"Linn Jäger! Leg die Äpfel in den Korb, aber schnell." endlich kriege ich das Mädchen am Arm zu fassen. "Es reicht. Du hast heute genügend Ärger bereitet." fahre ich sie an. Seit Stunden bereitet sie mir Ärger. Klaut Äpfel schmeißt sie umher, versteckt Leitern damit die anderen nicht mehr von den Bäumen kommen. Es reicht mir, so geht es nicht weiter. Dieses Kind macht mich noch wahnsinnig. "Dana, kannst du bitte Paul aufsuchen damit er euch beaufsichtig, ich habe ein ernstes Wort mit Linn zu bereden." spreche ich meine gelbäugige Schülerin an, die gerade neben mit ihren vollen Apfelkorb zu den anderen stellt. Sie nickt überschwenglich, so dass ihre kurzen rote Haare noch wirrer werden als vorher. "Danke." bedanke ich mich ruhig und schon rennt die Kleine los. "Nun zu euch." ich sehe die beiden Jungen die vor mir auf der Erde sitzen streng an. Ben Jahns, ein kleiner und frecher Junge. Leider ist er ein Brauner und damit ziemlich ungestühm und kaum aufzuhalten. Neben ihm sitzt Henri Miller mit knirschenden Zähnen. Er ist der größte aus der Klasse, sehr ungestühm. Seine violetten Augen und sein Zopf lassen ihn ziemlich alt wirken. Beide Jungen stecken mit Linn unter einer Decke. Doch sie ist diejenige die sie zu allem Unsinn anstiftet. "Ben, Henri! Ihr beide hört jetzt auf mit dem Mist sonst wird es Folgen haben. Ich habe eigentlich nicht vor zu eurem schlimmsten Albtraum zu werden. Doch wenn ihr mich zwingt werde ich das, da könnt ihr mir glauben!" knurre ich sie an. Beide zucken zu meinem Erstaunen zusammen. "Jetzt steht auf und helft mit, doch wehe euch ihr macht Paul Probleme. Verstanden?" füge ich hinzu. Beide nuschel leise eine Zustimmung. "Gut." akzeptiere ich das genuschle. Doch wie sehr diese Haltung von den Kindern und das Genuschel mich aufregt. In der Militärschule hätten wir für sowas einen gepflegten Tritt ins Gesicht von Anton Sander bekommen.
"Sila, was ist los?" reist mich Paul aus den Gedanken. Ich sehe auf. Da kommt er an mit Dana auf den Schultern. Sowas Unsinniges, wieso tut er das? "Kannst du bitte auf die Kinder aufpassen?" "Ja klar wieso?" "Linn macht zu viel Ärger, sie behindert die anderen und jetzt reicht es mir. Sie bleibt nicht hier." Paul sieht micht traurig an. "Sila, sei nicht so streng. ich weiß sie ist ein Problemkind aber..." "Nichts mit aber! Paul ich habe nicht überlebt um mich hier von einer kleinen Nervensäge auf den Arm nehmen zu lassen. Wir sehen uns." ich drehe mich um und gehe los. Doch Linn will nicht laufen. Da meine Nerven zum zerreißen gespannt sind klemme ich sie mit ohne Problem under den Arm. Sie beschimpft mich, tritt und schlägt um sich. Doch ich ignoriere es. Denn all das berührt mich nicht, so wie alles andere auch.
"So! Es reicht. Halt die Luft an Zwerg." ich stelle das Kind vor mir auf die Beine.
Wir sind wieder im Klassenraum. Ich setze mich im Schneidersitz vor die Tür. Sie bleibt jetzt in diesem Raum bis sie einsieht was sie falsch gemacht hat. So sehe ich sie kalt an. Kalt und geduldig, die Arme vor der Brust verschrängt. Das Mädchen ballt ihre Fäuste. "Was willst du von mir?" faucht sie mich an. "Ich will nur das du einsiehst was du falsch machst." erwidere ich kalt. "Ich mache alles richtig." kontert sie. Ich lache in mich hinein. "Andere nerven, bei der Arbeit behindern und sogar gefährden ist also richtig." Ein kalter, glasiger Blick ist die Antwort des Kindes auf meinen Spott. Doch ich lehne mich etwas nach vorne. "Weißt du denn gar nicht zu schätzen was du hier alles hast?" zische ich wütend. "Ich habe nichts was ich schätzen kann. Ich hasse alles und jeden." "Henri und Ben?" "Die sind anders." Ich ziehe meine Augenbrauen hoch. Der kleine Zwerg hier meint es wirklich ernst. "Was ist mit deiner Familie, hasst du sie auch?". Urplötzlich spannt sich der Körper der kleinen an. Sie dreht sich holt aus, ziehlt auf mein Gesicht und schlägt zu. Automatisch hebe ich meine Hand und greife ihre Faust. "Was sollte das denn bitte?" knurre ich, doch bleibe entspannt. "Sie sind tot du doofe Kuh." schreit Linn aus vollem Herzen. Ich ziehe stehe auf und stelle mich direkt vor ihr hin. "Na und? Denkst du nicht wir alle haben Leute die wir lieben verloren? Du beschwerst dich das deine Eltern gestorben sind? Weißt du was wir anderen durchmachen durften? Volter, Krieg, Mord. Die meisten von uns wissen nichtmal wie ihre Eltern aussehen. Wir sind doch nur Waffen. Wir durften keine Gefühle haben. Wir durften nur töten. Ob jung oder alt. Ich sah schon Kinder in deinem Alter vor mir in der Luft zerfetzen also halt die Luft an und höre auf dich zu bemitleiden. Ich tu es nicht. Jonatan tut es nicht. Keiner der Flüchtlinge tut es. Doch kleine, verwöhnte Eingeborene wie du tun es. Ironie des Schicksals nicht war" meine Stimme wird mit jedem Wort, jedem Buchstarben den ich ausspreche immer angespannter. Plötzlich erreicht mich wieder etwas, und dieses etwas ist klare Wut. Denn aufeinmal sehen mich die Aufgerissenen Augen der kleinen Mädchens von damals an. Ich spüre wieder die Leiche meines besten Freundes in meinen Armen liegen. In den Armen welche sich so oft um ihn geschlossen hatten, da man kurz entlich mal wieder etwas Halt brauchte... Ich verstehe es einfach nicht. Wieso darf diese verwöhnte, zickige, lästige Göre leben? Doch all diese wunderbaren Eyes lassen da draußen ihr Leben und erfahren nie wie es ist willkommen zu sein. Ich verstehe es nicht. Und ich will es auch nicht verstehen. Niemals. Sowas kann man nämlich nicht erklären oder rechtfertigen. Und all das lässt mein Herz immer intensiver schlagen. Ich spüre jede Ader meines Körpers. Sie fühlen sich an als würden sie gleich in einzele Stücken zerreisen. So viel Wut fließt durch sie. So ballen sich meine Fäuste von allein. Da ich ansonsten das Gefühlt habe jeglichen Halt über mich zu verlierien.
"Du bist nicht im Recht, Sila Klein." knurrt mich dieses kleine Kind mit all ihrem Mut an. "Ich meinte nie das ich es wäre." antworte ich darauf jedoch darauf hin nur knurrend. "Dann höre selbst auf dich zu bemittleiden. Wie du selbst sagtest, alle machen das durch." Das große Bedürfnis ihren Kopf zu nehmen und auf den Boden zu schmettern breitet sich in mir aus. Sie weiß nicht was ihre Worte für Stürme in mir verursachen. Sie weiß nicht was sie da gerade gesagt hat. SIe ist noch ein Kind. Sie kann es nicht besser wissen. Sila, bleib ruhig, tu ihr nichts. Sie ist ein Kind. Nur ein kleinen verzogenes Kind. DU warst sicher auch mal so verlaut und frech... Ach Scheiß drauf! Sie kann mit jedem so umgehen doch nicht mit mir!"Kleine, hast du schonmal gegen eine meiner Art gekämpft?" aufeinmal höre ich ein grollendes Lachen um mich, mein grollendes Lachen. "Nein? Das willst du auch nicht... Denn für uns sind selbst Bäume nur kleine Stöcker im Weg." schallt meine Stimme in tiefer Tonlage. Meine Hand streckt sich nach hinten und ergreift die Tür. Mit einem Hieb reiße ich diese aus und schmettre sie fast im selben Moment über meinen Kopf und den der kleinen Nervensäge, quer durch den Raum. Die Tür ergreift die Hinterwand und zerschellt laut am Lehm. Dieser Bröckelt dabei und Risse ziehen sich über die ungerade Ebene. Kullerrunde Augen starren mich voller Angst an. Ruhe. Kein Ton traut ich durch den Raum zu wandern, die stehende Luft erfasst alles. Und meine Wut beginnt sich ein wenig zu beruhigen. Erst jetzt realisiere ich was ich getan habe. "GEH!" schreie ich Linn an. Doch mein Blick löst sich nicht von den Überresten der zerschellten Tür. "Ich sagte du sollst gehen." fauche ich noch einmal mit scharfen Ton. Wenige Sekunden vergehen, Sekunden welche sich anfühlten wie Stunden in welchen meine Zeit als Soldatin nocheinmal an mir vorbei geht und mein Herz zerreist. Dann bewegt sich endlich das erstarrte Mädchen wieder. Schnell huscht ihre Gestalt an mir vorbei. " Linn was machst du... oh mein Gott, was ist denn hier passiert." erklingt aufeinmal eine Stimme hinter mir. Ich drehe mich, noch voller Wut und Trauer um. Ich erhasse einen Blick in strahlen blaue Augen. Jede Wut verfliegt und nur noch die Trauer bleibt. Eine Trauer schwerer als jede Last, die ich jemals tragen musste. Sie nimmt mir jede Kraft und füllt meine Augen mit Tränen, so wie mein Herz mit Leere und Lügen gefüllt ist. "Paul, bitte, töte mich"

DU LIEST GERADE
Sila Klein
FantasyNiemand weiß was wir genau sind, doch jeder meint zu wissen WIE wir sind. Grausam,herzlos, nur so beschreibt man uns. Doch wir wissen nicht mal wodurch wir ihren Hass gelegt haben und weswegen wir ihn unser ganzes Leben bestimmen lassen müssen. Wir...