Schule

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Bretter dicht an dicht bilden die schmalen Wände die uns umgeben. Wache Kinderaugen sehen zu mir herauf. Still sitzen sie auf ihren Fellen vor ihren tiefen Holztischen. Es ist ein kleiner Raum. Doch die 11 Kinder passen gut hier herein. In vier Reihen sind sie aufgeteilt. Doch der Platz ganz hinten, von mir aus links, war leer. Es war der zwölfte Platz. In jeder Reihe befinden sich drei Einzelplätze, so ist es nur logisch das einer frei bleibt. Es sind ja nur 11 Schüler...

Und ich bin ihre Lehrerin. Ohne Qualifikation. Einfach in diesen Raum gestellt worden, damit die Kinder etwas lernen. Sie sagen mir nicht einmal was ich ihnen beibringen solle. So muss ich mich wohl an sie wenden.

Tief atme ich ein. Dann gehe ich einen Schritt nach vorne. Nun stehe ich direkt vor der Reihe in der Mitte. Direkt vor einem zierlichen Mädchen mit blauen, wache Augen und langen, ordentlich nach hinten gekämmten Haaren die golden im Licht der Sonne schimmern, welches durch die Fenster ohne Glas in den Raum fällt.

Hinter ihr sitzt ebenfalls jemand mit blauen Augen. Ein breitgebauter Junge mit kurzen braunen Haaren. Doch mein Blick wird mehr von den violetten Augen des Jungen ganz hinten angezogen. Er wirkt ziemlich groß. Seine braunen Haare sind unten Kurz und Oben zu einem Zopf zusammengebunden. Die mandelförmigen Augen schmulen grade belustigt zu dem Mädchen neben ihm. Sie erwidert mit ihren etwas dunkleren, grünen Augen den Blick und lächelt dabei verschmitzt. Ihre dunkelbraunen Haare sind im Nacken zu zwei Zöpfen gebunden. Sie hat im Gegensatz zu dem Violetten ein ehr rundes Gesicht. Doch beide wirken frech und mir wurde sofort klar das ich mit den beiden Kindern noch so manche Auseinandersetzungen haben werde.

"Mein Name ist Sila Klein. Ich werde ab heute eure Lehrerin sein." stelle ich mich endlich vor. Die ganze Zeit ist es still gewesen. Doch jetzt beginnt das leise Raunen den Raum zu füllen. Der Arm des Mädchens, welches vor der kleinen mit den zwei Zöpfen sitzt, schnellt nach oben. Sie grinst breit und kann sich kaum noch zusammenreißen auf ihrem Fell sitzen zu bleiben. Noch bevor ich mich dran machen kann sie ran zu nehmen, beginnt sie zu reden. "Mein Name ist Elea-Marie Allen." stellt sie sich viel zu schnell redend vor. "Wie sollen wir sie ansprechen? Wie alt sind sie? Wo kommen sie her? Sind sie schon lange im Dorf? Ich glaube nicht das sie lange im.."ich hebe meine Hand und sie versteht sofort. Denn sie unterbricht sich selbst. Alle werden Still. Denn ich sehe mit kaltem Blick die Kinder an. Meine Hand macht ihnen klar sie sollen ruhig sein. Die Tatsache das ich stehe, sie so zu mir herauf sehen, gibt ihren Rest. So ruhen alle Augen erneut auf mir. Dieses Mal etwas verwirrt. Ich atme erneut langsam und geräuschvoll ein.

"Mein Name ist Sila Klein. Ich bin eure Lehrerin. Nicht mehr, nicht weniger. Ich versuche euch alle Fragen zu beantworten. Doch was mich oder andere Eyes angeht werde ich keine Frage beantworten. Vergangenheiten haben euch nicht zu interessieren. Merkt euch das." mit diesen Worten nehme ich die Sicherheit aller Kinder. Verlegen sehen sie auf ihre Tische. Nur die beiden ganz hinten nicht. Sie starren mich an. "Ihr beiden, da hinten. Wie heißt ihr?" rufe ich sie auf und verschränke meine Arme hinter meinem Rücken. Der Violette streckt sich entspannt. Alle sehen ihn nun an. "Ich heiße Henrie. Henrie Miller." stellt er sich vor während er sich am Hinterkopf kratzt. "Du stehst jetzt auf, stellst dich grade hin und machst das gefälligst richtig." werfe ich ihm kalt und ruhig an den Kopf. Er mustert mich kurz. Ich könnte das Buch von Sarwig verwetten das er Unsicherheit in meinem Blick sucht. Doch als er nichts zu finden scheint steht er auf und stellt sich richtig vor. "Gut Henri. Sag mir was habt ihr schon in der Schule gemacht?" frage ich ihn. Der Junge verlagert sein Gewicht gelangweilt von einem Bein aufs andere. Seine Körperhaltung ist wirklich schrecklich. "Nichts. Heute ist der erste Schultag." gibt er nur halbherzig kund. Er sieht zu seinem Fell und scheint zu überlegen ob er sich wieder setzen kann. Aber er scheint sich dagegen zu entscheiden. Zu seinem Glück. "Was könnt ihr?" "Hä?" "Das heißt wie bitte! Setz dich." erschrocken sehen mich alle an. Meine Stimme würde die Temperatur eines Eiswürfels haben, könnte man sie messen. Mein Blick ist streng und fokussiert. Die Kinder scheinen stränge nicht zu kennen, dabei bin ich doch wirklich noch nett. Anton Sander hätte mir für solch eine Antwort eine ohrfeige verpasst. Ida Brandes hätte mir wohl ein Tritt ins Gesicht geschenkt und dazu eine Mahlzeit weniger gegönnt. Die Kinder sollen sich also nicht so haben.

Sila KleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt