„Ich hoffe, Sie haben nun etwas gelernt, Mister Malfoy." „Ich soll mich nicht mehr provozieren lassen." grummelt Jay und packt seine Sachen zusammen. Professorin McGonagall hat die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst und scheint mit seiner Aussage nicht zufrieden zu sein, doch das stört Jay nicht. Er wartet nur noch darauf, dass sie ihn entlässt.
„Nun, Mister Malfoy. Sie haben ihre Strafe abgesessen. Ich kann nur hoffen, dass sie mehr aus dieser Sache mitgenommen haben als nur das." Jay zuckt mit den Schultern und verlässt das Klassenzimmer. Zu seiner Überraschung lehnt Cedric an der Wand gegenüber der Tür und scheint auf ihn zu warten.
Mit einem dumpfen Geräusch fällt die Tür hinter ihm ins Schloss und er steht im stillen Flur. Sein Blick klebt an Cedric, der sich nun von der Wand abstößt und zu Jay kommt. Er nimmt ihm wortlos seine Tasche ab und verschränkt ihre Finger miteinander. Jay sieht ihn verwundert an, folgt ihm dann aber.
Gemeinsam gehen sie durch die Kerzenbeleuchteten Gänge, die überraschend still sind. „Wo sind alle?" „Ein guter Teil sollte in den Gemeinschaftsräumen sein. Nick Potter hat schon wieder gestichelt und es gab Ärger, daher haben sich die meisten aus den Gängen zurückgezogen." „Irgendwem muss ihm zeigen, dass es Konsequenzen gibt für was er sagt. Er kann nicht rumlaufen und solche Scheiße sagen."
„Jay!" „Was?! Er ist ein Arschloch und sagt, was er denkt!" „Das mag ja sein. Aber du wirst dich nicht noch einmal mit ihm anlegen. Du musst lernen, dich zu verteidigen, ja. Aber nicht mit Gewalt. Du kannst mit Worten zurückschlagen, aber nicht mit den Fäusten. Das wird dir dann nur Probleme machen."
„Aber..." „Jay. Sieh mich an! Deine Familie wird alles tun, um dich zu beschützen. Es interessiert sie nicht, was Nick Potter sagt. Sie interessiert nur, dass es dir gut geht. Wenn du es ignorierst, dann können sie das auch tun. Zudem bringt sich Nick Potter ständig selbst in heißes Wasser. Du hast es ja bemerkt. Er hatte gerade etwas an gutem Ruf bekommen mit seiner Verlobten und dann provoziert er den Streit mit dir und auch die Ausländer wollen keinen Kontakt mehr mit ihm."
„Aber..." „Du bist wichtiger als Nick. Und wenn er etwas provoziert, dann musst du lernen das abprallen zu lassen. Ins besonders an deiner Stelle. Es ist wichtig, dass du das lernst. Eigentlich kannst du froh sein, dass du das Schlimmste schon jetzt erlebst, während du noch lernst. Dann bist du später darauf vorbereitet."
Jay bleibt stehen, als wäre er mit dem Boden verwachsen. Cedric sieht zu ihm zurück und kommt dann den Schritt zurück. Direkt vor ihm bleibt er stehen und sieht auf Jay hinunter. Der starrt ihn an, während man die Rädchen in seinem Kopf beinahe arbeiten sehen kann. Cedric wartet einfach ab, bis Jay zu einem Entschluss kommt.
„Du denkst wirklich, ich soll all sein Geplapper einfach ignorieren? Ich werde nur noch mehr davon erleben, wenn ich einfach die Klappe halte." „Am Anfang vielleicht, aber wenn du nicht mehr reagierst, dann wird er aufhören. Dann wird er merken, dass er damit nur seinen eigenen Ruf ruiniert."
„Ich kann ihn nicht meine Familie beleidigen lasen!" Cedric packt Jay bei den Schultern und zwingt ihn beinahe dazu ihm in die Augen zu sehen. „Du musst! Du weißt besser! Jeder weiß, dass er lügt! Aber wenn du ihn schlägst, dann wird nur über den Schlag geredet, nicht über seine verdammten Lügen!"
„Aber genau das will ich doch!" Einen Moment sieht Cedric aus, als wolle er Jay schlagen, doch dann atmet er tief durch und lehnt seine Stirn für einen Moment gegen Jays. „Jay. Jill wird dir die Ohren so lang ziehen, dass du darüber stolperst. Sie würde lieber von Nicks Lügen hören, als davon, dass du dich mit Nick prügelst, um ihre Ehre zu retten.
Dein Vater würde es lieben, wenn er den Potters Nicks Lügen um die Ohren hauen kann, aber das kann er so nicht. Jetzt würde man sofort auf deinen Ausraster verweisen. Dein Verhalten wirkt sich darauf auf, wie man dich wahrnimmt und was man aus einer Auseinandersetzung mitnimmt. Nick ist ein Idiot und er wird seinen Ruf ruinieren, besonders, wenn du ihn einfach ignorierst.
Wenn du auf irgendwas reagierst, dann wird er das immer wieder nutzen. Also willst du definitiv nicht reagieren. Je mehr Lügen er speit, desto mehr werden sie als wahr angesehen. Du solltest also alles versuchen, um nicht auf seine Sticheleien einzugehen." Jay sieht ihn an, sieht dann auf den Boden.
„Jay. Hast du das verstanden?" „Habe ich es damit wirklich schlimmer gemacht?" Jay klingt wie ein kleines Kind, während er mit Cedrics Fingern spielt. Cedric stoppt einen Moment, dann hebt er Jays Kinn an, sodass dieser ihn ansieht. „Vielleicht für den Moment. Wenn du dich bemühst und in nächster Zeit darauf nicht mehr reagierst, dann sollte das schnell vergessen sein, aber... zunächst mal? Ja, wahrscheinlich."
„Aber es ist so schwer nicht zu reagieren. Warum kann er nicht mich beleidigen? Das wäre so viel einfacher zu ignorieren. Warum muss er meine Familie beleidigen und sie in den Dreck ziehen?" „Weil du darauf reagierst, Jay. Weil es dir wehtut, wenn er Jill beleidigt oder deinen Vater. Genau deswegen tut er das. Er hat das aus deinen Reaktionen gelernt." Jay beginnt zu weinen und Cedric zieht ihn wortlos in eine Umarmung.
Sie stehen mitten im Gang, Jays Schultern zucken und Cedric versucht ihn zu beruhigen, indem er Jay kreisförmig über den Rücken streicht. Er spürt, dass sich Jay nicht nur in sein Oberteil krallt, sondern dass er am nächsten Tag die Spuren auf seinem Körper tragen wird. Aber im Moment stört ihn das nicht. Seine gesamte Aufmerksamkeit liegt auf Jay.
Der sich nun langsam beruhigt, aber noch immer an Cedric krallt. „Hey. Hast du dich soweit beruhigt?" Jay versteckt sein Gesicht an Cedric Oberkörper, nickt aber. „Noch nicht bereit mich loszulassen?" fragt Cedric lachend und Jay schüttelt den Kopf.
„Lass uns zum Abendessen gehen." „Wird Nick nun nur auf meine Familie abzielen?" „Nein. Nicht wenn du es schaffst, ab jetzt nicht zu reagieren. Er ist aber nicht dumm genug es in der großen Halle zu versuchen oder schon gleich am letzten Tag eurer Strafe. Vor Serenes Augen wird er sich vermutlich hüten, die ist immer noch richtig sauer auf ihn. Immerhin schätzte sie Jill sehr."
Jay lacht und lässt von Cedric ab. Mit verschränkten Fingern gehen sie zur großen Halle.
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Die neue Generation im Haus der Schlangen
FanfictionJay kehrt zu seinem vierten Jahr nach Hogwarts zurück, das erste Mal ohne seine Beschützer. So verändert sich auch das Haus Slytherin, dass sich so lange auf die Beiden verlassen hat. Während er versuchen muss, sich daran zu gewöhnen und selbst mit...