit dem Daumen darüber. Jay sieht ihn an und langsam steigen Tränen in seine Augen. Mit einem Mal laufen sie lautlos über seine Wangen.

„Mach sowas bloß nie wieder." Jay wirft sich um Cedrics Hals und der legt die Arme um ihn.

„Habe ich nicht vor, Kleiner. Ich habe nicht vor mich noch einmal so verletzen zu lassen und dir solche Sorgen zu machen." Cedric streicht ihm über den Kopf und lässt ihn weinen. Als Jays Tränen versiegen, schiebt Cedric eine Hand unter das Kinn des Jüngeren und hebt es.

Jay reibt sich mit einem Handrücken über die Augen und sieht Cedric dann fragend an. Der lächelt.

„Ich habe dir gesagt, ich hole mir nach der Aufgabe einen richtigen." Er beugt sich vor und verschließt Jays Lippen mit einem Kuss.

Die neue Generation im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt