So saß ich gestern da. Meine Finger glitten zitternd in die Tasche meiner Hose in welcher ich das Buch aufbewahrte. Der lederne Einband des Buches wurde von meinen Fingerspitzen gefunden. Die greiften zu, holten mit einer schnellen Bewegung das Buch aus der Tasche. Dann lag es vor mir. Weißes Licht drang schwach in den Raum. So wirkte es hell für mich, zu hell zum schlafen. Doch gleichzeitig war es auch dunkel. So dunkel, dass ich kaum das Buch auf meiner Decke finden konnte.
Der Gedanke das Buch einfach wieder in der Tasche verschwinden zu lassen kämpfte in meinem Kopf mit meiner ängstlichen Neugier. Und obwohl meine Angst so groß war, wanderten meine Finger zu dem Buch. „Ich würde nur nach meiner Familie gucken. Sonst werde ich nichts lesen.“ flüsterte meine Stimme zu mir selbst. Immer und immer wieder, mit dem Wunsch das mein Herz nicht mehr so schwer sein würde, oder zum mindestens aufhören würde so panisch zu pochen. Ja, meine Angst vor der Wahrheit war groß. Denn das was ich von Kyros über meine Familie erfahren hatte war zwar etwas, aber es war wenig.
Es waren wenige Informationen. Jedoch war es viel Schmerz. Viele Lügen. Ich wollte nicht mehr im dunklen Irren ohne die Wahrheit über mich und meine Wurzel zu wissen. Doch ich wollte auch nicht unbedingt noch weiter verletzt werden. Ich wusste aber ebenfalls, dass es wohl nicht umgehbar ist...
Genau deswegen fand ich doch den Mut und griff das Buch. Ich sammelte alle Kraft in mir, rutschte vom Bett und ging zu dem Fenster. Meine freie Hand packte den Stoff, welcher das Fenster verschloss, und zog ihn mit einem Ruck weg. Sofort tunkte das klare Licht der Scheibe, auch Mond genannt, das kleine Zimmer in eine genauigkeit, welche es zuließ alles zu sehen, wie am Tag. Nicht mehr nur Konturen. Es war alles zu erkennen. Sogar das Muster der langen Holzbretter, welcher aneinander gereiht den Fußboden bilden. So konnte ich meinen Blick auf das Buch richten. Um den weichen, unebenen Ledereinband war eine raue Schnur gewickelt. Sie hielt alles zusammen. Denn zwischen den Seiten scheinen noch mehr lose Seiten zu sein. So musste ich vorsichtig sein als ich unruhig zitternd die Schnur löste und das Buch öffnete. Bleich als erstes lag eine umgedrehte, ausgerissene Seite zwischen dem einband und den ersten Seiten des Buches. Mit krakeliger Schrift, die mich irgendwie sehr vom Stil her an die ersten Versuche eines Kindes erinnert welches grade schreiben lernt, standen dort ein paar Wörter geschrieben.
Sila das könnte dich interesieren. Libe grüse Sarwig.
Seine Rechtschreibung schien grausam zu sein. Doch das war mir in diesem Moment nur einen kurzen Gedanken wert. Danach richtete sich meine Aufmerksamkeit den Fragen, was wohl in diesem Brief steht. Um ehrlich zu sein, es kostete mich Meilen an Überwindung diese Seite umzudrehen und zu lesen. „Lieber Sarwig,“ diese Anrede fiel mich geradewegs ins Auge. Es war also ein Brief. Einer indem Sarwig wohl etwas erfahren hatte was für mich relevant sein könnte. Mit dem Rest des Satzes wurde meine Vermutung bestätigt: „wenn du dich erinnern kannst, ein paar mal habe ich die Familie Klein erwähnt.“ Ich atmete also noch einmal tief ein. Dann las ich ihn. Den Brief.
Hinter diesem Namen ist eine große Bedeutung. Denn diese Familie füllte lange mein Leben. Als ich jung war, wurde mein Dorf von dem Menschen niedergebrannt. Alle Eyes wurden getöted. Doch weil ich anders bin überlebte ich. Du weißt das ich eine Missgeburt bin. Ich bin alle Arten an Eyes in einem. Das fanden die Menschen beängstigend. Sie wollten mehr über mich erfahren. Doch wollten mir nicht zu nah treten. So suchten sie eine Familie an Eyes. Eine Familie die schlau war und die sie trotzdem fest in der Hand hatten. Da stießen sie auf ein junges Elternpaar, aus einem anderem Dorf, welches um die Hilfe für ihr schwer krankes Kind bettelte. Sie boten ihnen Hilfe an, versprachen das Kind zu nehmen, wenn sie ihr Leben dafür hingaben mich zu untersuchen. Die Eltern, welches ihr Kind liebten, sich gegenseitig liebten, nahmen an. Das junge Paar studierte, bekam alles was sie brauchten um gut zu Forschen. Ich lebte in einer kleinen Zelle. Mit Angst im Herzen und Verlust. Dann begann die Zeit. Es wurde an mir geforscht. Unzählige Experimente wurden gemacht. Ich wurde älter. Doch dann nach meinem 19 Geburtstag wurde das Zuhause der Kleins überfallen. Menschen probierten mich zu töten. Ich, schlafend in meiner Zelle, wurde erschossen. Als das Ehepaar das bemerkte, mussten sie handeln. Sie hatten mich in ihr Herz geschlossen. Dazu war ihr Kind immer noch bei den Menschen. Mit allen mitteln versuchten sie mich wiederzubeleben. Nach einer Stunde öffnete ich meine Augen. Seit diesem Tag wurde ich nicht älter. Seitdem ist mein Körper eiskalt und ewig 19 Jahre alt. So erscheint es. Doch eigentlich ist es nur so, das mein Körper unglaublich langsam altert. In zehn Jahren altere ich wie in einem Jahr, vor dem Unfall. Eine weitere Besonderheit seitdem sind meine Augen. Sie sind nicht mehr Türkis. Ich kann auch die verschiedenen Besonderheiten der Arten nicht mehr gleichzeitig nutzen. Je nachdem welche ich nutze, so färben sich meine Augen. Nicht nur ich staunte schlecht. Auch das Paar staunte. Doch nach ein paar Turbulenzen kehrte der normale Alltag ein. Ich saß wieder viel in meiner Zelle und starrte nach draußen. Dann starb das Paar. Ihr Kind mit ihrem Ehepartner zog ein. Beide waren gebildet und wussten alles über die Arbeit von dem Paar. Nina hieß ihre Tochter. Sie hatte die ganze Zeit im Haus gewohnt. Zusammen mit ihrem Mann Willi. Sie behandelten mich ganz anders als das Paar. Sie machten meine Zelle erträglicher und ließen mich ab und zu sogar in dem Keller herumlaufen. Sie vertrauten mir und behandelten mich gut. Ich war wie ein Teil der Familie. Ich sah ihre Kinder. Emilia, Leila und Franz. Ich spielte mit ihnen als sie klein wahren. Später kamen sie zu mir und redeten einfach. Als Franz älter wurde half er auch bei der Arbeit seiner Eltern. Dann war er lange verschwunden. Auch Emilia und Leila kamen immer seltener. Sie waren nun alle erwachsen. Emilia und Leila sah ich nach ihren 15. Geburtstagen nie wieder. Sie waren fort. Nur Franz kam wieder. Er war stiller. Er erzählte mir seine Schwestern seien im Krieg gefallen. Er selbst war dazu bestimmt worden die Arbeit seiner Eltern weiter zu führen. Obwohl er der jüngste wahr. Für Franz war diese Zeit die schwerste in seinem Leben. Mit dem Gefühl die Schuld an dem Tod seiner geliebten Schwestern zu haben. Nur weil er dazu bestimmt wurde weiter zu forschen hatte er so viele Privilegien. Bildung, Arbeit und vor allem diese Sicherheit. Er war sicher vor dem Militär und vor dem Tod. Seine Schwestern nicht. Er hatte seinen Schwestern all das weggeschnappt. Sie hätten es mehr verdient. Oft hatte er mir das erzählt. Er war in sich zerbrochen. So vergrub er sich in seiner Arbeit. Doch dann traf er eine interessierte, im Herzen warme Wissenschaftlerin. Ich weiß noch wie er mir von ihr erzählte. Wie ein kleiner Junge hatte er geschwärmt. Er eroberte sie. So kam das Glück zu ihn zurück. Doch kurz vor der Hochzeit der beiden starben seine Eltern. So übernahmen die beiden mich und ließen das Heiraten erst mal. Sie fühlten sich nicht wohl. Denn ihn wurde klar, das sie nur durch die Arbeit mit mir, den Luxus hatten zu heiraten. Ihn wurde klar, das sie alles nur hatten, weil sie mich in einem Keller gefangen hielten und mich erforschten. Oft kamen sie mit traurigen Gesichtern zu mir. Ich lächelte sie an. Doch sie wagten es nicht in mein Gesicht zu schauen. Erst seit dem Tag wo ich sie durch die Gitterstäbe griff.Sie festhielt und ihnen folgendes sagte. „Fühlt euch nicht schlecht. Die Zeit hier ist für mich keine schlechte. Ich habe essen, ein warmes Bett und wahre Freunde durch euch. Ich bin euch vom Herzen dankbar, so bitte nehmt die Privilegien an die ihr durch mich bekommen könnt. Ich hätte einmal alles für so viel Freiheit getan.“ich hatte in ihre violetten Augen geschaut. Dann sie losgelassen und mich an das andere Ende der Zelle gesetzt. Ach ja. Heute sind sie Eltern von den Zwillingen James Klein und Jakob Klein und stolze Großeltern der kleinen Sila Klein. Diese drei bemerkenswerten Eyes
Weiter ging es nicht. Die Seite war voll. Die kleine Schrift ging füllt es bis zum Rand. Es lag dort keine weitere Seite. Ich hatte kurz mit dem Gedanken gespielt nach der Fortsetzung zu suchen. Doch dann kam meine Angst wieder. Erstmal sollte ich mir der Bedeutung dieser Wörter die gelesen hatte im Klaren werden, ergriff mich die Vernunft. Die Seiten des Buches werden von mir wieder geschlossen und die Schnur wieder um den Einband gewickelt. Ich ließ es in meine Hosentasche fallen, wie als würde ich mich daran verbrennen wenn ich es weiter berühren würde. Und zu guter Letzt schloss ich den Reißverschluss der Tasche.
Erst dann fühlte ich mich wieder etwas sicherer. Erst dann konnte ich wieder tief einatmen. Mein Blick wanderte hoch. Der Mond sieht zu mir herab. Er ist kugelrund und tröstend. Ich mag diese Scheibe da irgendwie. Sie ist verloren, da oben, zwischen all diesen kleinen Sternen. Doch trotzdem scheint sie hell, weißt anderen den Weg.
Ob Kyros sich grade auch den Mond ansieht?
Denkt er an das was meine Familie ihm antat? Denkt er an seine Familie die er hatte als er klein war? Oder kann er sich vielleicht gar nicht mehr an sie erinnern? Schließlich sind sie seit 100 Jahren tot...
Wie kann dieser Mann so locker sein, wenn er so viel verloren hat?
Wie kann er meinen Vater lieben, wenn er zu der Familie gehört die ihn über Generationen erforschte und einsperrte? Wie kann er so gut über meine egoistische Familie denken?
Ich verstehe das nicht, wie konnte meine Familie nur so lange die eigene Rasse verraten und ihm so viel Leid antun? Wie?

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Sila Klein
FantasyNiemand weiß was wir genau sind, doch jeder meint zu wissen WIE wir sind. Grausam,herzlos, nur so beschreibt man uns. Doch wir wissen nicht mal wodurch wir ihren Hass gelegt haben und weswegen wir ihn unser ganzes Leben bestimmen lassen müssen. Wir...