Der Champion von Hogwarts

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Die gesamte Schule scheint kein anderes Thema mehr zu kennen als die anstehende Wahl des Schulchampions. An jeder Ecke wird nur noch über die letzte Aufgabe des Turniers gesprochen. Ob es dabei darum geht, wer Hogwarts bei der Aufgabe vertreten wird, wobei die herumfliegenden Namen immer weniger glaubwürdig werden, oder wie die Aufgabe genau aussehen wird und welche Gefahren in der Aufgabe vorkommen, ist dabei egal. Es wird über alles diskutiert, so lange und häufig wie möglich.

Jay zieht den Kopf ein und krallt eine Hand in den Träger seiner Tasche, während er sich durch die Schüler drückt. Anstelle der Gemeinschaftsräume scheinen alle die Flur zu bevorzugen, wenn es darum geht ihre neuen Theorien über die letzte Aufgabe zu diskutieren oder ihren Freunden und Bekannten von den neuen Gerüchten, um eben diese zu erzählen.

„Hey Kleiner. Warte einen Moment." Jay dreht sich um und sieht Cedric, der sich durch die Schüler zu ihm kämpft. „Meine Güte. Jetzt haben wir schon all diese Gemeinschaftsräume, die unglaublich bequem sind. Und trotzdem verstopfen alle lieber die Gänge, als sich in bequeme Sessel zu setzen, um in Ruhe zu reden. Manchmal verstehe ich sie nicht." Cedric schüttelt den Kopf.

Jay lächelt und lässt die Schultern sinken. „Scheint so, nicht wahr?" Cedric lacht und legt einen Arm um Jays Schultern.

„Du wolltest neulich etwas mit mir besprechen? Ist jetzt eine gute Zeit? Wir können raus aufs Gelände gehen." Jay nickt und sieht auf den Boden, der ihm auf einmal unglaublich interessant vorkommt. Er will eigentlich nicht darüber reden, aber er weiß, dass er es muss. Also geht er neben Cedric her und versucht sich im Inneren auf das bevorstehende Gespräch vorzubereiten.

Er hat wirklich Angst, wozu das Gespräch führen wird und ob der andere jemals wieder mit ihm reden wird, wenn er alles erfährt. Dabei muss er zugeben, dass er nicht einmal selbst weiß, ob er mit einer solchen Person befreundet sein wollte, oder nicht. Er würde vermutlich Zeit brauchen es zu verarbeiten, aber er ist nicht in dieser Rolle. Er ist in der Rolle des Beschmutzten und das macht ihm noch viel mehr Angst.

„Cedric! Da bist du schon. Komm! Sie verkünden die Auszählung der Abstimmung, wer der Champion für Hogwarts ist! Ich bin sicher, du hast gewonnen. Wer auch sonst?" Jay zuckt, als Cedric von seiner Seite gezerrt wird. Der Ältere wirft ihm einen besorgten und entschuldigenden Blick zu. Jay schüttelt den Kopf mit einem Lächeln und folgt Cedric, der in einen der größten Gemeinschaftsräume gezogen wird.

Auf dem zentral stehenden Tisch stehen mehrere Container, in denen Papiere gestapelt sind. Eine Gruppe steht um den Tisch herum und langsam, aber sicher kommen immer mehr Schüler in den Raum. Jay drückt sich in eine der Ecken und ballt seine Hände zu Fäusten, als der Raum voller wird und die Schüler sich zusammendrücken, damit möglichst viele von ihnen in den Raum passen.

Jay hasst es, doch als er sich zur Tür wendet, drückt er sich nur noch enger an die Wand. Er will sich noch weniger durch die Menge kämpfen als in dem Raum zu bleiben. Daher lässt er seinen Blick über die Menge wandern, bis er Cedrics Blick auffängt. Der Hufflepuff lächelt Jay an und zeigt ihm einen erhobenen Daumen.

Sein eigenes Lächeln schief und wackelnd, versucht Jay zu antworten, obwohl er sich absolut nicht wohl fühlt. Cedric scheint das zu merken, dreht sich zu dem anderen Hufflepuff um, der ihn in den Raum gezerrt hat und redet auf ihn ein, wird dann aber unterbrochen.

„Seid mal bitte still. Ihr wollt doch, auch alle hören, wer gewonnen hat! So wird das nichts. Sonorus. SEID MAL ALLE STILL, DAMIT ICH VERKÜNDEN KANN, WER DIE WAHL ZUM CHAMPION VON HOGWARTS GEWONNEN HAT!" Langsam, aber sicher wird der Geräuschpegel geringer und alle starren den jungen Mann neugierig an.

Jay erkennt ihn als einer der älteren Adler, dem die Verantwortung für diese Wahl übertragen wurde. Er ist sogar auf den Tisch geklettert und musste trotzdem einen Sonorus anwenden, damit alle ruhig genug werden und er sich an die Verkündung machen kann. Eine aus dem Wahlteam reicht ihm einen Zettel und er räuspert sich.

„MIT EINER MEHRHEIT VON ETWA 55% IST CEDRIC DIGGORY AUS HUFFLEPUFF DER CHAMPION VON HOGWARTS!" Der Raum explodiert förmlich in Lärm, sodass Jay nicht hören kann, was der Ravenclaw noch weitersagt. Aber es scheint ihm auch vollkommen uninteressant.

Sein Magen fühlt sich an, als wäre es ein einziger Stein, fest und schwer. Cedric wird in einem tödlich gefährlichen Turnier teilnehmen. Sein Cedric. Die Realisation sinkt langsam in sein Gehirn und Jay schnappt leise und abgehackt nach Luft. Er fühlt sich, als würde jemand eine Hand fest um seinen Hals schließen und immer weiter zudrücken, während er Cedric nicht aus den Augen lässt.

Cedric steht umringt von ihren Mitschülern und lacht, laut, fröhlich und ausgelassen. Alle gratulieren ihm und jubeln ihm zu. Von überall scheint ihm auf die Schulter geklopft zu werden und ab und an taumelt er, weil der Schlag dann doch zu heftig war.

„Wer auch sonst, wenn nicht du? Niemand könnte sich mit Cedric messen! Es war ja beinahe schon von Anfang an klar, dass Cedric das Rennen machen würde." „Cedric. Ich habe für dich gestimmt!" „Du wirst den Pokal für Hogwarts holen. Ehre und Ruhm!" „Und da wollte Nick Potter gewählt werden. Wer will schon Nick Potter, wenn wir Cedric Diggory haben können?!"

Jay kann die Gespräche um sich herum hören. Er weiß, er sollte sich für Cedric freuen, dass es eine große Ehre ist, für ihre Schule an diesem Turnier teilzunehmen. Doch er kann es einfach nicht. Er macht sich viel zu viele Sorgen und die Angst um Cedric hat ihn schon jetzt fest in ihren Klauen. Er wundert sich, wie er die eigentliche Aufgabe überstehen soll, wie er Cedric dabei zusehen soll, wie dieser in der Aufgabe antritt und gegenallerlei Gefahren kämpft.

Ihm wird schwindelig und er muss sich gegen die Wand lehnen. Das will er sich nicht vorstellen, doch die Bild in seinem Geist scheinen wie ein einem Karussell des Grauens gefangen zu sein. Immer wieder sieht er dieselben Bilder. Cedric, wie er von mystischen Bestien angefallen wird, wie er magischen Fallen zum Opfer fällt oder exotischen Pflanzen. Jays Atem beschleunigt sich bis fast zum Hyperventilieren.

Cedric sieht zu Jay hinüber und beinahe sofort steht Besorgnis in den von Jay so geliebten warmen Augen. Jay kann sehen, dass Cedric versucht zu ihm zu kommen, doch dass ihn seine Mitschüler nicht durchlassen. Er versucht zu lächeln, doch das misslingt ihm, dass kann er fühlen, und dann wird alles schwarz.

Die neue Generation im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt