Im Wald

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Jay drückt ein Kissen gegen seine Brust und sah verträumt aus einem der Fenster hinaus in den See. „Jay. Wie lange warst du denn gestern noch tanzen?" Dana wirft sich auf das Sofa neben Jays Sessel und schaut ihn aus großen Augen an. „Ach, komm schon. Sag was?" „Noch eine Weile. Ich weiß nicht, wie lange genau."

Dana quietscht. „Das ist so süß. Hat Cedric dich wieder hier runtergebracht? Sicher doch. So wie er sich gestern verhalten hat, muss er das getan haben. So ein Gentleman. Es hat dich jeder um ihn beneidet. Also, hat er?" „Ja. Er hat mich runtergebracht. Und ich glaube nicht, dass man mich am meisten beneidet hat."

„Ja, ja. Man hat auch Jill beneidet, aber dein Vater ist für die meisten dann doch zu alt und gilt immer noch als Todesser, auch wenn sich das ändert. Aber dennoch. Und dann noch Granger, der Biberzahn. Wie zur Hölle konnte die Taschas Bruder kriegen?" „Victor war einige Male in der großen Bibliothek. Ich habe ihn dort getroffen." „Und der Biberzahn lebt dort ja schon fast. Trotzdem. Ein weltbekannter Quidditchstar und dieser Biberzahn. Das will einfach nicht in meinen Kopf."

Dana rauft sich die Haare. „Also war das schon fast ein Wettkampf zwischen dir und dem Biberzahn. Die sah zwar gestern gut aus, aber so wie die eigentlich aussieht. Da kann man sie leicht mit einem Besen mit Biberzähnen verwechseln." „Wechseln wir lieber das Thema, bevor du zu gemein wirst." Dana schiebt schmollend die Unterlippe vor.

„Hast du gestern noch mit deinem Vater gesprochen, über das was Potter gesagt hat? Er klang so selbstsicher. So als hätten die irgendwas vor." Jay nickt und drückt das Kissen noch enger an sich. „Wir haben kurz darüber gesprochen. Vater und Jill haben den gleichen Verdacht wie du und wollen da die Tage direkt reinschauen."

„Vernünftig. Das kann ja richtig heftig werden, wenn Potter schon so öffentlich so etwas ausspricht." „Du meinst Lord Potter, nicht Nick Potter, oder?" „Natürlich. Nick Potter ist ein Idiot. Das heißt aber leider auch, dass man nicht weiß, ob die wirklich ein Ass im Ärmel haben, oder ob der blafft. Wobei, blaffen kann der nicht. Eher ob Nick schon wieder eine halbgare Idee ausplappert." Dana schnaubt.

Jay lacht. „Du scheinst dich nicht entscheiden zu können, ob du Nick als Idiot nun magst oder nicht." „Als Idiot ist es einfacher ihn auszuweichen und ihn in Fallen zu locken. Aber es ist auch verdammt schwer einen solchen Idioten auszurechnen. Das ist schon fast, als würde man gegen einen Meisterstrategen spielen."

„Schon verstanden. Kommst du mit nach draußen? Das Wetter soll nur noch für ein paar Tage so schön bleiben." „Du willst nach deinen kleinen Freunden sehen, oder?" Jay nickt und Dana lacht. „Klar komme ich dann mit. Sollen wir die anderen auch fragen?" „Und ich dachte, du wärst nur mit Theo zum Ball gegangen, weil ihr Freunde seid." „Oh, ha ha. Sehr lustig Jay."

Dana wirft ein Kissen nach Jay, der dem ausweicht und im Jungsflügel verschwindet. In ihrem Zimmer fläzt Theo auf seinem Bett, ein aufgeschlagenes Buch in den Händen. „Oh, hey." Meint er. „Willst du mit rauskommen? Dana und ich gehen ein bisschen raus." „Schneit es nicht?" „Nein. Aber die nächsten Tage soll es dann heftig stürmen. Dann kommen wir nicht mehr so einfach raus."

Theo setzt sich auf, während Jay sich bereits in seine warmen Winterklamotten wickelt. „Ja. Ich komme mit. Habe ja eh nichts Besseres zu tun." Wenige Minuten später stapfen sie zu dritt durch den Schnee vor dem Schloss. In Jays Taschen befindet sich Futter für die verschiedenen Tiere auf dem Schlossgelände, dass er aus der Küche geholt hat.

„Wo wollen wir hin? Zu den Nifflern?" will Dana wissen. „Wir können bei ihnen vorbeischauen, aber es kann sein, dass sie Winterruhe halten und nicht zu sehen sein werden." murmelt Jay. „Lasst uns trotzdem mal nachsehen, ob sie da sind. Sie sind so putzig." lacht Dana. Jay stimmt zu und steuert den Bau der Niffler an.

Im Schnee vor dem Bau sind keinerlei Spuren und auch der Eingang des Baues selbst ist von Schnee bedeckt. „Sie sind in Winterruhe. Unwahrscheinlich, dass sie heute rauskommen, auch wenn wir warten." „Okay. Lassen wir sie in Ruhe. Können wir irgendwelche andere Tiere sehen?" „Wir können es an einer der Futterstellen probieren. Ich kenne eine, wo beinahe immer Tiere sind. Kommt mit."

Jay stapft als erster in Richtung des Waldes, die anderen beiden folgen ihm. Unter den Bäumen ist der Schnee nicht mehr ganz so tief und sie erkennen die Spuren verschiedener Tiere im Schnee, der unter ihren Füßen knirscht. „Jay, weißt du, was das für Tiere waren?" „Moment." Jay hockt sich in den Schnee und untersucht die Spuren, auf die Dana gezeigt hat, genauer.

„Das hier waren Bowtruckle. Eine kleine Gruppe. Vielleicht vier oder fünf. Haltet euch also lieber von den Bäumen fern." Theo und Dana weichen sofort von den Bäumen zurück und Jay lacht, führt sie dann aber weiter in den Wald hinein. Sie kommen an eine Lichtung, auf der eine Futterkrippe steht. „Mondkälber. Die sind sau selten." haucht Theo, als sie sich am Rande der Lichtung hinkauern und die seltenen Tiere beobachten, die sich an Salat genüsslich tun.

„Die habe ich hier auch noch nie gesehen. Thestrale und Einhörner schon, aber noch nie ein Mondkalb. Sogar ein Zweihorn schonmal, aber nie die." Jay ist besonders fasziniert und kann den Blick kaum abwenden. Doch ein Zwitschern und Fiepen in den Ästen über ihnen schreckt die Mondkälber auf und sie verschwinden im Schneebedeckten Wald.

Jay kramt in seiner Jackentasche und holt einen Beutel mit Körner und getrockneten Beeren heraus. „Wollt ihr sie auch füttern?" fragt er die anderen beiden und schüttet ihnen etwas davon in die Hände. Er selbst zieht auch die Handschuhe aus und schüttelt etwas auf seine Handflächen. Kaum hält er die etwas von einem Körper weg, da landen auch schon die winzigen Vögelchen darauf und beginnen zu picken.

„Sind das Schnatzer?" „Ja. Sie leben hier. Und da die Jagd auf sie schon so lange verboten ist, sind sie relativ zutraulich." antwortet Jay Theo und betrachtet die Vögel. Ein paar Moment lang bleiben sie so, dann zerreißt ein schrilles Heulen die kalte Luft. Die Vögel fliegen auf. Die drei Schüler ducken sich erschrocken hinter einen immergrünen Strauch.

„Was ist das denn?" will Theo wissen. „Ich glaube, dass gehört zum Sicherheitssystem der Schule. Wir sind hier ganz in der Nähe der Grenze." Jay deutet in die Richtung der Grenze des Schulgeländes. „Kommt. Ich will wissen, was da los ist." „Dana, bist du verrückt? Das könnte gefährlich sein." „Sei kein solcher Angsthase Theo. Wir gehen ja nicht über die Grenze. Wir schauen nur mal, was da los ist."

Der Schnee unter ihren Füßen knirscht beinahe lautlos, als sie in Richtung der Grenze schleicht. „Wir können sie nicht alleine gehen lassen." meint Jay und sie folgen Dana. „Da ist die Grenze." Die Luft flimmert leicht und sie hocken sich hinter eine massive Tanne. „Der Direktor und Professor West." flüstert Dana.

Die beiden Professoren stehen direkt an der Grenze. Dana legt einen Finger an die Lippen. „Wer sind sie? Und warum versuchen sie in die Schule einzubrechen?" Die Stimme des Direktors ist so streng, wie keiner der Schüler sie je gehört hat. Ihnen rinnt ein Schauer über den Rücken. Professor West richtet seinen Zauberstab auf etwas, murmelt leise und ein weißes Licht schießt aus seinem Stab.

Er trifft etwas und das wächst vor den Augen der erstaunten Schüler zu einer erwachsenen Frau heran. Theo schlägt Dana eine Hand über den Mund, als diese aufjapst. Zu ihrem Glück scheint keiner der Erwachsenen sie bemerkt zu haben. „Nun Miss Kimmkorn. Was haben sie an der Schule zu suchen?"

„Sie weigern sich, Reporter zu ihrem Turnier zuzulassen. Ich versuche nur, meine Leser auf dem Laufenden zu halten." „Wir haben sie nicht zugelassen, weil sie sich geweigert haben, den Vertrag zu unterschreiben. Hätten sie zugesagt, dass sie keinen minderjährigen Schüler interviewen, dann hätten sie problemlos Zugang zum Turnier erhalten."

„Das ist Einschränkung der Presse." „Nein. Das ist Durchsetzen von Kinderschutzrechten. Und diese stehen in unserer Gesellschaft an höchster Stelle, wie sie wohl sehr wohl wissen." Die Frau zetert und schimpft, doch die beiden Professoren sind unerbittlich und schicken sie dann weg. Die drei Schüler warten mit angehaltenem Atem, bis auch die Professoren weg sind.

„Das war Rita Kimmkorn. Die berühmte Reporterin des Tagespropheten." „Stimmt. Und sie hat versucht in Hogwarts einzubrechen." stimmt Theo Dana zu. „Ich will echt kein Spielverderber sein, aber ich will zurück ins Schloss. Wer weiß was passiert, wenn uns jemand hier erwischt." meint Jay. Die andern zwei stimmen zu und gemeinsam verschwinden sie wieder im Wald Richtung Schloss.

Die neue Generation im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt